Heute und für immer: Roman (German Edition)
kam.
Von der Tür aus sah sie Jordan eine Weile lang zu, wie er an der Bar zwei Drinks mixte. Der vornehme Abendanzug – die formelle Schwarz-Weiß-Kombination – stand ihm ausgezeichnet. Ein Mann, der an elegante Kleidung und elegante Häuser gewöhnt ist, dachte sie. Doch dahinter verbirgt sich noch viel mehr, als ich an jenem ersten Abend ahnte. Mehr Charakter, mehr Stärke. Wenn ich mir den Mann, in den ich mich verliebe, hätte aussuchen können, hätte ich keine bessere Wahl treffen können.
Sie atmete tief durch und betrat den Salon. »Offenbar habe ich genau den richtigen Zeitpunkt erwischt.«
Jordan drehte sich zu ihr um und sah sie an. Das Kleid war von einem kräftigen Dunkelgrün, eng anliegend und tief ausgeschnitten. Es war seitlich an einer Hüfte gerafft und lief dann nach unten in einen langen Schlitz aus, der sich beim Gehen öffnete und schloss.
»Anfangs habe ich nur vermutet, du seist eine Hexe«, murmelte er. »Jetzt bin ich mir sicher.«
Kasey nahm ihm das angebotene Glas ab. »Gefällt es
dir?« Sie lächelte und trank einen Schluck. »Jordan, du hättest Barmixer werden sollen. Der Drink ist köstlich.«
»Ja, es gefällt mir.« Er nahm ihr das Glas aus der Hand, stellte es ab und zog sie in die Arme. Seine Lippen suchten die ihren zu einem langen, tiefen Kuss, der nach mehr verlangte. »Mir drängt sich gerade die Versuchung auf«, murmelte er, die Lippen an ihren Wangenknochen, »diese Tür fest zu verschließen und einfach hier zu bleiben.«
»Oh, nein, mein Lieber«, wehrte Kasey lächelnd ab. »Du wolltest mich schick ausführen. Und darauf bestehe ich jetzt auch.«
»Wir könnten uns doch ein wenig verspäten«, sagte er und küsste sie wieder. Seit sie aus New York zurückgekehrt waren, hatten sie nur wenig Zeit füreinander gefunden. »Das haben wir doch schon einmal getan.«
Aber nicht hier, dachte sie, in seinem Kuss schwelgend. Hier sind wir nicht allein.
Sie befreite sich aus seiner Umarmung. »Mir hat jemand einmal erklärt, dass es unhöflich ist, sich zu verspäten. Außerdem …«, setzte sie hinzu und griff nach ihrem Glas, »hast du mir versprochen, mit mir zu tanzen. Und ich kann mir vorstellen, dass du ein sehr guter Tänzer bist.«
Ganz unvermittelt schoss ihm der Gedanke durch den Kopf, dass es ihm nicht passen würde, sie mit jemandem zu teilen. Doch dagegen verwehrte er sich sogleich vehement. Eifersüchtig zu sein war nicht seine Art. »Also gut«, gab er seufzend nach. »Eine Verabredung ist eine Verabredung.«
Kasey nahm seine Hand. »Können wir uns nicht hinterher irgendwo zurückziehen?«
»Mit Vergnügen«, grinste er und schob sie nach draußen.
Jordan schnappte sich zwei Gläser vom Tablett eines vorbeieilenden Kellners. »Champagner?«, fragte er Kasey.
»Unbedingt.« Sie nahm ihm das Glas ab und nippte daran. »Es ist schön hier. Ich bin froh, dass wir hier sind.«
Er stieß mit ihr an. »Auf die Anthropologie«, murmelte er. »Eine faszinierende Wissenschaft.«
Kasey lachte leise und hob ihr Glas nochmals an die Lippen. Dabei bemerkte sie im Augenwinkel eine schlanke Brünette in einem hauchdünnen weißen Kleid, die geradewegs auf sie zusteuerte. Sie blieb vor Jordan stehen, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange.
»Jordan! Na, gehst du endlich wieder unter Leute?«
»Hallo, Liz. Du siehst bezaubernd aus, wie immer.«
»Erstaunlich, dass du dich nach so langer Zeit noch an meinen Namen erinnerst. Wir haben uns seit Monaten nicht mehr gesehen.« Die Frau lächelte und wandte sich zu Kasey um. Sie hatte runde Rehaugen und eine makellose Haut. An ihrem Hals funkelte ein schlicht gefasster Brillant.
»Kathleen Wyatt.« Jordan berührte Kasey leicht an der Schulter. »Elizabeth Bentley.«
»Kathleen Wyatt?«, wiederholte Liz. »Der Name ist mir geläufig, aber wir sind uns noch nicht begegnet, nicht wahr?«
»Nein, Miss Bentley«, erwiderte Kasey mit einem freundlichen Lächeln. Ihr gefiel der offene, interessierte Blick der anderen. »Möchten Sie ein Glas Champagner?«, fragte sie und nahm eines von dem Tablett, das ein anderer Kellner gerade vorbeitrug. »Er ist köstlich.«
»Vielen Dank.« Liz richtete ihren Blick auf Kasey.
»Kasey arbeitet mit mir an meinem neuen Roman«, erklärte Jordan. Er bemerkte Liz’ verwirrten und neugierigen Blick.
»Ach ja, richtig. Harry Rhodes hat kürzlich bei einem Abendessen Ihren Namen erwähnt.« Sie zögerte für einen Moment. »Er sagte, Sie seien außergewöhnlich
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