Heute und für immer: Roman (German Edition)
bemerkte und ihm folgte. Als sie das rote Mal sah, lächelte sie. »Du hast starke Hände«, stellte sie fest.
Seine Augen suchten ihren Blick. Es fiel ihm nicht leicht, darauf zu antworten. Was derartige Verletzungen anbelangte, hatte er ganz klare Prinzipien. Dafür gab es keine Entschuldigung. »Kasey!« Er schüttelte den Kopf. »Ich wollte dir nicht wehtun.«
Kasey, die die tiefere Bedeutung hinter seinen Worten erkannt hatte, strich ihm zärtlich über die Wange. »Das weiß ich doch.« Als er sich auf den Rücken drehte, schmiegte sie sich an ihn und bettete ihren Kopf an seine Schulter.
Jordan legte den Arm um sie. »Du bist müde«, sagte er leise. Er hatte es an ihrer Stimme gehört.
»Hast du vorhin nicht etwas von einem Bett gesagt?«, gab sie zurück, war aber zufrieden, da liegen zu bleiben, wo sie lag. Dicht bei ihm.
Jordan stand auf, und noch ehe sie protestieren konnte, hatte er sie aufgehoben. »Du solltest eine Weile schlafen.« Als er sie auf sein Bett legte, hielt Kasey ihn fest.
»Du auch. Komm, leg dich zu mir.«
Jordan schlug die Laken zurück und zog Kasey in seine Arme.
Es war schon später Nachmittag, als sie erwachte. Sie erinnerte sich, dass Jordan schon früher aufgestanden war und sie gedrängt hatte, liegen zu bleiben und weiterzuschlafen. Ein Blick auf die Uhr sagte ihr, dass Jordan sie schon vor über einer Stunde verlassen hatte. Du liebe Güte, bist du faul, dachte sie und streckte sich. Wenn Jordan noch neben ihr läge, hätte sie sich an ihn gekuschelt und wäre wahrscheinlich noch einmal eingeschlafen. Aber er saß jetzt bestimmt unten in der Bibliothek. Und sie war schließlich zum Arbeiten hier. Also erhob sie sich gähnend und zog sich an.
Auf der halben Treppe hörte sie, dass Alison Klavier übte. Diesmal war es Beethoven. Ein hübsches Stück, aber ohne jede Begeisterung gespielt. Kasey blieb in der Tür stehen und beobachtete das Mädchen. Sie erfüllte nur ihre Pflicht, dachte Kasey, von Mitleid berührt.
»Wusstest du, dass Beethoven zu seiner Zeit fast so etwas wie ein Revolutionär war?« Beim Klang von Kaseys Stimme flog Alisons Kopf herum. Seit sie aus der Schule zurück war, wartete sie auf die ältere Freundin. Kasey trat lächelnd zu ihr ans Klavier. »Seine Musik ist voller Kraft.«
Alison betrachtete ihre Finger. »Nicht, wenn ich sie spiele. Onkel Jordan sagte, dass du schläfst.«
»Ich habe geschlafen«, erwiderte Kasey und streichelte Alison übers Haar. »Du spielst sehr gut, Alison, aber du versetzt dich nicht in die Musik hinein.«
»Es ist wichtig, die Grundlagen der klassischen Musik zu beherrschen«, dozierte Alison. Kasey glaubte, Beatrice reden zu hören, und unterdrückte ein Seufzen.
»Musik ist eines der größten Vergnügen im Leben.«
Alison zuckte die Achseln und starrte finster auf ihr Notenblatt. »Ich mag Musik nicht besonders. Vielleicht habe ich auch nicht das richtige Gehör dafür.«
Kasey musste sich ein Grinsen verbeißen. »Daran könnte es liegen.« Dann kam ihr plötzlich eine Idee. »Warte kurz, ich bin gleich wieder zurück.«
Kasey verließ im Laufschritt den Salon. Alison machte sich wieder an ihren Beethoven und kämpfte noch immer verbissen mit den Noten, als Kasey zurückkehrte.
»Das ist eine gute Freundin von mir, Alison«, erklärte sie und stellte den Gitarrenkoffer ab. »Wir haben immer viel Spaß zusammen«, fuhr sie fort, während sie das Instrument aus dem Koffer holte. »Ihr macht das Reisen nichts aus, im Gegensatz zu mir.« Zufrieden registrierte sie, dass sie Alisons Interesse geweckt hatte. »Ich kann sie überall mit hinnehmen, auf eine Vortragsreise oder zu Feldforschungen. Deshalb ziehe ich sie einem Klavier vor. Ich brauche Musik.« Als Kasey begann, die Gitarre zu stimmen, stand Alison auf und sah ihr dabei über die Schulter. »Musik entspannt mich, sie beruhigt meine Nerven. Und es macht mir besonders Spaß, für jemand anderen zu spielen und ihn mit meiner Musik zu erfreuen.«
»So habe ich das bisher noch nicht gesehen«, sagte Alison und berührte vorsichtig den Hals der Gitarre. »Aber Beethoven kann man darauf nicht spielen.«
»Ach, nein?« Kasey kramte kurz in ihrer Erinnerung und begann dann das Stück zu spielen, an dem Alison sich gerade versucht hatte.
Das Mädchen kniete sich neben Kasey auf den Teppich und sah sie mit großen Augen an. »Aber es klingt ganz anders!«
»Andere Instrumente, andere Klänge«, erläuterte Kasey und hielt im Spielen inne. »Musik hat viele
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