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Heute Und in Ewigkeit

Titel: Heute Und in Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Susan Meyers
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hinauszuquetschen. Ich wusste selbst nicht, warum ich den Brief geöffnet hatte, statt ihn so, wie er gekommen war, möglichst tief in irgendeinem öffentlichen Abfalleimer zu versenken, wie ich es sonst tat.
    Sosehr ich mich auch bemühte, so zu tun, als gäbe es ihn gar nicht – manchmal schoss seine Hand wie aus dem Dunkeln hervor, und er überrumpelte mich. Den heutigen Fehler, seinen Brief zu öffnen, sollte ich einfach der Überarbeitung zuschreiben.
    Bisher war meine Assistenzzeit in der Notaufnahme keine Feuer-, sondern eine Atombombenprobe gewesen. Diagnosen flogen mir um die Ohren, während ich von einem Patienten zum nächsten wirbelte. Gott sei Dank hatte ich die Assistenzzeit nicht hier begonnen, sondern dies war meine letzte Station. Marta, die hier angefangen hatte, war binnen weniger Wochen zum Notaufnahme-Zombie geworden. Sie hatte sich angewöhnt, in der Kapelle Kerzen anzuzünden und laut zu beten Lieber Gott, lass mehr meiner Patienten leben als sterben.
    »Melissa, ich bin Doktor Zachariah«, stellte ich mich meiner Patientin vor.
    Sie nickte und wich meinem Blick aus. Sie war rundlich und dezemberblass, das glatte braune Haar hing ihr ins Gesicht, und sie sah aus, als würde sie sich am liebsten unsichtbar machen.
    »Und das ist …« Ich spähte noch einmal auf das Namensschild meines Begleiters. »… Doug Keller. Er ist Medizinstudent im sechsten Semester und arbeitet heute mit mir zusammen.«
    »Ich helfe nur Doktor Zachariah«, sagte Doug und trat an die Untersuchungsliege.
    Melissa presste die Knie fest zusammen.
    »Wo genau hast du Schmerzen?«, fragte ich.
    Ihre Wangen färbten sich glühend rot, und sie zuckte mit den Schultern.
    Doug griff nach der Akte auf der rissigen Ablage. Jedes Mal, wenn ich die beschädigten Oberflächen sah, die Risse in Tresen und Arbeitsflächen, die gesprungenen Griffe an den Schränken und die rissigen Untersuchungsliegen, stellte ich mir vor, wie die Mikroben fröhlich an den ausgefransten Kanten entlangtanzten, und hätte am liebsten das ganze Haus in Chlorreiniger getaucht.
    Doug las die Notizen der Schwester laut vor, während Melissa das Untersuchungshemd bei jedem Wort fester zwischen den Fingern verdrehte. »Abdominalschmerz linksseitig nach Geschlechtsverkehr. Kein lokalisierter Vaginalschmerz. Wie ist es beim Wasserlassen?«, fragte er.
    »Hä?«, gab sie zurück.
    »Tut es weh, wenn du pinkelst?«, fragte ich.
    Sie nickte kaum merklich.
    »Dann sorgen wir gleich dafür, dass es besser wird.« Ich drückte ihr Knie. »Hast du jetzt Schmerzen?«
    Ein paar Tränen rannen Melissa über die Wangen. Ich fürchtete, dass Mitleid eher einen Heulanfall auslösen würde als Grausamkeit, also schraubte ich die Barmherzigkeit wieder zurück.
    Einmal lernen, einmal tun und einmal lehren .
    Ich schickte Melissas Proben ins Labor und betete darum, dass sie eine normale Unterleibsentzündung hatte. Ich hielt nur kurz inne, um mir die Hände zu waschen, ehe ich nach einem flüchtigen Klopfen das Zimmer mit dem nächsten Patienten betrat. Der Gestank von Alkohol, ungewaschener Haut und irgendetwas Undefinierbarem, aber Vertrautem schlug mir förmlich ins Gesicht. Doug, der mir gefolgt war, zögerte in der Tür.
    Ein ungeheuer schmutziger Mann saß auf der Kante der Untersuchungsliege. Blut war auf die zerknitterte Papierauflage unter ihm getropft. Der Patient sah aus wie Mitte vierzig, hätte aber von fünfundzwanzig aufwärts alles sein können. Meine Zeit in der Notaufnahme hatte mich gelehrt, dass Alkohol auf ein Gesicht wie ein Zeitraffer wirkt.
    »Mister Hammond, ich bin Doktor Zachariah.« Ich studierte sein Gesicht aus der Ferne und versuchte abzuschätzen, ob er noch betrunken war oder der Geruch nach billigem Wein von gestern stammte. »Mein Assistent ist Doug Keller, er ist Medizinstudent.«
    Der Akte zufolge war der Mann in einer Bar in eine Schlägerei verwickelt gewesen und hatte oberflächliche Stichwunden von einem Messer in einer Schulter und im Rücken. Nach Farbe und Menge des Blutes, mit dem sein Hemd getränkt war, schienen die Angaben zu stimmen.
    »Ziehen Sie bitte das Hemd aus, Mister Hammond. Wir lassen Sie dazu kurz allein.« Warum hatten die Schwestern den Patienten nicht besser vorbereitet?
    Er ignorierte meine Anweisung und sagte: »Den anderen solltest du erst mal sehen.«
    »Ja«, sagte ich. »Aber jetzt kümmern wir uns lieber um Sie. Also, haben Sie starke Schmerzen?«
    »Ich hab überhaupt keine Schmerzen, Kleine.« Seine Stimme

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