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Hex Hall 01 - Hawkins, R: Hex Hall 01

Hex Hall 01 - Hawkins, R: Hex Hall 01

Titel: Hex Hall 01 - Hawkins, R: Hex Hall 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hawkins
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seinen normalen Gang gehen konnte. Also, so normal es eben für eine Schule wie Hecate sein konnte, was bedeutete, dass die Gestaltwandler nachts wieder rausgehen konnten und die Elfen bei Sonnenaufgang und Sonnenuntergang durch den Wald streifen durften.
    Einige Tage später nahm mich Mrs Casnoff beiseite und eröffnete mir, dass Jenna zurückkommen und mein Dad etwa eine Woche darauf ebenfalls eintreffen werde. Ich hätte wahrscheinlich aufgeregt sein sollen, weil ich ihn dann endlich kennenlernte, aber ich war nur nervös. Kam er in seiner offiziellen Eigenschaft nach Hecate oder weil ich seine Tochter war und beinahe verletzt worden wäre? Worüber würden wir reden?
    Eines Abends rief ich Mom an, um mit ihr darüber zu sprechen. Ich hatte ihr nichts von Archer erzählt. Das hätte ihr nur Angst gemacht. Also sagte ich lediglich, dass es Probleme gegeben habe und Dad herkommen werde, um die Sache zu regeln.
    »Du wirst ihn mögen«, meinte Mom. »Er ist sehr charmant und außergewöhnlich klug. Er wird ganz aus dem Häuschen sein, dich zu sehen.«
    »Warum hat er dann nicht früher versucht, mich kennenzulernen? Ich meine, ich verstehe ja, dass du nicht wolltest, dass wir uns sahen, als ich noch klein war. Aber was ist mit der Zeit, nachdem ich meine Zauberkräfte entwickelt hatte? Er hätte doch bestimmt irgendwann einen Besuch ermöglichen können.«
    Mom schwieg eine Weile, bevor sie schließlich sagte: »Sophie, dein Dad hatte seine Gründe, und darüber zu sprechen ist allein seine Sache, nicht meine. Aber er liebt dich.« Nach einer weiteren Pause fragte sie: »Ist da noch etwas anderes im Busch?«
    »Ich habe wirklich furchtbar viel mit der Schule zu tun«, log ich.
    Ich versuchte, mich über Dads bevorstehenden Besuch zu freuen, aber es fiel mir schwer, überhaupt über irgendetwas Begeisterung zu empfinden. Es war, als bewege ich mich unter Wasser, und alles, was die Leute zu mir sagten, klang gedämpft und fern.
    Auf der anderen Seite war ich plötzlich beliebt. Man braucht sich nur im Keller von einem verdeckt arbeitenden Dämonenjäger beinahe ermorden zu lassen, und schon wollen sich die Leute mit einem anfreunden. Wer hätte das gedacht?
    Eines Abends beim Essen machte ich diese scherzhafte Bemerkung Taylor gegenüber. Seit dem Abend in Casnoffs Arbeitszimmer war sie auch viel freundlicher zu mir, hatte anscheinend endlich begriffen, dass ich nicht die Spionin meines Vaters war. Sie lachte. »Ich wusste gar nicht, dass du so witzig sein kannst!«
    Ja, ich war ein echter Scherzkeks. Vielleicht weil mich das Witzemachen davon abhielt zu heulen.
    Ich sah, wie sich die anderen um Elodie scharten und sie bedauerten und was von gebrochenem Herzen murmelten. Mit mir sprach sie nicht, und – ich vermisste sie. Das klingt seltsam, aber ich hatte wirklich das Bedürfnis, mit ihr über Archer zu reden. Sie war der einzige Mensch, der das Gleiche fühlte wie ich.
    Ich hörte auf, mich im Wald mit Alice zu treffen. Mrs Casnoff hatte Wort gehalten und das Haus mit ungefähr einem Dutzend neuer Schutzzauber umgeben, weshalb nicht einmal mehr Alice’ supermächtiger Schlafzauber funktionierte. Ich hätte mich natürlich einfach hinausschleichen können, aber etwas sagte mir, dass Elodie dies bereits tat. Daher überließ ich ihr das Feld. Ich meine, ich hatte ihr ihren Freund weggenommen, wenn auch nur vorübergehend. Dafür konnte sie meine Urgroßmutter haben. Nicht direkt ein fairer Tausch, aber in puncto Wiedergutmachung war es das Beste, was ich tun konnte.
    Außerdem war ich gar nicht sicher, ob ich mir mit allem, was Alice anging, selbst noch über den Weg traute.
    Rückblickend hatte ein kleiner Teil von mir triumphiert, als der Zauber bei Elodies Kleid gewirkt hatte. Ich hatte ihr nicht schaden wollen – zumindest glaube ich das –, aber es war schon ein tolles Gefühl gewesen zu wissen, dass ich überhaupt zu solcher Hexerei fähig war.
    Wo würde dieser Rausch enden?
    Die Anziehung, die die dunkle Seite auf mich ausübte, war nicht das Einzige, was mich beschäftigte. Ich dachte ständig an jenen Abend im Keller und landete immer wieder bei dem Moment, als Archer dieses Messer herausgezogen hatte. Er hätte reichlich Zeit gehabt, mich zu erdolchen und wegzulaufen. Warum hatte er es dann nicht getan? Diese Frage ging mir ständig durch den Kopf, aber mir fiel nichts ein, was die Antwort geliefert hätte, die ich hören wollte: dass Archer kein Auge war, dass das alles nur ein schrecklicher Irrtum

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