Hex Hall 01 - Hawkins, R: Hex Hall 01
es, dass du noch Macht hast.«
Er sah fragend zu mir auf. »Was soll das denn heißen?«
Mist. »Ich – äh, ich dachte nur … ein paar Leute meinten, du wärest letztes Jahr weggegangen, weil du wolltest, dass man dir deine Zauberkräfte nimmt.«
Ich war davon ausgegangen, dass er diese Gerüchte kannte, aber er wirkte ehrlich überrascht. »Das denken sie also. Aha.«
»Sie wissen aber, dass es nicht dazu gekommen ist«, fügte ich hastig hinzu. »Jede Menge Leute haben gesehen, wie du am ersten Tag Justin abgeschmettert hast.«
Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel. »Böser Hund.«
Ich rollte mit den Augen, musste aber unwillkürlich zurücklächeln. »Halt die Klappe. Also, wo bist du gewesen?«
Er zuckte die Achseln und stützte die Ellbogen auf die Knie. »Ich brauchte bloß mal eine Auszeit. So etwas ist auch früher schon vorgekommen. Der Rat benimmt sich, als würden sie nie jemanden aus Hecate rauslassen, aber wenn du einen Antrag stellst, erlauben sie dir, die Schule für eine gewisse Zeit zu verlassen. Sie dachten wohl, ich könnte eine Pause gebrauchen, vor allem nach Holly.«
»Verstehe«, sagte ich. Aber bei der Erwähnung von Holly musste ich wieder an Chaston denken. Am Tag nach dem Angriff auf sie waren ihre Eltern gekommen und hatten sie mit nach Hause genommen. Sie waren über zwei Stunden in Mrs Casnoffs Büro gewesen, bevor Mrs Casnoff Jenna geholt hatte.
Als Jenna zurückgekommen war, hatte sie kein Wort gesagt, sondern sich nur auf ihr Bett gelegt und zur Decke gestarrt.
Mein plötzlicher Stimmungswandel musste mir anzusehen gewesen sein, denn Archer fragte: »Ist Jenna okay? Mir ist aufgefallen, dass sie heute Abend nicht beim Essen war.«
Ich seufzte und lehnte mich zurück. »Es sieht nicht gut aus«, antwortete ich. »Sie will weder zum Unterricht gehen noch zu den Mahlzeiten. Sie verlässt kaum das Bett. Ich weiß nicht, was sie bei diesem Gespräch zu ihr gesagt haben, aber die Tatsache, dass sie zur Direktorin gerufen wurde, scheint hier für alle ein Beweis ihrer Schuld zu sein.«
Er nickte. »Ja, Elodie ist ziemlich sauer.«
»Ach, zu schade. Ich hoffe, sie kriegt keine Falten davon.«
»Sei nicht so.«
»Hör mal, es tut mir leid, dass deine Freundin sich so aufregt, aber die einzige Freundin, die ich hier habe, wird einer Tat beschuldigt, die sie nicht begangen hat, und Elodie ist die Anführerin der Leute, die sie von vornherein verurteilen. Ich kann im Augenblick einfach kein Mitleid mit ihr haben, okay?«
Ich wartete auf eine unwirsche Antwort von ihm, aber er beschloss offenbar, das Thema fallenzulassen. Er stand von der Treppe auf und holte sich sein Klemmbrett.
»Hast du etwas entdeckt, das wie Dämonenbesessenes Musikinstrument: J. Mompesson aussieht?«
»Möglich.« Ich hüpfte vom Regal und ging zu der Stelle, an der ich neulich eine Trommel gefunden hatte. Aber sie war natürlich verschwunden. Sie hatte sich hinter einem Stapel Bücher versteckt, der zu Staub zerfiel, als wir ihn beiseiteschoben. »Ich hoffe wirklich, dass die nicht wichtig waren«, lautete Archers Kommentar. Als wir sie fanden, war unsere Stunde fast vorbei. Ich hörte das Schloss über uns aufspringen. Die Vandy hatte aufgehört, in den Keller herunterzukommen, um uns zu holen; sie schloss nur noch die Tür auf.
Wir warfen unsere Klemmbretter hin und gingen zur Treppe.
Während wir hinaufstiegen, hätte ich schwören können, irgendwo seitlich etwas Grünes aufblitzen zu sehen. Aber als ich mich dann umdrehte, um nachzuschauen, war nichts zu erkennen. Die feinen Härchen in meinem Nacken stellten sich allerdings auf, und ich rieb geistesabwesend mit der Hand darüber.
»Alles in Ordnung mit dir?«, fragte Archer, als er die Tür aufstieß.
»Ja«, antwortete ich, aber die Sache war mir unheimlich. »Es ist nur … darf ich dir eine richtig seltsame Frage stellen?«
»Das sind meine Lieblingsfragen.«
»Meinst du, jemand hier könnte einen Dämon beschwören?«
Ich dachte, er würde lachen oder eine bissige Bemerkung machen, doch stattdessen blieb er vor der Kellertür stehen und sah mich mit diesem durchdringenden Blick an. »Warum fragst du das?«
»Jenna hat neulich abends mal so was bemerkt. Sie denkt, Holly sei vielleicht umgekommen, weil, äh, einige Leute einen Dämon beschworen haben.«
Archer verarbeitete das erst mal, bevor er den Kopf schüttelte und sagte: »Nein, das ist unmöglich. Mrs Casnoff würde es wissen, wenn auf dem Campus ein Dämon existierte. Sie
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