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Hex Hall 01 - Hawkins, R: Hex Hall 01

Hex Hall 01 - Hawkins, R: Hex Hall 01

Titel: Hex Hall 01 - Hawkins, R: Hex Hall 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hawkins
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Schulter hinweg.
    Die antike Tür knarrte nicht, sie schrie förmlich vor Schmerz, als sie sie hinter sich zuzog.
    Zu meinem Entsetzen hörte ich danach ein lautes Klicken.
    »Hat sie uns gerade eingeschlossen?«, fragte ich Archer, und meine Stimme klang viel höher, als mir lieb war.
    »Genau«, antwortete er und lief die Treppe hinunter, um sich eins der Klemmbretter zu nehmen, die die Vandy auf einer Reihe von Krügen abgelegt hatte.
    »Aber ist das … ist das nicht ungesetzlich?«
    Er lächelte, blickte aber nicht von seinem Klemmbrett auf. »Du musst dir so charmante menschliche Errungenschaften wie Rechte hier langsam mal aus dem Kopf schlagen, Mercer.«
    Dann machte er plötzlich große Augen. »Ach, Mensch! Ich hab da was für dich.«
    Er legte das Klemmbrett beiseite und tastete seine Hosentaschen ab.
    »Hier«, sagte er, kam zu mir herüber und drückte mir irgendwas Leichtes in die Hand.
    Ich sah es an. Es war ein Klumpen Papiertaschentücher.
    »Du bist ein Idiot.« Ich warf ihm die Papiertücher vor die Füße und stapfte an ihm vorbei. Mein Gesicht stand in Flammen.
    »Kein Wunder, dass Elodie deine Freundin ist«, murmelte ich, während ich das Klemmbrett aufhob. Dann blätterte ich mit viel Aufhebens durch die Seiten. Es waren insgesamt zwanzig, und auf jeder standen etwa fünfzig Gegenstände. Ich überflog sie und bemerkte solche Sachen wie: Schlinge: Rebecca Nurse und Abgetrennte Hand: A. Voldari .
    Dann riss ich die oberen zehn Seiten ab und gab sie Archer, zusammen mit einem Stift.
    »Du übernimmst diese Hälfte«, sagte ich, ohne ihn anzusehen. Dann ging ich zu dem Regal, das am weitesten von ihm entfernt war, dem direkt unter dem kleinen Fenster.
    Einen Moment lang rührte er sich nicht, und ich merkte, dass er etwas sagen wollte, doch schließlich seufzte er nur und ging an die entgegengesetzte Seite des Raums.
    Etwa fünfzehn Minuten lang arbeiteten wir in vollkommenem Schweigen. Obwohl die Vandy eine Ewigkeit darauf verwandt hatte, uns den Job zu erklären, war er eigentlich ziemlich einfach, wenn auch absurd mühsam. Wir mussten die Gegenstände in den Lagerregalen auf den Papierbögen finden und anschließend notieren, in welchem Regal sie sich befanden – und in welchem Fach. Was uns die Arbeit erschwerte, war der Umstand, dass keiner der Gegenstände etikettiert war. Daher fiel es manchmal schwer festzustellen, worum es sich genau handelte. Zum Beispiel lag in Regal G, Fach 5 ein Fetzen roter Stoff, bei dem es sich entweder um den Teil eines Buchdeckels, Zauberlexikon: C. Catellan handeln konnte oder um den Teil einer Zeremonialrobe : S. Chistakos .
    Es konnte auch keins von beidem sein, sondern etwas auf Archers Liste. Natürlich wäre es schneller gegangen, wenn wir zusammengearbeitet hätten, aber wegen der Taschentücher war ich immer noch sauer.
    Ich hockte mich hin und hob eine zerbeulte Ledertrommel auf. Dann überflog ich die Liste, ohne wirklich etwas zu sehen. Ich wusste, ich hätte nicht vor ihm heulen sollen, aber ich hätte auch nie gedacht, dass er mies genug war, sich deshalb über mich lustig zu machen. Sicher, wir waren nicht die besten Kumpel oder so, aber an jenem ersten Abend hatte ich doch das Gefühl gehabt, als wären wir uns ein wenig nähergekommen.
    Offenbar ein Irrtum.
    »Es war ein Scherz«, sagte er plötzlich. Als ich herumfuhr, sah ich, dass er hinter mir hockte.
    »Egal.«
    Ich drehte mich wieder zum Regal um.
    »Wie meintest du das vorhin, wegen mir und Elodie?«, fragte er.
    Ich verdrehte die Augen, während ich zu Regal H hinüberging. »Ist das wirklich so schwer zu kapieren? Ich meine, sie hat sich neulich auf meine Kosten prächtig amüsiert, also passt es, dass du als ihr Freund ebenfalls großen Spaß daran hast, dich über mich lustig zu machen. Ist ja so wahnsinnig rührend, wenn Paare gemeinsame Hobbys haben.«
    »Hey«, fuhr er mich an. »Elodies kleiner Streich hat auch mir das hier eingetragen, schon vergessen? Ich hab versucht, dir zu helfen.«
    »Na und? Schließlich habe ich dich nicht darum gebeten«, erwiderte ich, während ich so tat, als würde ich ganz aufmerksam etwas betrachten, bei dem es sich auf den ersten Blick um einen Haufen Blätter zu handeln schien, die in einem Glas mit bernsteinfarbener Flüssigkeit schwammen.
    Dann erkannte ich aber, dass es gar keine Blätter waren, sondern winzige Elfenleichen.
    Ich unterdrückte den Drang, das Glas von mir zu schleudern und so etwas wie ein: » UUURRRGGGHHH !« auszurufen.

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