Hex Hall 02 - Hawkins, R: Hex Hall 02

Titel: Hex Hall 02 - Hawkins, R: Hex Hall 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hawkins

Vom Netzwerk:

Augenblick von L’Occhios silbernen Dolchen aufgespießt werden würden. Für den Bruchteil einer Sekunde fragte ich mich, ob Archer wohl auch hier war und sich gewaltsam einen Weg durch die Prodigien bahnte. Bei diesem Gedanken wurde mir übel, also schüttelte ich ihn ab und umklammerte Jennas Hand noch fester.
    Weitere Leiber bedrängten uns von allen Seiten, und ich fürchtete schon, sie würden mich von den Füßen heben. Am ganzen Körper zitternd schloss ich die Augen.
    Bewegt euch, dachte ich, als mir die Panik den Hals zuschnürte.
    Und plötzlich spürte ich es. Aus dem Boden unter mir strömte Magie. Ich brauchte nicht mal die Hände anzuheben.
    Noch während ich mir eine Art Schutzschild für Daisy, Nick und Jenna vorstellte, richtete ich meine ganze Konzentration auf die Prodigien vor mir. Bewegt euch, dachte ich wieder, diesmal nur stärker.
    Ich hatte sie eigentlich bloß aus dem Weg stoßen wollen, so als sei mein Zauber eine Bowlingkugel und sie wären die Kegel. Doch wie gewöhnlich war meine Macht zu gewaltig. Mit enormer Schlagkraft wurden alle Prodigien auf einmal gegen die Wände geschleudert, bevor sie schließlich zu Boden glitten. Allein Daisy, Nick und Jenna standen noch.
    »Nicht schlecht, Sophie«, sagte Nick und klopfte mir anerkennend auf die Schulter, während er und Daisy über die benommenen Prodigien stiegen und durch das Loch ins Freie traten. Selbst Jenna lächelte mir im Vorbeigehen zu.
    Der Ausgang führte in dieselbe Gasse, in der wir schon angekommen waren. Ich war geradezu erschrocken darüber, wie kühl sich die Nachtluft im Vergleich zu der Feuchtigkeit im Club anfühlte. Und ich zitterte, als der Schweiß auf meiner Haut zu trocknen begann. Daisy und Nick liefen bereits die Straße hinunter, in Richtung des Itineris. Ich aber wollte noch einmal einen Blick ins Shelley’s werfen und drehte mich um. Jenna stand wartend neben mir.
    Einige Prodigien hatten sich wieder aufgerappelt, doch die übrigen lagen reglos am Boden. Eine Hexe, etwa in meinem Alter, blinzelte mich verwirrt an. Und hinter ihnen stürzte eine Gruppe von Augen mit gezückten Dolchen auf den Ausgang zu.
    »Jenna, geh mit Daisy und Nick«, sagte ich, ohne den Blick von dem Loch abzuwenden.
    »Sophie …«
    »Geh!«, kommandierte ich, etwas scharfzüngiger, als ich eigentlich beabsichtigt hatte. »Ich hol euch schon ein.«
    Sie zögerte einen Augenblick, und dann drehte sie sich um und folgte Daisy und Nick.
    Ich wusste nicht, wie viel Magie ich noch in mir hatte, doch ich nahm all meine Kraft zusammen und hob die Hände zu den Männern in Schwarz. Es gab zwar keinen Funken oder Lichtblitz, aber ich spürte, wie der Angriffszauber – einer von denen, die Alice mir gezeigt hatte – aus meinen Fingerspitzen schoss. Die Augen fielen um wie Dominosteine, und meine Knie schlugen auf dem Pflaster auf. Sechs Monate lang keine Magie, und dann gleich zwei schwere Zauber innerhalb weniger Sekunden. Wie dumm konnte man eigentlich sein?
    Obwohl mir vor Erschöpfung und Magie ganz schwindelig war, zwang ich mich aufzustehen. Ich musste die anderen einholen, musste es bis zur Straße schaffen. Die drei waren schon ein gutes Stück voraus, aber ich konnte sie sehen, als sie gerade an einer Straßenlaterne vorbeiliefen. Jenna blickte über ihre Schulter und kam schlitternd zum Stehen, weil sie sah, wie weit ich zurücklag. Es gelang mir, den Arm zu heben und sie weiterzuwinken, doch sie bewegte sich nicht vom Fleck. Zum Glück hatte Nick meinen Wink mitbekommen, nickte mir zu, packte sie am Arm und zog sie hinter sich her aus der Gasse. Die drei bogen links ab, und ich mühte mich, sie einzuholen. Rennen kam zwar nicht in Frage, aber ich ging so schnell ich konnte, wobei meine Absätze auf der feuchten Straße immer wieder wegrutschten.
    Trotz allem, ich war zu langsam.
    Als ich das Ende der Gasse fast schon erreicht hatte, legte sich plötzlich ein Arm um meine Taille und riss mich rückwärts in den Schatten. Ich konnte nicht sagen, ob es ein Auge war, das mich erwischt hatte, oder ein Prodigium oder nur irgend so ein dahergelaufener Vergewaltiger, aber definitiv war es ein Mann. Er war etwa einen halben Kopf größer, und ich hörte seinen gehetzten Atem an meinem Ohr, während er versuchte, mich festzuhalten. Ausgeschlossen, dass ich noch in der Lage gewesen wäre, einen Zauber gegen ihn zu richten – ich war einfach zu müde und zu erschöpft. Aber auch wenn ich keine Magie einsetzen konnte, so hatte ich doch