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Hex Hall 02 - Hawkins, R: Hex Hall 02

Titel: Hex Hall 02 - Hawkins, R: Hex Hall 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hawkins
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war dermaßen stark, dass ich eine Gänsehaut bekam. Ich sah jede Menge Prodigien in unserem Alter, aber es waren auch mindestens genauso viele ältere Leute hier. In einer Ecke stand sogar ein greisenhafter, bärtiger Mann, der so aussah, als hätte er ein guter Kumpel von Mary Shelley sein können. Ein Stück weiter tanzte ein Werwolf mit einer Frau, wahrscheinlich einer Hexe. Seine Krallen hinterließen in dem Taillenbund ihres Kleides kleine Risse. Über der Menge schwebten mehrere Elfen, deren Flügel im Rhythmus der Musik schlugen, und ihr glänzendes, blasses Haar reflektierte die bunten Lichter.
    Mitten auf der Tanzfläche bemerkte ich einen Mann in einem purpurnen Gehrock aus Samt, umringt von mehreren Hexen. Er kam mir irgendwie bekannt vor, und als er sich einmal umdrehte, wusste ich sofort, dass es Lord Byron war.
    Ganz genau, der Lord Byron. Er war in Hecate unser Englischlehrer gewesen, bis diese Angriffserie begonnen hatte. Als Vampir brachten ihm die Leute großes Misstrauen entgegen, und selbst nachdem er von jedem Verdacht freigesprochen worden war, hatte er nicht wieder nach Hex Hall zurückkommen wollen. Nicht, dass ich ihm daraus einen Vorwurf machen konnte.
    Als ich noch mit dem Gedanken spielte, zu ihm zu gehen und einfach Hallo zu sagen, hatte er uns schon entdeckt. Ich war mir nicht hundertprozentig sicher, aber mir kam es doch so vor, als hätte er uns den Stinkefinger gezeigt, bevor er einfach davonhumpelte.
    Nun gehörten Jenna und ich auch nicht gerade zu den Einserkandidatinnen.
    Nick deutete mit einem seitlichen Nicken hinter uns und sagte: »Suchen wir uns einen Platz.«
    Wir entfernten uns von der Tanzfläche und gingen in den hinteren Teil des Clubs, wo es dunkler war und nicht so gerammelt voll. Auch die Musik klang dort gedämpfter, so dass sich mein Gehirn nicht länger anfühlte, als tropfte es mir aus den Ohren. Daisy führte uns zu einem Tisch und ließ sich auf eine mit Samt gepolsterte Bank fallen. Nick setzte sich neben sie, also rutschten Jenna und ich in die gegenüberliegende Bank.
    Daisy nahm sich schon wieder eine Zigarette, aber diesmal hielt sie die Schachtel in die Runde. Nick zog sich eine heraus, aber ich schüttelte den Kopf, als er mir die Packung hinhielt. »Nein danke. Bin Nichtraucherin.«
    »Auch gut«, erwiderte Nick.
    Eine hochgewachsene Frau mit kastanienbraunem Haar kam an unseren Tisch. Sie trug ein leuchtend fliederfarbenes Kleid, das so kurz war, dass es sein Leben vermutlich als Shirt begonnen hatte. Und die Frau wäre sogar richtig hübsch gewesen, hätte ihr Gesicht nur nicht so ausgesehen, als hätte sie gerade einen großen Schluck saure Milch genommen. »Ihr schon wieder«, sagte sie.
    Daisy verdrehte die Augen, doch Nick wirkte völlig ungerührt. »Ah, Linda, meine Süße. Ich hatte gehofft, dass du heute Abend unsere Kellnerin sein würdest. Dein sonniges Lächeln habe ich richtig vermisst.«
    Linda verschränkte die Arme vor der Brust. »Du kannst mich mal, du Freak.«
    Nick grinste, und für den Bruchteil einer Sekunde sah er Archer so ähnlich, dass ich die Zähne zusammenbeißen musste.
    »Vielleicht mach ich das sogar, Linda«, sagte Nick und zog die Augenbrauen hoch. Daisy stieß ihm einen Ellbogen in die Seite, doch Linda funkelte ihn nur an, bis er schließlich einlenkend die Hände hob. »Waffenstillstand, Waffenstillstand«, sagte er. »Also gut, Daisy und ich nehmen das Übliche.«
    Ich fragte mich, was das wohl sein mochte. Furcht saft vielleicht? So eine Art dämonischer Energy-Drink?
    Lindas säuerlicher Blick schnellte zu Jenna hinüber, die entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit errötete.
    »Die haben hier alle nur möglichen Blutsorten vom Fass«, meinte Daisy.
    Ich wollte wirklich nicht darüber nachdenken, was das zu bedeuten hatte.
    Jenna lächelte nervös. »Dann ein, äh, Glas oder was auch immer, Null negativ.«
    »Alles klar«, sagte Linda. »Und du?«
    »Äh, Wasser wär gut«, antwortete ich.
    »Ach, komm schon«, sagte Nick und legte den Arm über die Rückenlehne der Bank. »Lass mich dir wenigstens einen Drink spendieren.« Wieder ließ er dieses beunruhigende Grinsen aufblitzen. Ich rückte ein wenig näher an Jenna heran.
    »Ich trinke aber nicht.«
    Als Linda davonstolzierte, lachte Nick. »O mein Gott, ein lasterloser Dämon! Ich schmeiß mich weg!«
    »Tja, ich schätze, für mich ist es Laster genug, den Leuten gelegentlich das Gedärm rauszureißen«, frotzelte ich.
    Das hätte ich nicht sagen sollen.
    Nicks

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