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Heute schon geträumt

Heute schon geträumt

Titel: Heute schon geträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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ich nehme noch einen Cider, bitte.«
    »Kommt sofort.« Wieder lächelt er und steht auf.
    Sowie er außer Hörweite ist, wendet sie sich mir zu. »Und, was denkst du?«
    Dass er mit dir ins Bett steigen will, dir versprechen wird, dass er dir die Sterne vom Himmel holt, und dich dann sitzen lässt, würde ich am liebsten sagen, aber ich weiß, dass Diplomatie oberstes Gebot ist, wenn eine Freundin um die Einschätzung eines potenziellen Lovers bittet. Außerdem will ich nicht wie die völlige Spielverderberin dastehen.
    Also entscheide ich mich für eine etwas taktvollere Variante und gebe ein nicht einzuordnendes »Hmm« von mir.
    »Was denn?« Sie runzelt irritiert die Stirn.
    »Ach nichts.« Ich zucke die Achseln.
    Was ein Garant dafür ist, dass sie keine Ruhe geben wird, bis ich mit der Sprache herausgerückt bin.
    »Nein, sag schon«, beharrt sie.
    »Na ja, eigentlich wollte ich ja nichts …«
    »Nein, raus damit«, drängt sie.Wie erhofft.
    »Er hat nur einen ziemlich zweifelhaften Ruf.«
    Lottie sieht mich mit einer Mischung aus Besorgnis und Ungläubigkeit an. »Bestimmt sind die Leute nur neidisch«, erwidert sie nach einem Moment.
    Ich zögere. Mir ist klar, dass ich mich hier auf einem schmalen Grat bewege. Eigentlich will ich sie von ihm abbringen, aber sie soll nicht denken, ich wollte ihn für mich selbst gewinnen.
    »Glaub mir, wenn ich dir sage, dass ich Typen wie ihn kenne. Und glaub mir, er taugt nichts.«
    Sie sieht mich niedergeschlagen an. »Aber er ist so unglaublich cool.«
    »Er glaubt, er sei cool«, korrigiere ich sie. »Das ist ein Riesenunterschied. Du brauchst jemanden, der dich liebt und nicht nur sich selber. Jemanden, der dich versteht, der dein Herz wirklich berührt.« Mit einem Mal muss ich an meine Unterhaltung mit Miles über den Kamin denken.Verflixt noch mal, was ist das denn nur mit diesem dämlichen Kamin? Mein Lebensglück hängt doch nicht daran. »Jemanden, bei dem du sicher sein kannst, dass er dich nicht im Stich lässt«, füge ich eilig hinzu. Denn trotz aller Fehler, die Miles haben mag, weiß ich, dass ich mich in jeder Lebenslage auf ihn verlassen kann. Und das ist sehr, sehr wichtig.
    Lottie nickt, aber ich sehe ihr an, dass ihr Loyalität und Vertrauenswürdigkeit im Moment nicht so wichtig sind. Für sie zählen nur Attraktivität und Coolness, denn genau das waren nun einmal die Kriterien, die bei der Wahl des Partners entscheidend waren. Womit wir wieder beim Thema wären.
    »Und wer will nicht der nächste Liam Gallagher sein?«, fahre ich fort und denke an Rob, der seine Oasis-Platten als  Kopfkissen benutzt hatte, gefolgt von einigen anderen Beziehungen, die ich in den Zwanzigern hatte. »Und einen Alkoholiker kannst du auch nicht gebrauchen«, fahre ich fort. Das war Archie, der angehende Anwalt. Ich habe mich von ihm getrennt, aber er war so blau, dass er es überhaupt nicht mitbekommen hat. »Ein Tipp: Wenn ein Mann so breit ist, dass er auf dem Gehsteig vor dem Pub umkippt, gib ihm die Nummer der Anonymen Alkoholiker, und mach dich so schnell wie möglich vom Acker.«
    Lottie lacht. Natürlich, schließlich hat sie keine Ahnung, dass all das in absehbarer Zukunft auf sie zukommt.Aber mit ein bisschen Glück wird sie auf das hören, was ich ihr sage, und aus meinen Fehlern etwas lernen.
    »Oh, und du brauchst jemanden mit Ehrgeiz«, erkläre ich bei der Erinnerung an Zac, der bei irgendwelchen Leuten im Garten kampierte. Zac war ein von Ängsten gebeutelter, deprimierter Zeitgenosse, der ständig von der Agonie des Lebens, von Integrität und Leidenschaft faselte. Ich war ganz und gar seiner Meinung und wünschte insgeheim, ich wäre so tiefsinnig und deprimiert wie er. Leider war ich viel zu oberflächlich, und so endete es damit, dass ich für alles bezahlte. »Jemanden mit Perspektive«, ende ich mit Nachdruck.
    »Billy spielt in einer Band«, erklärt sie eifrig.
    »Genau. Finger weg von Musikern oder Typen mit Skateboard.«
    Sie sieht mich erstaunt an und lacht. »Das ist doch albern.« »Er wird dir wehtun, Lottie«, warne ich, während meine Miene mit einem Mal ernst wird. Schmerzhafte, tief in meinem Innern verborgene Erinnerungen kommen auf einmal wieder an die Oberfläche, und ich habe das dringende Bedürfnis, sie zu warnen. »Bitte lass die Finger von ihm.«
    »Hey.« Billy kehrt mit leeren Händen an unseren Tisch  zurück. »Ein paar Leute besorgen etwas zu trinken und fahren zu einem Freund. Nur eine kleine Party.« Er sieht Lottie an,

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