Hex Hall 02 - Hawkins, R: Hex Hall 02
Pyjama – einen süßen Schlafanzug aus dunkelblauer Seide, übersät mit kleinen silbernen Monden und Sternchen. Sie musterte mich mit einer Miene, die ich absolut nicht deuten konnte.
Anmutig schritt sie durch den Saal, aber da sie die Schultern angezogen hatte und den Kopf leicht nach vorn neigte, verdeckten die Haare ihr Profil. Am Buffet nahm sie sich ein Stück Toast und eine Orange, bevor sie sich genau neben mich setzte. Ihre Macht ging mir im wahrsten Sinne des Wortes auf die Nerven, aber trotz meiner Unruhe zwang ich mich zu einem Lächeln.
»Hi. Ich bin Sophie.«
Sie fing an, die Orangenschale abzupulen. »Ja, ich weiß«, erwiderte sie, und ihr Akzent war genauso unverkennbar britisch wie der von Dad. »Und du bist Cal, und du bist Jenna. Ich bin Daisy.«
Die beiden murmelten ein Hallo, dann warf mir Jenna einen Blick zu und fragte lautlos: »Daisy?« Ich wusste sofort, was sie meinte. Mit dem pechschwarzen Haar und der durchscheinenden Haut sah dieses Mädchen vielleicht wie eine Lilith oder Lenore aus, aber nicht wie eine Daisy.
Wir saßen gerade schweigend da, als Kristopher, Roderick und Elizabeth hereinkamen. Irgendwie wunderte es mich, die anderen drei Ratsmitglieder hier zu sehen. Ich war davon ausgegangen, dass sie – ebenso wie Lara – bereits bei der Arbeit wären.
Sobald sich alle hingesetzt hatten, blickte Kristopher zu uns herüber. »Freut mich zu sehen, dass Sie und Daisy sich miteinander bekannt gemacht habt, Sophia.« Seine leuchtend blauen Augen strahlten richtig. Und genauso wie Lara, kam auch er mir so früh am Morgen viel zu enthusiastisch vor.
»Klar, und vielleicht können wir ja später alle eine Dämonenversion von Kumbaya singen«, erwiderte ich. Als Witz war diese Bemerkung sicher nicht gerade zum Schreien komisch, doch die drei Ratsmitglieder lachten, als wäre es das Lustigste gewesen, was sie je gehört hatten.
»Daisy, wir haben dir ja erzählt, dass Sophie einen wunderbaren Sinn für Humor hat, nicht wahr?«, lachte Roderick, der hochgewachsene Elf, mit flatternden Flügeln.
Bevor sie jedoch etwas dazu sagen konnte, betrat der Dämonenjunge den Speisesaal. Jenna hatte recht gehabt, er sah Archer tatsächlich ein bisschen ähnlich. Er war zwar nicht ganz so attraktiv, und als er in meine Richtung blickte, sah ich, dass seine Augen blau waren statt braun. Aber eine gewisse Ähnlichkeit war definitiv vorhanden.
»Guten Morgen, Nick«, sagte Kristopher und tupfte sich mit einer Serviette den Mund ab. »Ich darf doch darauf vertrauen, dass dein neues Zimmer ganz nach deinem Geschmack ist, oder nicht?«
Nick ging zum Buffet hinüber und zwinkerte Daisy zu, die ihm mit einem leisen Lächeln antwortete. »Es gefällt mir sehr gut, Kris. Besten Dank«, sagte er und suchte sich dann sein Frühstück aus. Im Gegensatz zu Daisy war Nick auch Amerikaner. Er setzte sich auf Daisys andere Seite und beugte sich über ihren Schoß, um mir zu erklären: »Konnte die Aussicht aus meinem alten Zimmer nicht mehr ertragen. Ich meine, wie oft kann man sich schon einen Teich ansehen, oder? Kris war so freundlich, mir eine Bude mit Blick auf einen der Gärten zu besorgen.« Er grinste, als er einen Muffin aufbrach. »Schätze, fürs Erste wird’s reichen.«
Kristopher lächelte wieder, allerdings ziemlich angespannt. »Wir sind stets bestrebt, unsere Gäste zufriedenzustellen«, sagte er.
»Und was ist mit dir, Daisy?«, fragte Elizabeth, die großmütterliche Werwölfin, und tätschelte Daisys Hand. »Bist du mit deinen Zimmern noch zufrieden, Liebes?«
»Sie sind schön, vielen Dank«, antwortete sie mit sanfter Stimme, und ich hätte schwören können, dass Elizabeth einen Seufzer der Erleichterung ausstieß.
»Also, Sophie«, begann Nick, »ich schätze, du wirst inzwischen dahintergekommen sein, dass Daisy und ich sozusagen deine Geschwister in der Dämonenschaft sind, oder?«
»Stimmt«, sagte ich, um Lässigkeit bemüht. Ich räusperte mich und fragte: »Okay, also, wurdet ihr als Dämonen geboren, so wie ich, oder wurdet ihr geschaffen?«
Elizabeth antwortete für sie, während ihre Stimme warm und mitfühlend klang. »Sie erinnern sich nicht daran, die Ärmsten. Als wir die zwei gefunden haben, waren sie in psychiatrischen Anstalten untergebracht. Man hatte ihnen nicht einmal Namen gegeben.«
»Ja, und wir sind so unendlich dankbar für die Rettung, Liz«, nuschelte Nick. Ich sah ihn mir genauer an. Seine Augen waren irgendwie rot, aber nicht auf dämonische Art und
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