Hex Hall 01 - Hawkins, R: Hex Hall 01
glaube nicht, dass mich je zuvor schon mal jemand derart wütend angestarrt hat. Das verwirrte mich. Ich meine, klar, ich hatte die Einladung ausgeschlagen, ihrem Zirkel beizutreten, aber es war doch schließlich nicht so, als hätte ich ihnen ins Gesicht gespuckt oder sonst was.
»Tut mir leid, wenn ich eure Gefühle verletzt habe«, sagte ich, »aber … ähm, es liegt nicht an euch, es liegt eher an mir …«
Puh, das war aber originell, Sophie.
Inzwischen waren auch Anna und Chaston aufgestanden. Anna funkelte mich finster an, aber Chaston wirkte immer noch besorgt.
»Du brauchst uns allerdings ebenfalls, Sophie«, sagte Chaston. »Es wird nämlich nicht gerade leicht werden für dich – ohne deine Schwestern, die dich doch beschützen können.«
»Wovor beschützen?«
»Denkst du denn im Ernst, man wird dich hier mit offenen Armen willkommen heißen?«, fragte Elodie. »Bei diesem Blutegel, mit dem du zusammenwohnst, und bei deinem Vater wirst du ohne uns eine absolute Aussätzige sein.«
Mein Magen rutschte mir in die Kniekehlen. »Was hat mein Dad damit zu tun?«
Die drei sahen sich an.
»Sie weiß es nicht«, murmelte Elodie.
»Was weiß ich nicht?«
Chaston öffnete den Mund zu einer Antwort, aber Elodie kam ihr zuvor. »Soll sie doch selbst dahinterkommen.« Sie öffnete die Tür. »Viel Glück beim Überleben in Hecate, Sophie. Du wirst es brauchen.«
Okay, wenn das kein Rausschmiss war …
Ich war so abgelenkt von den Gedanken an meinen Vater, dass ich mitten in den Kreis trat und dabei die Kerze umwarf. Ich jaulte auf, als mir heißes Wachs über den nackten Fuß lief, und hätte schwören können, dass ich Anna kichern hörte.
Ich humpelte zur Tür. Bevor ich ging, drehte ich mich noch einmal zu Elodie um. Sie beobachtete mich mit steinerner Miene.
»Es tut mir wirklich leid«, sagte ich noch einmal. »Ich wusste nicht, dass es so eine große Sache ist, einem Zirkel abzusagen.«
Zuerst dachte ich, sie würde mir gar nicht antworten. Dann sagte sie mit gesenkter Stimme: »Ich bin jahrelang in der Menschenwelt angestarrt worden … wie ein Ungeheuer. Niemand wird mich je wieder so ansehen dürfen.« Ihre harten, grünen Augen wurden schmal. »Erst recht nicht so ein Loser von Hexe wie du.«
Damit knallte sie mir die Tür vor der Nase zu.
Ich stand draußen im Gang und merkte, wie schwer ich atmete. Hatte ich sie wie ein Ungeheuer angestarrt? Ich dachte daran, wie sie erzählt hatte, dass sie irgendein armes Mädchen hatte verschwinden lassen.
Ja, wahrscheinlich hatte ich sie so angestarrt.
»Okay, das REICHT !«, rief jemand.
Auf der anderen Seite des Flurs flog eine Tür auf, und Taylor kam aus ihrem Zimmer gestampft. Sie trug ein übergroßes Nachthemd, ihr Haar hing ihr wirr ins Gesicht. Wieder war ihr Mund voller Reißzähne.
» RAUS !«, schrie sie und zeigte in den Flur. Durch die offene Tür sah ich Nausicaa und Siobhan, die zusammen mit zwei anderen Elfen im Schneidersitz auf dem Boden saßen. In der Mitte ihres Kreises leuchtete ein grünliches Licht, aber ich konnte nicht erkennen, was es war.
Die Gruppe stand auf. »Du kannst mich nicht daran hindern, die Rituale meines Volkes auszuführen«, sagte Nausicaa.
Taylor strich sich die Haare aus dem Gesicht. »Nein, aber ich kann Casnoff erzählen, dass ihr vier mit diesem Spiegeldings da versucht habt, Verbindung zum Seelie-Hof aufzunehmen.«
Nausicaa runzelte die Stirn und bückte sich, um die schimmernde Scheibe aus grünem Glas aufzuheben. »Das ist kein Spiegeldings . Es ist eine Lache aus Tau, der von nachtblühenden Blumen aufgesammelt wurde, gefunden auf dem höchsten Hügel in …«
» IST . MIR . EGAL !«, rief Taylor. »Ich muss um acht in Klassifikation von Gestaltwandlern sein, und ich kann nicht schlafen, wenn euer blödes Spiegeldings mir ins Gesicht scheint.«
Siobhan beugte sich vor, wobei ihr blaues Haar ihr Gesicht verhüllte. Dann flüsterte sie Nausicaa etwas ins Ohr.
Nickend winkte Nausicaa den anderen Elfen. »Kommt. Wir können an einem weniger … primitiven Ort weitermachen.«
Taylor verdrehte die Augen.
Die Elfen glitten an mir vorbei. Siobhan warf mir einen geringschätzigen Blick zu, dann verwandelten sie sich in Kreise aus Licht, etwa in der Größe von Tennisbällen, und schwebten durch den Gang.
»Endlich bin ich die los, verdammt«, murmelte Taylor, bevor sie sich mit einem breiten Lächeln zu mir umwandte. Ihre Fangzähne waren inzwischen fast wieder verschwunden, aber ihre Augen
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