Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Heute Und in Ewigkeit

Titel: Heute Und in Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Susan Meyers
Vom Netzwerk:
klang prahlerisch. »Wie wär's, wenn ich mich um dich kümmer statt umgekehrt?« Er lachte gackernd und wäre beinahe von der Liege gefallen, als er nach mir grapschte. »Ich mach dich glücklich, Süße.«
    »Mister Hammond, wir verlassen jetzt den Raum. Bis wir wiederkommen, ziehen Sie bitte Ihr Hemd aus.«
    »Ach ja? Sag du mir nicht, was ich tun soll. Der Letzte, der so mit mir geredet hat, hat was viel Schlimmeres abgekriegt als das hier.« Er zog sich das Hemd herunter und enthüllte eine lange, klaffende Schnittwunde von der Schulter bis zum Ellbogen. »Was ist denn, hast du deine Zunge verschluckt, Süße?«
    Ein messerscharfer Stich fuhr mir durch die Brust. Der Kloß in meiner Kehle fühlte sich an, als hätte ich mein Stethoskop verschluckt.
    »Alles okay?«, fragte Doug.
    Ich schüttelte den Kopf, wusste aber nicht, was ich ihm mitzuteilen versuchte, außer dem Gefühl, dass ich jeden Augenblick sterben könnte. Bestimmt konnte er mein laut pochendes Herz hören.
    »Was zum Teufel ist hier los?«, lallte Mr. Hammond. »Was hat sie denn?«
    Halt den Mund. Geh weg. Geh weg.
    Seine offene Wunde gaffte mich an und bat darum, geheilt zu werden. Blut klebte in seinem dichten braunen Haar. Ganze Klumpen davon standen ihm vom Kopf ab.
    »Kümmert sie sich jetzt um mich, oder nicht?«, fragte er aufgebracht.
    »Doktor Zachariah?« Doug nahm mich beim Arm. »Soll ich jemanden holen?«
    »Was ist das denn für ein Scheiß-Krankenhaus?« Der Patient kam auf mich zu. »Was soll der Blödsinn?«
    Ich rannte los.
    Die Damentoilette schien meilenweit weg zu sein. Ich musste plötzlich so dringend pinkeln, dass ich nicht sicher war, ob ich es schaffen würde. Die Menschen auf dem Flur wichen zurück, als ich an ihnen vorbeirannte, ohne ihre besorgten Gesichter richtig wahrzunehmen.
    »Doktor Zachariah«, rief Doug, als ich um die Ecke schoss und mein Ziel schon fast erreicht hatte. Ich hatte das Gefühl, in Zeitlupe zu laufen, als würde ich nie irgendwo ankommen.
    Meine Hände zitterten so sehr, dass ich es kaum schaffte, die Kabine zu verriegeln. Stimmen, zu laute Stimmen, bedrängten mich. Doug und andere.
    Fehlt Ihnen was?
    Louise, brauchen Sie Hilfe?
    Was ist passiert?
    Ihre Worte klangen unendlich weit entfernt. Ich betätigte die Spülung, setzte mich wieder hin und ließ den Kopf auf die Knie sinken. Nur eine Panikattacke , sagte ich mir und listete im Geiste so viele Symptome auf, wie ich konnte: Herzrasen, Schweißausbrüche, Zittern, Atemnot, Engegefühle, Derealisationsgefühle, Depersonalisationsgefühle, Parästhesien, plötzlicher Harn- und Stuhldrang.
    Ein Gefühl, als ob gleich jemand sterben würde.
    Zorngeruch.
    Der Geruch meines Vaters an jenem warmen Julitag, wie nach heißem Metall, flackerte in mir hoch. Wenn ich geblieben wäre, wäre Mama noch am Leben? Wäre ich dafür jetzt tot?
    Warum war ich so langsam zu Teenie hinuntergelaufen? Warum war ich nicht in ihre Wohnung geflogen?
    »Ich lasse den Sicherheitsdienst die Tür aufbrechen, wenn Sie nicht sofort herauskommen, Louise.«
    Die entschlossene Stimme holte mich zurück. Sie klang vertraut.
    »Nein«, krächzte ich. »Schon gut. Mir fehlt nichts. Mir ist nur schlecht geworden.« Langsam stand ich auf und entriegelte die Kabinentür. Die gehetzt aussehende Stationsschwester blickte mir mit vor der Brust verschränkten Armen entgegen.
    Ich fuhr mir mit der Hand über den Mund, als hätte ich mich übergeben, und trat ans Waschbecken, wo ich mir Wasser ins Gesicht spritzte. Mein Herz schlug zu schnell. Meine Atmung war immer noch zu flach. Ein Jammer, dass das Wissen darum, was diese Symptome bedeuteten, sie nicht zum Verschwinden brachte. Ich griff so tief in mich hinein, wie es eben ging, und zog ein paar Worte hervor. »Grippe. Ganz plötzlich. Kann kaum stehen.«
    »Brauchen Sie Hilfe?« Die Stationsschwester wirkte ziemlich misstrauisch.
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich rufe mir ein Taxi.«
    »Ich kann Sie fahren«, sagte Doug. Er stand in der offenen Tür, als brächte er es nicht fertig, in eine Damentoilette vorzudringen.
    »Bleiben Sie hier. Sie werden gebraucht.« Ich schlang die Arme um mich.
    »Ich rufe Ihnen ein Taxi«, sagte die Schwester.
    Mein chaotisches Apartment war tröstlich. Ausnahmsweise war es mir egal, dass ich seit Wochen nicht mehr dazu gekommen war, sauber zu machen. Hier war ich sicher. Ich riss mir den Kittel herunter, ließ mich auf das ungemachte Bett fallen und drückte den Kopf tief ins Kissen. Längst begrabene

Weitere Kostenlose Bücher