Hex Hall 01 - Hawkins, R: Hex Hall 01
zeichnen. Sobald sie fertig war, zog sie einen Kreis darum.
»Normalerweise vollführen wir dieses Ritual draußen, vorzugsweise innerhalb eines Rings von Bäumen«, erklärte sie, während sie sich vor das Pentagramm setzte. Chaston und Anna hockten sich links und rechts neben sie, so dass ich den Platz ihr gegenüber bekam. »Aber wir dürfen nicht in den Wald. Mrs Casnoff ist abartig streng, was das betrifft.«
Zu viert saßen wir nun um das Pentagramm herum und hielten uns an den Händen. Ich fragte mich, ob wir wohl gleich Kumbaya sangen.
»Sophie, was war der erste Zauber, den du ins Universum gehext hast?«, fragte Elodie.
»Wie?«
»Deine allererste Hexerei«, erläuterte Chaston und beugte sich vor. Ihr blondes Haar floss ihr über die Schultern. »Er ist etwas Heiliges für eine Hexe, dieser erste Zauber. Als ich zwölf war, habe ich einen Sturm geschaffen, der drei Tage dauerte. Und Anna hat die Zeit angehalten, für … wie lange?«
»Zehn Stunden«, antwortete Anna.
Ich blickte durch den Kreis zu Elodie hin. Das Licht der Kerzen flackerte in ihren Augen.
»Was ist mit dir?«, fragte ich sie.
»Ich habe den Tag in Nacht verwandelt.«
»Oh.«
»Was war dein erster Zauber, Sophie?«, fragte Chaston begierig.
Ich dachte daran zu lügen. Ich konnte behaupten, ich hätte jemanden in Stein verwandelt oder so was. Andererseits – wenn sie erfuhren, was für eine miserable Hexe ich war, würden sie diese Zirkelgeschichte vielleicht fallen lassen.
»Ich habe mir das Haar violett gefärbt.«
Drei gleichermaßen starre Blicke antworteten mir.
»Violett?«, fragte Anna.
»Es war keine Absicht«, sagte ich. »Ich habe versucht, mir die Haare dauerhaft zu glätten, aber ich vermute, ich muss etwas falsch gemacht haben, weil es stattdessen violett wurde. Allerdings nur für drei Wochen. Also … ja, das war meine erste Hexerei.«
Sie schwiegen. Anna und Chaston wechselten über den Kreis hinweg einen Blick.
»Vielleicht sollte ich besser gehen«, meinte ich.
»Nein!«, sagte Chaston und drückte meine Hand.
»Nein, geh nicht«, fügte Anna hinzu. »Dein erster Zauber war also … hm, ziemlich dumm. Seither hast du größere Sachen gezaubert, richtig?« Ermutigend nickte sie mir zu.
»Welche Hexerei hat dich hier reingebracht?«, wollte Elodie wissen. Sie saß vollkommen reglos da, nur ihre Augen glitzerten. »Das muss immerhin was Starkes gewesen sein.«
Ich sah sie über den Kreis hinweg an. »Ein Liebeszauber.«
Anna und Chaston ächzten gleichzeitig und ließen meine Hände fallen.
»Ein Liebeszauber?«, höhnte Elodie.
»Und ihr?« Ich blickte in die Runde. »Was habt ihr getan, dass man euch nach Hecate geschickt hat?«
Anna antwortete als Erste. »Ich habe einen Jungen in meinem Englischkurs in eine Ratte verwandelt.«
Chaston zuckte die Achseln. »Hab ich dir schon gesagt. Ich hab es drei Tage lang stürmen lassen.«
Elodie starrte für eine Sekunde zu Boden. Ich war nicht sicher, aber es kam mir so vor, als würde sie tief Luft holen. Als sie den Kopf hob, wirkte sie ruhig. Sogar entspannt. »Ich habe ein Mädchen verschwinden lassen.«
Ich schluckte. »Für wie lange?«
»Für immer.«
Jetzt holte ich tief Luft. »Ihr habt also alle drei Sachen gehext, bei denen Menschen zu Schaden kamen.«
»Nein«, widersprach Anna. »Wir haben mächtige Zauber gewirkt, wie sie unserer Art zustehen. Die Menschen sind uns halt … in die Quere gekommen.«
Mehr brauchte ich nicht zu hören. Ich stand auf. »Gut, okay, danke für das Angebot, aber … na ja. Ich glaube nicht, dass es mit uns was wird.«
Chaston griff erneut nach meiner Hand. »Nein, geh nicht«, sagte sie. Ihre Augen waren groß und leuchteten im Kerzenlicht.
»Ach, lass sie doch«, meinte Elodie angewidert. »Sie hält sich sowieso für was Besseres.«
»Nein, das habe ich nicht gemeint …«
»Aber wir brauchen eine Vierte«, rief Chaston dazwischen.
»Nicht, wenn diese Vierte nur eine Belastung ist«, gab Elodie zurück.
»Sie ist die einzige andere dunkle Hexe hier. Wir brauchen sie«, sagte Anna leise. »Ohne eine vierte Hexe werden wir nicht stark genug sein, um ihn zu halten.«
»Wen zu halten?«, fragte ich, doch Elodie zischte zugleich: »Sei still, Anna.«
»Es hat ohnehin nicht funktioniert«, murmelte Chaston düster.
»Also ehrlich, redet ihr in einer Geheimsprache, oder was?«
»Nein«, sagte Elodie und stand auf. »Sie reden über Dinge, die den Zirkel betreffen. Dinge, die dich nichts angehen.«
Ich
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