Heute schon geträumt
den Kopf im Nacken, mit offenem Mund, dem leise, rasselnde Schnarchgeräusche entströmen.
Ich betrachte ihn einen Moment lang, überlege, ob ich ihn wecken und verlangen soll, dass er wenigstens an meinem Geburtstag mit mir schläft, verwerfe die Idee aber sofort wieder. Miles ist zu nichts zu gebrauchen, wenn er ein paar Drinks intus hat.Wie auf ein Stichwort gibt er ein Grunzen von sich, rollt sich auf die Seite und vergräbt den Kopf im Kissen.Abgesehen davon - jeder leidenschaftliche Funke, den ich zu entzünden versucht habe, ist schlagartig erloschen.
Also schalte ich den Fernseher ab, breite eine Decke über ihm aus und gehe zurück ins Bett.
Und liege da.
Mein Blick fällt auf die Ziffern auf dem Wecker. Es ist erst halb elf, und ich liege im Bett. An meinem Geburtstag. Gott, hätte mir das einer vor zehn Jahren erzählt, hätte ich ihm nie im Leben geglaubt. Damals war das Wichtigste, sich zu betrinken und bis in die Puppen zu feiern. Wie gesagt, ich muss dringend Schlaf nachholen.
Ich schalte die Soundmaschine und den Luftbefeuchter an, blase die Kerze aus und lösche das Licht. Dann ziehe ich die Augenmaske herunter und schließe die Augen, aber die Gedanken wollen nicht verschwinden.
Ich frage mich, was Lottie wohl macht, flüstert eine Stimme in meinem Kopf.
Keine Ahnung, wahrscheinlich feiern, sage ich mir und versuche, den Gedanken wegzuschieben.
Aber wo?, fragt die Stimme, diesmal ein bisschen lauter.
Ich rolle mich auf die Seite. In dem Haus, in dem ich früher gewohnt habe. Ich rufe mir meinen 22. Geburtstag ins Gedächtnis. Die Erinnerungen sind ziemlich verschwommen. Eigentlich hat Lottie mich ja eingeladen, was, gelinde gesagt, ziemlich schräg ist, aber natürlich konnte ich nicht hingehen.
Aber jetzt kannst du es, sagt die Stimme. Eine Idee nimmt allmählich Gestalt in meinem Kopf an.
Obwohl ich sie natürlich sofort verwerfe. Also bitte, wie albern ist das denn? Als würde ich mein kuschlig-warmes Bett verlassen und zu einer Party gehen. Ich habe gerade ein nettes Abendessen mit meinem Freund, meiner besten Freundin und deren Mann genossen und meinen Geburtstag gefeiert. Ich habe keine Lust auf eine dämliche Party.
Andererseits könnte es ganz nett sein.
Und wesentlich spaßiger, als allein im Bett zu liegen, nicht einschlafen zu können, während dein Freund auf dem Sofa schnarcht, sagt die Stimme.
Ich spüre, wie meine Entschlossenheit ins Wanken gerät.
Aber was ist mit Miles?
Was soll mit ihm sein? Der schläft wie ein satter Säugling. Bis er aufwacht, bist du längst wieder zu Hause.
Ich zögere. Überlege hin und her.
Nein, das kann ich nicht machen. Das ist zu irre … völlig verrückt … es ist …
Ach, halt die Klappe, Charlotte. Dafür ist es ein bisschen spät, was?
Ich schlage die Bettdecke zurück, springe aus dem Bett und ziehe mich an.
Kapitel 22
Nicht einmal eine Viertelstunde später sitze ich im Wagen und fahre zu dem Haus, in dem ich früher gewohnt habe. Erstaunlich, wie schnell man angezogen ist, wenn sämtliche Klamotten in der Reinigung sind und sich damit die Frage nach der Wahl nicht stellt, sinniere ich und zerre den Kragen meiner Jacke heraus, der sich in der Eile nach innen geschlagen hat.
Natürlich ist Miles nicht aufgewacht. Ich habe zwar kurz überlegt, ihm eine Nachricht zu hinterlassen oder sogar Kissen ins Bett zu stopfen, damit er glaubt, ich läge darin, aber 1.) ist es mein Leben und 2.) hat Miles auch ohne Rotwein und Champagner einen sehr tiefen Schlaf und wacht ohnehin nicht auf. Einmal hat er sogar den Rauchmelder verschlafen, als ich mit einer Aromakerze um ein Haar die Bude niedergebrannt hätte, aber das ist eine andere Geschichte.
Freitagabends ist halb London auf den Beinen, deshalb dauert es eine ganze Weile, bis ich die Stadt durchquert habe, wobei ich immer wieder Taxis ausweichen muss, die ohne Vorwarnung mitten auf der Straße anhalten, um am Bürgersteig wartende Fahrgäste aufzusammeln. Deshalb ist es fast Mitternacht, als ich in die mittlerweile vertraute Kilmaine Terrace einbiege.
Die Straße ist von zahllosen Autos gesäumt, so dass ich mich in eine knappe Parklücke quetschen muss, ohne einen Laternenpfahl zu rammen (meine Einparkfähigkeiten haben sich in den letzten Jahren erheblich verbessert, stelle ich befriedigt fest). Nach einem letzten prüfenden Blick auf mein Make-up im Rückspiegel steige ich aus. In diesem Moment geht mir auf, dass ich kein Geschenk dabeihabe.
Mist. Ich kann doch nicht mit
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