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Hex Hall 01 - Hawkins, R: Hex Hall 01

Hex Hall 01 - Hawkins, R: Hex Hall 01

Titel: Hex Hall 01 - Hawkins, R: Hex Hall 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hawkins
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vom Ursprung der Prodigien erzählt. Erinnern Sie sich?«
    Das ist gerade mal zwei Wochen her, dachte ich. Natürlich erinnere ich mich. Aber ich beschloss, mir den Sarkasmus zu sparen und antwortete: »Klar. Engel. Krieg mit Gott.«
    »Genau. In Ihrem Fall jedoch kam Ihre Familie erst im Jahr 1939 zu Zauberkräften, als Ihre Urgroßmutter Alice sechzehn Jahre alt war.«
    »Ich dachte, man muss als Hexe geboren werden. Mom sagte, nur Vampire seien ursprünglich Menschen gewesen.«
    Mrs Casnoff nickte. »Normalerweise ist das auch so. Es gibt allerdings hin und wieder Menschen, die versuchen, ihr Schicksal zu verändern. Sie finden zufällig ein Zauberbuch oder eine spezielle Beschwörung, irgendeinen Weg, sich mit dem Göttlichen, dem Mystischen zu verbinden. Nur sehr wenige überleben diesen Prozess. Ihre Urgroßmutter gehörte zu den wenigen.«
    Ich wusste gar nicht, was ich sagen sollte, also trank ich einen großen Schluck Tee. Er war schon kalt, und der Zucker hatte sich auf dem Boden der Tasse angesammelt, so dass er jetzt wie Sirup schmeckte.
    »Wie hat sie das geschafft?«, brachte ich schließlich heraus.
    Mrs Casnoff räusperte sich. »Was das betrifft, so kann ich Ihnen leider keine Auskunft geben. Falls Alice je ausführlich über ihre Erfahrungen gesprochen haben sollte, so wurde es jedenfalls nicht überliefert. Ich weiß selbst nur, was ich hier und da aufgeschnappt habe. Offenbar hatte sie Umgang mit einer besonders abscheulichen Hexe, die ihre eigenen Zauberkräfte mit Hilfe schwarzer Magie mehren wollte, einer Magie, die der Rat schon seit dem 17. Jahrhundert verboten hatte. Niemand weiß genau, wie Alice mit dieser Frau in Kontakt kam – einer Mrs Thorne, so hieß sie, glaube ich – oder ob sie überhaupt wusste, dass sie eine Hexe war. Jedenfalls verwandelte der Zauber, der für Mrs Thorne bestimmt war, an ihrer statt Alice.«
    »Moment mal, Sie haben gesagt, Mrs Thorne hätte schwarze Magie dafür benutzt, richtig?«
    Mrs Casnoff nickte. »Ja. Wirklich die schlimmste Hexenkunst. Alice hatte großes Glück, dass die Verwandlung sie nicht umbrachte. Mrs Thorne war da weniger vom Glück begünstigt.«
    Auf einmal fühlte ich mich, als hätte ich eine Handvoll Eiswürfel verschluckt, doch während mein Magen gefror, traten mir zugleich Schweißperlen auf die Stirn.
    »Also wurde meine … Urgroßmutter durch schwarze Magie zur Hexe? Ich meine, durch die schlimmste, gefährlichste Art von Magie überhaupt?«
    Wieder nickte Mrs Casnoff. Sie sah mich noch immer sehr eindringlich an.
    »Ihre Urgroßmutter war eine Anomalie, Sophia. Es tut mir leid. Ich weiß, das ist ein sehr hässliches Wort, aber es gibt keinen anderen Ausdruck dafür.«
    »Wie« – es kam als Krächzen aus mir heraus, und ich musste mich räuspern – »was ist mit ihr geschehen?«
    Mrs Casnoff seufzte. »Irgendwann hat ein Mitglied des Rates in London sie aufgespürt. Man hatte sie in eine Irrenanstalt gesteckt, wo sie tobend und zeternd von Hexen und Dämonen redete. Das Ratsmitglied brachte sie mit ihrer Tochter – Lucy, Ihrer Großmutter – nach Hecate.«
    »Mit meiner Großmutter?« Ich starrte auf das Foto in meinen Händen.
    »Ja. Alice war schwanger, als man sie fand. Man wartete, bis Ihre Großmutter geboren war, dann wurden beide hierhergebracht.«
    Sie schenkte sich noch eine Tasse Tee ein. Ich hatte den Eindruck, dass sie mir nicht mehr erzählen wollte, aber ich musste einfach fragen. »Was ist dann passiert?«
    Mrs Casnoff rührte mit einer Konzentration, die normalerweise Gehirnchirurgen vorbehalten scheint, in ihrem Tee. »Alice kam nicht gut mit ihrer Verwandlung zurecht«, antwortete sie, ohne mich anzusehen. »Nach drei Monaten in Hecate schaffte sie es irgendwie zu fliehen. Wieder weiß niemand genau, wie ihr das gelang, aber Alice verfügte über sehr starke magische Kräfte. Und dann …« Mrs Casnoff unterbrach sich, um einen Schluck Tee zu nehmen.
    »Und dann?«, wiederholte ich.
    Endlich sah sie mich an. »Sie wurde ermordet. L’Occhio di Dio.«
    »Woher wusste man, dass es …«
    »Sie haben eine unverkennbare Art, sich unserer zu entledigen«, erwiderte sie knapp. »Wie dem auch sei, ihre Tochter Lucy, die sie zurückgelassen hatte, blieb hier in Hecate, damit der Rat sie beobachten konnte.«
    »Was? Wie ein Versuchskaninchen?« Ich wollte eigentlich nicht so wütend klingen, aber ich stand inzwischen am Rande des Nervenzusammenbruchs.
    »Alice’ Macht hatte alles bislang Dagewesene überstiegen. Sie

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