Hex Hall 02 - Hawkins, R: Hex Hall 02
nicht allzu viel Ahnung von irgendwas.«
»Nick kann sich an die ersten dreizehn Jahre seines Lebens nicht mehr erinnern«, bemerkte Daisy mit einer so leisen Stimme, dass ich sie kaum hören konnte.
Nick machte ein zustimmendes Gesicht. »Zuerst war ich eine Zeit lang obdachlos, bis sich der großartige Staat Georgia meiner annahm und mich in das Haus der Hendricksons steckte.« Er schnaubte. »Was für die vier Hendricksons allerdings ziemlich übel ausging. Bei dem Versuch, mich umzubringen, hat das Auge gleich die ganze Familie ausgelöscht.«
»Wie bist du ihnen entkommen?«, fragte Jenna. Ihre Schultern wirkten angespannt, und ich wusste genau, dass sie sich jetzt an ihre eigene Flucht vor Dem Auge erinnerte.
Nick warf mir einen kurzen Blick zu. »Hab meine Kräfte benutzt. Schien mir sinnvoller, als es Mann gegen Mann zu versuchen.« Plötzlich hing eine Art Elektrizität in der Luft, sie knisterte auf meiner nackten Haut, und Daisy standen die Haare zu Berge. Als Nick fortfuhr, machte er einen irgendwie entrückten Eindruck. »Einer dieser Kerle hat mich erwischt, als ich gerade dabei war, durch ein Fenster zu klettern. Er hatte dieses schwarze Messer.« Das Porzellan auf dem Tisch klapperte, und ich sah, wie sich Kristopher und Elizabeth besorgte Blicke zuwarfen. »Ich hatte damals zwar noch keinen Plan, was Dämonenglas war«, sagte Nick, »aber ich wusste, dass die Schmerzen höll…«
Plötzlich stand Lara in der Tür. »Nick«, sagte sie, ihr Ton war nur eine Spur zu scharf. »Diese Geschichte sollte vielleicht besser auf einen geeigneteren Zeitpunkt warten. Wenn ihr mit dem Frühstück fertig seid, wie wäre es dann, wenn ihr – du und Daisy – die Übungen machtet, die euch Mr Atherton gezeigt hat?«
Auf einmal löste sich die Woge der Macht in Wohlgefallen auf, und ich stieß den Atem aus, den ich, ohne es zu merken, bisher angehalten hatte.
»Geht klar, Lara«, sagte Nick, der wieder dieses gruselige Lächeln lächelte. Er stand vom Tisch auf, und Daisy folgte seinem Beispiel. »Ach ja«, fügte er hinzu. »Wollte doch noch fragen, ob Daisy und ich heute Abend mit Sophie und ihren Freunden ausgehen können.«
Ich zuckte zusammen. Nach allem, was ich gerade gesehen hatte, wollte ich mit diesen beiden garantiert nirgendwo hingehen.
»Was habt ihr denn vor?«, wollte Lara wissen.
»Nur ins Dorf. Sie ist doch diesen Sommer hergekommen, um mehr Zeit mit ihresgleichen zu verbringen, oder nicht?«
Lara zögerte – und so spielte Nick seinen Trumpf aus. »James hat mich ausdrücklich darum gebeten, Sophie unter meine Fittiche zu nehmen, Lara«, sagte er und legte mir eine Hand auf die Schulter. Es kostete mich eine enorme Überwindung, seine Hand nicht sofort wieder abzuschütteln.
Noch immer nicht voll und ganz überzeugt erwiderte Lara: »Ich spreche heute Nachmittag mit James, und dann wird er darüber entscheiden. Aber jetzt – ab mit euch.«
Nick drückte mir noch ein letztes Mal die Schulter, bevor er und Daisy den Saal verließen. Cal, Jenna und ich saßen nur schweigend da und starrten einander an. Wenigstens wusste ich jetzt endlich, wie Elodie, Chaston und Anna diesen Dreierblick hinbekommen hatten. Nach und nach gingen auch die anderen Ratsmitglieder und die noch anwesenden Untergebenen hinaus, bis zu guter Letzt nur noch wir drei übrig waren.
Jenna ergriff als Erste das Wort. »Also, das war ja so was von unheimlich.«
Ich bekam gleich wieder eine Gänsehaut. »Ja, wirklich. Unsere Stimmungskanone hat es ja echt geschafft, den ramponierten Ruf der Dämonen noch weiter zu verschlechtern. Wer hätte gedacht, dass das überhaupt möglich ist?«
Aber Jenna schüttelte den Kopf. »Ihn meinte ich jetzt gar nicht. Klar, natürlich ging es von ihm aus, aber eben nicht nur . Die Ratsmitglieder fand ich auch sehr unheimlich. Hast du mitbekommen, wie seltsam die mit Nick und Daisy umgegangen sind? Nick wirkte auf mich, als stünde er kurz davor, uns das Licht auszupusten. Aber keiner hat was zu ihm gesagt. Und diese Sache mit dem Zimmerwechsel?«
»Ergibt doch aber einen Sinn, dass sie Angst vor ihm haben«, bemerkte ich. »Ich bin immerhin ein Dämon, und selbst ich habe Angst vor ihm.«
»Wie ist es eigentlich möglich, dass die beiden Dämonen sind?«, fragte Cal und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Ich dachte, nach Alice sei dieses Ritual zerstört worden.«
»Offenbar nicht«, sagte ich. »Allerdings wurmt mich nicht unbedingt die Frage nach dem Wie , sondern vielmehr die
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