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Heute schon geträumt

Heute schon geträumt

Titel: Heute schon geträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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hatte, aber er sieht wie ein absoluter Idiot aus, so dass ich beinahe Mitleid mit ihm habe.  »Und noch dazu hautenge«, schnaube ich. Ha! Das wird sie endgültig abtörnen.
    »Ich weiß.« Ihre Augen sind so groß wie Untertassen. »Echt sexy, was?«
    Verdattert sehe ich sie an. Damit hatte ich nicht gerechnet. Wieso muss ich nicht lachen? Wieso fühle ich mich nicht abgestoßen? Mache eine bissige Bemerkung, der Typ sehe aus wie Michael Flatley? Kann es sein …? Ich zögere, versuche, mich mit dem Gedanken anzufreunden. Ist es tatsächlich möglich, dass ich in einen Mann verknallt war, der eine Lederhose trug?
    Mit geschnürtem Hosenstall, wie ich entsetzt feststelle. Ich stoße Lottie an. »Und sieh dir mal seinen Schritt an!«
    »He, Finger weg, der gehört mir«, kichert sie.
    »Nein, ich meinte -«, sage ich, als mich eine Stimme unterbricht.
    »Diesen Song habe ich über diese verrückte Achterbahn namens Leben geschrieben«, krächzt Billy Romani ins Mikrofon und sitzt mit gesenktem Blick auf seinem Hocker, als fühle er sich im Rampenlicht ein wenig unbehaglich.
    Biiittee.Wenn der schüchtern ist, dann ist es Paris Hilton auch, denke ich und sehe zu, wie er die Augen schließt und mit voller Lautstärke zu jaulen beginnt. Weiter und weiter und weiter. Nach zwei Zugaben ist endlich alles vorbei. Voller Dankbarkeit bugsiere ich Lottie in die Sicherheit des Gastraums zurück.
    »Da drüben.« Ich entdecke zwei freie Plätze, die wir mit Beschlag belegen.
    Puh. Eine Woge der Erleichterung überkommt mich. Das war ja nicht weiter schwierig. Jetzt muss sie nur noch austrinken, dann können wir die Kurve kratzen, und der Fall ist erledigt.
    »Hallo. Ist hier noch frei?«
    Mist. Zu früh gefreut.
    Wir sehen auf. Billy steht lässig grinsend neben uns. Während mich dieses Lächeln vor zehn Jahren auf der Stelle zum Dahinschmelzen gebracht hat, scheint mein Herz nun mit einer Schicht Superteflon umgeben zu sein.
    »Ja!«
    »Nein!«
    Lottie und ich. Wie aus einem Munde. Wir tauschen einen Blick, worauf sie das Gesicht verzieht. »Was soll das?«, lese ich von ihrem Gesicht ab. Mitfühlend bemerke ich die blanke Verzweiflung in ihren Augen. Ich fühle mit ihr. Heute mag er keinerlei Wirkung auf mich haben, aber damals habe ich nun mal wahnsinnig für ihn geschwärmt.
    »Nein … hier sitzt niemand«, erklärt sie eilig.
    Ich mustere sie. Das Verlangen dringt ihr förmlich aus sämtlichen Poren. Großer Gott, ich mochte ihn wirklich. Ich kann es in meinen Augen erkennen; diese Hoffnung, ebenfalls gemocht zu werden.
    Für den Bruchteil einer Sekunde durchlebe ich das Ganze noch einmal. Dieses Hochgefühl unserer gemeinsamen Nacht. Es war unglaublich. Ich dachte allen Ernstes, er sei »der Richtige«. Gefolgt von der niederschmetternden Erkenntnis, dass er es nicht war.Andererseits ging mir in diesem Alter eine Menge Unsinn durch den Kopf. Heute sehe ich ihn an und kann mich nur fragen, was ich jemals an ihm gefunden habe. Hätte ich doch damals nur gewusst, was ich heute weiß.
    »Cool.« Er dreht den Stuhl um und setzt sich so darauf, dass er die Arme über die Lehne legen kann.
    Mein Blick schweift über sein bis zum Bauchnabel offenes Hemd und das Kreuz auf seiner glatten, unbehaarten Brust, dann richte ich ihn auf Lottie. Ich hatte darauf gehofft, sie möge die Augen verdrehen oder mir einen vielsagenden Blick zuwerfen, aber nein, in ihren Augen steht jener verträumte Ausdruck, wie man ihn sonst nur bei Männern beobachtet, wenn sie den neuesten Playboy in die Finger bekommen.
    »Ich bin übrigens Billy.« Als er die Hand ausstreckt, blitzt etwas Silberfarbenes im düsteren Licht des Pubs auf. Oh Gott, das ist doch nicht etwa … Ich sehe genauer hin. Gerade als ich dachte, die Lederhose mit dem geschnürten Schritt sei schon übel, setzt er noch einen drauf. Er trägt einen Totenkopfring!
    »Ich bin Lottie.«
    »Und ich Charlotte«, sage ich, packe seine Hand, ehe Lottie Gelegenheit dazu hat, und drücke etwas fester zu, als nötig gewesen wäre.
    »Kräftiger Handschlag, das muss man dir lassen«, bemerkt er, als ich den Griff um seine Finger löse. »Du hast mir fast die Finger gebrochen.«
    Und du mir das Herz, würde ich am liebsten entgegnen, verkneife es mir aber und setze stattdessen eine Unschuldsmiene auf. »Oh, wirklich?«
    Er massiert seine Finger und wendet sich Lottie zu, die ihn mit unverhohlener Bewunderung anstarrt. »Und wie hat euch der Auftritt gefallen?«
    »Es war toll. Du warst absolut

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