Hex Hall 02 - Hawkins, R: Hex Hall 02
gemeinsam, Sophie. Auch mein Vater war Oberhaupt des Rates.«
»Moment mal, was bitte?«
»Alexei Casnoff. Haben Sie noch nie von ihm gehört?«
Ich konnte nur den Kopf schütteln, daher fuhr Lara fort: »Die Casnoffs haben dem Rat fast zweihundert Jahre lang vorgestanden. Wegen der besonderen Kräfte Ihres Vaters traf mein Vater allerdings schon sehr früh die Entscheidung, den Titel an ihn weiterzugeben.«
Das musste ich erst mal verdauen. »Aber der Titel ist doch erblich. Wenn Ihr Dad das nicht getan hätte, wären Sie jetzt Oberhaupt des Rates, oder?«
Anmutig zuckte sie die Achseln, als verdiene das Thema keinerlei Beachtung. »Eigentlich wäre es Anastasia. Sie ist die Ältere. Aber wir waren beide mit Vaters Entscheidung einverstanden, und Anastasia hatte ohnehin das Gefühl, sie könne in Hecate von größerem Nutzen sein.« Sie lächelte mich an und drückte sachte meinen Arm. »Keine von uns hat es je bedauert. James hat seine Sache als Ratsoberhaupt stets hervorragend gemacht, und ich bin mir sicher, Sie werden ihm da in nichts nachstehen.«
Ich versuchte, ihr Lächeln zu erwidern, aber wahrscheinlich kam eher eine Grimasse dabei heraus.
»Also … wenn Sie und Mrs Casnoff Schwestern sind und Ihr Dad ein Casnoff war, warum ist Ihre Schwester dann eine Mrs?«, fragte ich. »Das klingt doch so, als hätte sie in die Familie eingeheiratet.«
»Anastasia war verheiratet«, erwiderte Lara und bedeutete mir, in den nächsten Flur einzubiegen. »Aber wir haben den Namen Casnoff immer behalten. Selbst ihr Ehemann hat ihn angenommen.«
Ich wollte noch mehr darüber erfahren, doch inzwischen hatten wir den Speisesaal erreicht. Ich folgte Lara hinein.
Langsam kam es mir so vor, als gäbe es in Thorne Abbey keine Räume, in deren Türrahmen ich nicht erst einmal staunend stehen blieb. Dieser Speisesaal war bestimmt dreimal so groß wie der in Hecate. Und wie in jedem anderen Raum, den ich bisher in Thorne Abbey zu Gesicht bekommen hatte, schien es auch hier keinen Quadratzentimeter Wand zu geben, der nicht von Gemälden oder Gold bedeckt war. Sogar die Polster der Stühle waren mit Goldbrokat bezogen.
Ein langer Tisch, an dem ganze Armeen Platz gefunden hätten, beherrschte den Raum, woraus ich schlussfolgerte, dass die meisten Mahlzeiten in Thorne wohl hier serviert wurden. Zurzeit war Cal jedoch der Einzige im Saal. Als er uns bemerkte, nickte er uns kaum merklich zu. »Morgen.«
Lara strahlte ihn regelrecht an. »Mr Callahan! Freut mich sehr, Sie heute Morgen zu sehen. Wie gefällt es Ihnen denn inzwischen in Thorne Abbey?«
Genüsslich nahm Cal einen Schluck Orangensaft, bevor er antwortete. »Ist wirklich toll hier.«
Ich glaube kaum, dass es Cal möglich gewesen wäre, noch weniger begeistert zu klingen, aber entweder hatte Lara das gar nicht mitbekommen, oder es war ihr egal, denn sie klang ausgesprochen munter, als sie sagte: »Nun, ich bin sicher, Sie beide freuen sich über die Gelegenheit, endlich ein wenig Zeit miteinander zu verbringen.«
Cal und ich starrten sie an. Ich wollte sie kraft meiner Gedanken dazu zwingen, mit diesem Gerede aufzuhören, doch offenbar hatte ich diese Fähigkeit nicht in meinem Repertoire. Lara ließ ein verschwörerisches Grinsen aufblitzen. »Nichts macht mich glücklicher, als mitzuerleben, wie aus einem Arrangement eine wahre Liebesheirat wird.«
Die peinliche Verlegenheit zwischen Cal und mir, die sich erst gestern aufgelöst hatte, zischte nun mit einem hörbaren Wusch in den Raum zurück.
Ich riskierte einen kurzen Blick in seine Richtung, aber Cal machte wie immer einen auf Stoiker. Er verzog keine Miene. Doch dann bemerkte ich, wie sich seine Hand ganz fest um das Glas klammerte.
»Cal und ich sind nicht … wir haben nicht … da gibt es keine, äh, Liebe«, brachte ich endlich hervor. »Wir sind bloß Freunde.«
Verwirrt runzelte Lara die Stirn. »Oh. Das tut mir leid.« Mit hochgezogenen Augenbrauen wandte sie sich an Cal. »Ich hatte einfach angenommen, dies sei der Grund, warum Sie die Position im Rat abgelehnt haben.«
Cal schüttelte den Kopf und sah aus, als wollte er etwas sagen, aber ich kam ihm zuvor. »Was für eine Position im Rat?«
»Da war nichts«, sagte er.
Lara gab ein elegantes Schnäuberchen von sich, bevor sie zu mir sagte: »Nachdem seine Schulzeit in Hecate beendet war, hatte man Mr Callahan eine Position als oberster Leibwächter des Rates angeboten. Korrigieren Sie mich, falls ich mich irre, aber hatten Sie die Stelle
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