Hex Hall 01 - Hawkins, R: Hex Hall 01
halb verhungert war. Also habe ich in einem Lebensmittelladen was zu essen gestohlen. Kaum hatte ich den ersten Twinkie-Kuchen in den Mund gesteckt, da dachte ich schon, jetzt würde ich sterben müssen. Ich habe vielleicht zweimal gekaut, bevor ich alles ausspucken musste. Der …«
Sie schloss die Augen und holte tief Luft. »Der Filialleiter kam heraus und fand mich auf dem Parkplatz auf den Knien. Er sah die Verpackung und fing an zu brüllen, dass er die Polizei rufen wolle, und ich …«
Sie brach ab und konnte mir nicht in die Augen sehen. Ich legte ihr eine Hand auf die Schulter und versuchte, sie zu trösten oder ihr zu zeigen, es mache mir nichts aus, dass sie jemanden ausgesaugt hatte, aber ich konnte ihr ebenfalls nicht ins Gesicht blicken.
»Danach … danach fühlte ich mich besser. Ich stieg in einen Bus zurück in die Stadt und suchte Amandas Eltern auf. Sie waren auch Vampire. Amandas Dad war vor Jahren gebissen worden und hatte sie alle verwandelt. Sie haben sich dann mit dem Rat in Verbindung gesetzt, und ich wurde hierher geschickt.«
Sie sah mich wieder an. »So war das nicht geplant«, klagte sie. »Ich will nicht so sein … ohne Amanda. Ich wollte nur ein Vampir werden, damit wir für immer zusammen sein konnten. Sie hatte es mir versprochen.« Tränen glänzten in ihren Augen.
»O Mann«, sagte ich. »Wer hätte gedacht, dass Mädchen genauso mies sind wie Jungs?«
Sie seufzte und lehnte sich mit geschlossenen Augen an das Kopfbrett. »Sie werden mich rauswerfen.«
»Warum?«
Sie sah mich ungläubig an. »Äh … hallo? Sie werden mir voll die Sache mit Chaston anhängen. Holly war noch ein Einzelfall, aber zwei Mädchen innerhalb eines halben Jahres?« Sie schüttelte den Kopf. »Irgendjemand wird dafür büßen müssen, und du kannst darauf wetten, dass ich diejenige sein werde.«
»Warum denn?«, wiederholte ich. Jenna war die einzige Person in Hecate, die ich als Freundin betrachtete. Na ja, vielleicht waren Archer und ich jetzt auch befreundet, aber da bestand immer noch die Möglichkeit, dass ich eventuell ein klitzekleines bisschen in ihn verliebt war, und das schloss ihn von den Freundeskandidaten aus. Wenn Jenna fortginge, wäre ich Elodie und Anna auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.
Das durfte nicht sein.
»Du weißt doch gar nicht, ob sie dich rauswerfen. Chaston könnte sich an das erinnern, was mit ihr passiert ist. Wart’s einfach ab und sprich mit Mrs Casnoff, okay? Vielleicht werden sich bis morgen ja alle ein wenig beruhigt haben.«
Ihr abfälliges Schnauben sagte mir, für wie wahrscheinlich sie das hielt. Dann räumte sie ihre Kleider wieder in den Schrank zurück. Ich stand auf und half ihr dabei.
»Also, wie war der Kellerdienst heute Abend?«
»Kellermäßig.«
»Und deine irrsinnig aussichtslose Verknalltheit in Archer Cross?«
»Immer noch irrsinnig. Immer noch aussichtslos.«
Sie nickte, während sie einen ihrer vielen Hecate-Blazer aufhängte. »Gut zu wissen.«
Wir arbeiteten in kameradschaftlichem Schweigen weiter.
»Was meintest du eigentlich damit, dass Elodie und ihr Zirkel versucht hätten, einen Dämon zu beschwören?«
»Holly erzählte mir, dass sie daran arbeiteten«, antwortete Jenna, während sie den Schrank verschloss. »Mrs Casnoff hat diesen ganzen Hype mit › L’Occhio di Dio wird uns alle umbringen‹, von dem sie so furchtbar besessen ist, immer mehr aufgebauscht, und Elodies Zirkel bekam es allmählich mit der Angst zu tun. Holly zufolge glaubten sie, dass sie durch die Beschwörung eines Dämons mehr Macht bekämen und dadurch sicherer wären, sollte es zum Schlimmsten kommen.«
»Ist es ihnen gelungen?«
Sie schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung.«
Das Licht ging plötzlich aus und tauchte uns in Dunkelheit. Ich hörte ein paar erschrockene Schreie aus dem Flur, aber dann ertönte Mrs Casnoffs donnernde Stimme: »Licht aus bedeutet heute wirklich Zapfenstreich. Geht zu Bett, Kinder.«
Jenna seufzte. »Man muss Hex Hall einfach mögen.«
Gegen Möbelstücke stoßend und unschöne Flüche wispernd, fanden wir den Weg zu unseren jeweiligen Betten.
Ich warf mich mit einem leisen Stöhnen auf meins. Ich hatte gar nicht gemerkt, wie erschöpft ich war, bis ich das kühle, weiche Kissen unter meinem Kopf spürte. Daher schlief ich schon fast, als ich Jenna flüstern hörte: »Danke.«
»Wofür?«, murmelte ich.
»Dafür, dass du meine Freundin bist.«
»Puh«, erwiderte ich. »Das ist wohl das Kitschigste, was ich je zu
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