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Heute Und in Ewigkeit

Titel: Heute Und in Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Susan Meyers
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Doktor Denton? Welchen Grund gibt es für diese Behandlungszeiten? »Vielleicht kann er Sie auch in eine klinische Studie aufnehmen.«
    Audra nickte, bereit, ihr Leben in meine Hände zu legen.
    »Letztendlich«, erinnerte ich sie, »ist es Ihre Entscheidung.«
    »Was würden Sie mir raten, wenn ich Ihre Mutter wäre?« Das Papier auf der Liege raschelte. Audra richtete sich wieder auf. »Meine Tochter hat gesagt, das soll ich Sie fragen.«
    Eine gute Tochter würde alles tun, um ihre Mutter zu retten, dachte ich. »Ich muss wissen, welchen Weg Sie einschlagen wollen. Wie aggressiv Sie vorzugehen bereit sind.«
    »Ich will meine Enkelkinder aufwachsen sehen.«
    Artikel , kratzte ich auf meinen Arm. Klinische Studien . Ich würde mein Mittagessen mit Sophie absagen, mir bei Jerry ein Sandwich holen und es essen, während ich online nach Artikeln suchte.
    Zum Glück waren die restlichen Patienten an diesem Vormittag einfache Fälle – eine Erkältung, gefolgt von einer Halsentzündung, dann eine Angststörung, eine Gastritis, ein verstauchter Zeh, ein PAP -Abstrich und ein gezerrter Rückenmuskel. Ich erreichte Jerrys Wagen um halb zwölf, was Jerrys Ansicht nach zu spät war, als dass man noch auf eine große Auswahl hoffen dürfte.
    »Ich bin schon fast ausverkauft.« Er lenkte seinen Rollstuhl näher heran. »Sie hätten früher kommen müssen.«
    »Wann? Zum Frühstück?« Ich beugte mich hinab und musterte die Sandwichs.
    »Die meisten Leute kaufen gleich etwas, wenn sie reinkommen. Wenn Sie Ihr Mittagessen nicht dauernd selbst mitbringen würden, wüssten Sie das. Jetzt bleibt Ihnen nur noch Thunfisch oder Eiersalat, Frau Doktor. Was soll's sein?« Seinem ungeduldigen Tonfall nach hätte man meinen können, dass die Warteschlange für Jerrys Sandwichs bis hinaus auf den Parkplatz reichte. »Gleich kommen noch mehr Leute.«
    »Was ist das für Brot?« Ich deutete auf Eiersalat auf gelblichem Brot.
    »Anadama.«
    »Was ist das?«
    »Bäckt meine Frau selbst.« Er rollte zum Sandwichbereich seiner Station und griff nach einem Sandwich. »Das ist aus Maismehl, man kann auch Muffins daraus backen. Schmeckt Ihnen bestimmt.«
    Ohne erst meine Meinung dazu abzuwarten, steckte er das Sandwich in die dünnste Tüte, die die Menschheit je gesehen hatte. Nein, das stimmte nicht – ich erinnerte mich tatsächlich an eine noch dünnere, obendrein zu klein.
    »Kaffee, richtig?« Jerry schenkte ein, ohne auf meine Antwort zu warten.
    »Ist gut.« Ich hatte mir eigentlich eine Cola holen wollen, aber ich war nicht scharf auf eine Auseinandersetzung. Ich reichte Jerry einen Zehn-Dollar-Schein und wartete auf das bisschen Kleingeld, das ich herausbekommen und selbstverständlich in das Glas stecken würde, auf dem mit Jerrys schräger Krakelschrift Querschnittsgelähmte Veteranen geschrieben war. Niemand besaß den Mut, ihn zu fragen, wer, was oder wo die querschnittsgelähmten Veteranen waren. Die meisten von uns vermuteten, dass das Geld Jerry und ein paar seiner Saufkumpanen zugutekam.
    »Louise.«
    Verdammt. Ich schenkte dem Medizinischen Direktor ein falsches Lächeln. Peter Eldon war zur Pedanterie geboren. Ich hätte darauf gewettet, dass er als Kind der Petzer gewesen war, der Aufpasser, derjenige, dessen Arm jedes Mal in die Höhe schoss, wenn der Lehrer einen Freiwilligen suchte. Jetzt war er ein überheblicher Bürokrat, verliebt in seine eigene Autorität und alles Britische. Heute trug er etwas, das aussah wie ein Jagdrock.
    »Peter. Wie geht es Ihnen?«, erkundigte ich mich.
    »Nicht so gut. Einige meiner Mitarbeiter ignorieren meine E-Mails.« Er ragte über Jerry auf. »Kaffee. Schwarz. Vollkorn-Muffin.« Er wandte sich wieder mir zu. »Ich stelle meine Monatsübersicht zusammen und muss den Abschluss für Ihre Abteilung machen. Sie, Louise, sind das quietschende Rädchen in meinem Getriebe.«
    Ich hätte schwören können, dass er sich seit unserer letzten Begegnung einen britischen Akzent zugelegt hatte.
    Jerry goss den Kaffee ein, reckte den Arm nach ganz hinten, wo er den kleinsten Vollkorn-Muffin fand, legte ihn auf den Plastikdeckel über dem Kaffee, ohne Tüte oder Serviette, und reichte das Ganze Eldon. Der Muffin sog die Feuchtigkeit aus dem Dampfloch des Deckels auf, während wir uns unterhielten. Gut gemacht, Jerry.
    »Zwei fünfzig«, sagte Jerry.
    Eldon reichte ihm wortlos drei Dollar und wartete mit ausgestreckter Hand auf sein Wechselgeld. »Wann kann ich denn nun mit einer Antwort rechnen, Louise?

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