Hex Hall 02 - Hawkins, R: Hex Hall 02
umso schwieriger wird es. Obwohl ich also hineintreten und sagen könnte, ich will nach, sagen wir, nach Madagaskar, würde mich die Reise wahrscheinlich umbringen.«
Jenna, die mittlerweile neben mir stand, erschauderte. »Ich mag mir wirklich nicht vorstellen, noch länger in diesem Ding bleiben zu müssen.«
»Itineris-Reisen können für Vamps besonders übel sein«, erwiderte Nick.
Dann hättest du ihr das vielleicht mal erzählen sollen, bevor du uns zu diesem kleinen Ausflug mitgeschleppt hast, du Vollidiot, dachte ich genervt.
Plötzlich wünschte ich, Cal wäre hier, und nicht nur, weil er in der Lage gewesen wäre, innerhalb von Sekunden meine Kopfschmerzen zu kurieren.
»Sie können nur von sehr mächtigen Hexen geschaffen werden«, führte Daisy weiter aus, während ich dagegen ankämpfte, dass mir der Schädel platzte. Sie schnippte ihr Feuerzeug an, so dass ihr Gesicht im Schein der Flamme kurz aufleuchtete. »Oder natürlich von Dämonen.«
»Und wer hat den Itineris in Thorne gemacht?«, fragte Jenna.
Nick antwortete ihr: »Wir wissen es nicht.« Er grinste. »Aber da dieser Itineris so ein Mordsding ist, würd ich sagen, es war ein Dämon.«
Ich fragte mich, ob Alice wohl den Itineris gemacht hatte. Doch bevor ich noch weitere Fragen stellen konnte, meldete sich Daisy zu Wort. »Okay, so faszinierend dieses Gespräch auch sein mag, wir haben nur ein paar Stunden Zeit, und die würd ich gern bei Shelley’s verbringen und nicht in so einer Gasse. Können wir jetzt bitte reingehen?« Ich tat mein Bestes, sie nicht mit offenem Mund anzustarren. Aber mal im Ernst: Wo war denn dieses introvertierte, sensible Mädchen von heute Morgen geblieben?
Wir schlenderten aus der Gasse heraus und um die Ecke herum zur Vorderseite des Gebäudes. Von außen sah der Laden wie ein gewöhnlicher, wenn auch etwas heruntergekommener Nachtclub aus. Über dem Eingang war eine kleine Markise angebracht, auf der in weißer Schreibschrift Shelley’s stand, und in die schwarze Tür darunter hatten diverse Leute ihre Initialen oder irgendwelche Beleidigungen geritzt.
Ich hielt nach irgendeinem furchterregenden Monsterrausschmeißer Ausschau, aber da war keiner. Es gab nicht mal so ein cooles kleines Guckfenster, dessen Klappe aufging, damit man ein Passwort flüstern konnte. Dann fiel mir auf, dass die Tür leicht waberte.
Daisy folgte meinem Blick und lächelte. »Sie ist mit einem Glamourzauber belegt«, erklärte sie. »Nur Prodigien können sie erkennen. Für Menschen sieht es einfach so aus, als würde da ein betrunkener, besonders wohlriechender Obdachloser an der Wand lehnen.«
Na, das war ja herzallerliebst. Aber sie hatte natürlich recht. Wenn ich die Augen genau richtig zusammenkniff, dann konnte ich tatsächlich eine geisterhafte Gestalt ausmachen, die genau an der Stelle lehnte, wo sich der Eingang befand.
Als sich Daisy davorstellte, verschwand das Trugbild wieder. Sie klopfte an, und prompt schwang die Tür auf, und eine nahezu ohrenbetäubende Welle von Technomusik schlug mir entgegen. Es roch nach Rauch, und das Licht, das aus dem Eingang strömte, war blau und pulsierte ganz schwach.
Ich war erst ein einziges Mal in einem Club gewesen, damals in der neunten Klasse. Zu dieser Zeit lebten Mom und ich in Chicago, und ich hatte eine kleine aufmüpfige Phase. Zusammen mit einem Mädchen namens Cindy Lewis, das viel zu viel Eyeliner aufgetragen und noch dazu Nelkenzigaretten geraucht hatte, hatte ich einen Laden besucht, der im Grunde nur ein abscheuliches, finsteres Loch war. Wenn ich mich jetzt an diese Nacht erinnerte, fielen mir in erster Linie die dröhnende Musik ein, die meine Trommelfelle garantiert dauerhaft geschädigt hatte, und dann so ein widerlicher Typ, der wie eine ganze Brauerei stank, mein Bein begrabbelte und mir übers Gesicht schlabbern wollte. Also – ja, Clubs gehörten nicht gerade zu meinen bevorzugten Aufenthaltsorten.
Aber dann wiederum stand Shelley’s echt in keinem Vergleich zu dieser verräucherten Spelunke in Chicago.
Okay, Rauch gab es hier auch. Und so richtig, richtig laute Musik. Aber davon abgesehen hätten die beiden Läden unterschiedlicher nicht sein können. Zum einen war Shelley’s einfach riesig – viel größer, als es von außen den Anschein hatte. Der Club verteilte sich auf zwei Ebenen, von denen die untere fast komplett aus einer schwarz glänzenden Tanzfläche bestand. Dort wimmelte es nur so von Leuten, und die Magie, die sie allesamt ausstrahlten,
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