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Hex Hall 01 - Hawkins, R: Hex Hall 01

Hex Hall 01 - Hawkins, R: Hex Hall 01

Titel: Hex Hall 01 - Hawkins, R: Hex Hall 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hawkins
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geschehen ist.«
    Bei den letzten Worten schwankte ihre Stimme, und zu meinem Entsetzen schlug sie mit einem Laut, der wie ein Schluchzen klang, die Hände vors Gesicht.
    Ich schüttelte meine Wolldecke ab und legte sie ihr um die Schultern.
    »Alles wird wieder gut werden.«
    Sie sah mich an, und ihre Augen glänzten von ungeweinten Tränen. »Es tut mir so unendlich leid, Sophie. Ich hätte auf Sie hören sollen.«
    Noch vor wenigen Stunden hätte mich dieses Eingeständnis von Mrs Casnoff dazu veranlasst, auf den Straßen zu tanzen. Jetzt lächelte ich nur traurig und sagte: »Machen Sie sich keine Gedanken.« Ich war froh, weil Jenna nun vielleicht zurückkommen konnte, aber dieser eine Funke von Glück lag begraben unter einem Komposthaufen von Verletztheit, Kummer und Wut. Ich hatte zwar beweisen wollen, dass ich recht hatte, aber doch nicht so.
    Ich ließ Mrs Casnoff, Ferguson und die Vandy allein, damit sie eine Versammlung für den nächsten Morgen planen konnten, und ging in mein Zimmer. Obwohl ich Jenna vermisste, freute ich mich an diesem Abend tatsächlich darauf, allein zu sein.
    Cal erwartete mich am Fuß der Treppe.
    »Mir geht es gut«, sagte ich und zeigte ihm die Hand. »Das wird von allein heilen.«
    »Deshalb bin ich nicht hier. Mrs Casnoff möchte, dass Sie von jetzt an nirgendwo allein hingehen. Nicht, bis wir Archer gefunden haben.«
    Ich seufzte. »Und … was bedeutet das? Dass Sie mit in mein Zimmer kommen?«
    Er nickte.
    »Schön.« Ich legte eine Hand auf das glatte Holz des Geländers, um mich, ausgelaugt wie ich war, die Treppe hinaufzuschleppen. Jetzt verstand ich endlich den Ausdruck liebeskrank. Genau das empfand ich. Als hätte ich die Grippe, oder vielmehr, als hätte meine Seele die Grippe und nicht mein Körper. Ich war so müde, und alles tat mir weh. Gerade als ich überlegte, mein Gelübde, niemals in eine dieser unheimlichen Badewannen zu steigen, noch einmal zu überdenken, hörte ich Elodie sagen: »Sophie?«
    Ich drehte mich um und sah sie im Foyer stehen. Sie war sehr blass, und zum ersten Mal, seit ich sie kannte, auch nicht besonders schön.
    »Was ist los?«, fragte sie. »Die anderen behaupten, dass Archer … dass er dich im Keller angegriffen hätte oder so was, und ich kann ihn nirgends finden.«
    Gerade als ich dachte, der Schmerz in meiner Brust könnte nicht mehr schlimmer werden, blühte er wie eine stachelige Pflanze auf.
    »Warten Sie hier«, sagte ich zu Cal.
    Ich nahm Elodie bei der Hand und führte sie in den nächstgelegenen Aufenthaltsraum. Nachdem ich mich neben sie auf ein Sofa gesetzt hatte, berichtete ich ihr, was geschehen war, wobei ich die Küsserei ausließ und im Wesentlichen von dem Kampf und dem Mal auf seiner Brust erzählte.
    Schon mittendrin schüttelte sie den Kopf. Tränen sammelten sich in ihren Augen. Ich redete aber einfach weiter und beobachtete dabei, wie die Tränen auf ihre Wangen und ihren Schoß fielen und dunkle Flecken auf ihrem blauen Rock hinterließen.
    »Das ist unmöglich«, sagte sie, als ich fertig war. »Archer … könnte niemandem wehtun. Er …«
    Doch dann weinte sie zu heftig, um weitersprechen zu können, und ich wollte sie gerade in den Arm nehmen, da schlug sie meine Hände weg. »Moment mal«, sagte sie, und ein Schimmer der alten Elodie tauchte wieder auf. »Wieso hast du sein Mal überhaupt gesehen?«
    »Das hab ich dir doch erklärt«, anwortete ich, konnte ihr dabei aber nicht in die Augen sehen. Stattdessen betrachtete ich die Lampe hinter ihr und hielt den Blick auf das dumpfe Gesicht der Schafhirtin an ihrem Sockel gerichtet. »Dieser Schutzzauber, mit dem Alice uns belegt hat.«
    »Das weiß ich«, sagte Elodie und rutschte von mir weg. »Aber warum hast du seine Brust berührt?«
    Ich zwang mich, ihr ins Gesicht zu sehen, und versuchte, mir eine plausible Lüge auszudenken. Aber ich war müde und traurig, also fiel mir nichts ein. Schuldbewusst starrte ich in meinen Schoß.
    Ich wartete darauf, dass Elodie mich anschrie oder wieder weinte oder mich schlug, aber sie tat nichts von alledem. Sie wischte sich lediglich mit dem Handrücken das Gesicht ab, stand auf und ging hinaus.

 
    30
    Ich dachte, die Neuigkeiten über Archer würden den anderen nun richtig Angst machen, aber schließlich geschah das Gegenteil. Statt auszuflippen, weil L’Occhio di Dio in unsere Schule eingedrungen war, schienen alle nur erleichtert zu sein, dass das Rätsel um die Überfälle gelöst war und das Leben endlich wieder

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