Heute und für immer: Roman (German Edition)
herrlich hier draußen, Jordan! Die Luft ist so mild, und es duftet nach – Jasmin, glaube ich.« Kasey legte den Kopf in den Nacken. »Die Sterne sind zum Greifen nahe.« Sie seufzte. »Zu Hause saß ich oft stundenlang im Freien und habe am Himmel die verschiedenen Sternzeichen gesucht. Pop hat mir einmal zu Weihnachten ein Teleskop geschenkt. Damals war ich fest entschlossen, als erste Frau den Mond zu betreten.«
»Und was hat dich von deinem Entschluss abgebracht?« Jordans Feuerzeug klickte, dann roch es nach Tabak.
Kasey zuckte mit den Schultern. An diesen Geruch würde sie sich ihr ganzes Leben erinnern. »Ich habe eine Woche lang strikt von Trockennahrung gelebt. Es war grauenvoll.« Jordan lachte. »Dort ist der Pegasus. Siehst du ihn?«, fragte sie und deutete in den Himmel. »Er fliegt geradewegs nach oben. Andromedas Kopf berührt seine Flügel.« Sie ließ die Hand sinken und seufzte. Eine angenehme Müdigkeit erfüllte sie. »Sie sind wunderschön, nicht wahr? All die verschiedenen Sternbilder dort oben … Und es ist gut zu wissen, dass sie morgen auch noch da sind.«
Jordan berührte ihre Schulter. Ihre Haut war samtweich und fühlte sich ein bisschen kühl an. »Beschäftigst du dich deshalb mit der Vergangenheit? Weil sie mit der Zukunft verknüpft ist?«
Kasey zuckte abermals mit den Schultern. »Vielleicht.«
Er warf die Zigarre weg und zog sie wieder an sich. Sie legte den Kopf an seine Schulter. »Tanz noch einmal mit mir, Jordan«, flüsterte sie. »Die Nacht ist beinahe vorüber.«
12
Weihnachtsabend. Die Zeit voller Wunder. Kasey war bereit für Wunder. Sie musste zwar mit Palmen statt Schnee vorlieb nehmen, aber sie hatte auch schon früher grüne Weihnachten überlebt. Diesmal bescherte ihr dieser Abend etwas viel Wertvolleres. Sie durfte den Tag mit dem Mann verleben, den sie liebte, und mit einem Kind, das vor Aufregung nicht stillsitzen konnte. Das war Wunder genug für sie.
Sie war sich darüber im Klaren, dass ihr Job beendet war, oder jedenfalls fast. Jordan verbrachte immer mehr Zeit ohne sie in seinem Arbeitszimmer. Was er jetzt noch an Informationen von ihr benötigte, konnte ebenso gut schriftlich oder durch einen kurzen Telefonanruf erledigt werden. Kasey zögerte ihren Abschied jedoch absichtlich hinaus, und wusste, dass Jordan das Gleiche tat. Die Trennung stand kurz bevor – aber nicht heute, nicht am Weihnachtsabend. Wenn die Feiertage vorüber waren, wollte Kasey ihre nächste Arbeit planen, packen und dann Jordan informieren. In dieser Reihenfolge. Es war besser, wenn alles geregelt war, ehe sie die Abschiedsworte aussprach.
Mit diesem fest umrissenen Plan im Kopf fühlte sich Kasey erheblich besser. Es blieb ihr noch eine Woche. Am ersten Januar wollte sie Jordan und Alison verlassen und wieder neu beginnen. Sie war stark, sie hatte schon andere
Verluste überlebt. Aber jetzt war Weihnachten, und sie hatte eine Familie, wenn auch nur noch für eine Woche.
Kasey saß auf dem Teppich im Salon und beobachtete, wie Alison die Päckchenstapel unter dem Christbaum beäugte. Das Mädchen plapperte unentwegt. Was wohl da drin sein könnte. Wie lange es noch bis zur Bescherung dauerte.
»Zwei Minuten weniger als bei deiner letzten Frage«, lachte Jordan und zog sie auf seinen Schoß. »Warum machen wir die Päckchen nicht gleich auf?«
»Aber, nein, Onkel Jordan, das geht doch nicht!« Sie warf Kasey einen Blick zu, in der Hoffnung, überstimmt zu werden.
»Nein, das geht wirklich nicht. Santa Claus wäre sehr enttäuscht.«
Alison lachte und kuschelte sich in Jordans Arme. »Kasey, du weißt doch, dass es in Wirklichkeit keinen Santa Claus gibt.«
»Davon ist mir nichts bekannt. Miss Taylor, du bist eine Zynikerin.«
»Ja?«, sagte Alison langsam, während sie versuchte, sich an die Bedeutung dieses Ausdrucks zu erinnern. Dabei ergriff sie eine kleine, mit Wasser gefüllte Glaskugel, in der sich ein Miniaturwald befand, und die seit kurzem auf dem Tisch neben ihr gestanden hatte. Alison drehte sie um und beobachtete, wie der Schnee langsam auf die kleinen Bäumchen rieselte. »Das kenne ich gar nicht.«
»Nein.« Jordan fragte sich schon die ganze Zeit, wann sie sie bemerken würde. »Ich habe sie heute Morgen auf dem Speicher gefunden. Sie hat deinem Vater gehört, als wir noch klein waren.«
»Wirklich?«
»Ja, wirklich. Ich dachte, du möchtest sie vielleicht gern haben.«
»Sie ist für mich?« Alison schloss die Finger um das Glas und sah zu ihm
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