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Hex Hall 02 - Hawkins, R: Hex Hall 02

Titel: Hex Hall 02 - Hawkins, R: Hex Hall 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hawkins
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anzulügen. Doch die Art und Weise, wie Dad mich fixierte, sagte mir, dass er die Antwort bereits kannte. Wenn ich also log, würde ich die ganze Sache nur noch schlimmer machen.
    »Nur ganz kurz.« Die Worte sprudelten aus mir hervor, als wäre es einfacher, wenn ich sie nur schnell genug über die Lippen brachte. »Aber Dad, er hat mich vor den anderen Augen beschützt. Er hätte mich ihnen ausliefern oder mich gleich selbst töten können, aber das hat er nicht getan. Und außerdem finde ich es irgendwie merkwürdig, dass er dem Auge angehört, weil er ja immer noch Magie benutzt …«
    Dad packte mich an den Schultern. Sein Griff war nicht allzu fest, und es verhielt sich auch keineswegs so, dass er mich geschüttelt hätte oder so. Doch etwas in seinem Blick ließ mich augenblicklich verstummen.
    »Du darfst ihn niemals wiedersehen. Und aus mir spricht nicht nur dein Vater, sondern auch das Oberhaupt des Rates. Es ist zwingend erforderlich, dass du keinen weiteren Kontakt mit Archer Cross hast.«
    Das wusste ich ja alles. Aber es laut ausgesprochen zu hören, tat mir geradezu körperlich weh. »Schon kapiert«, sagte ich und senkte den Blick. »Ich bin ein Dämon, und er ist ein Auge. Allein die Vorstellung, wie peinlich die Feiertage aussehen würden, wenn wir zusammen wären. Herumfliegende Magie und Dolche würden vermutlich den Weihnachtsbaum umwerfen …«
    Dad fand meinen Scherz offensichtlich nicht so lustig, er lächelte nicht einmal. Aber ich nahm es ihm nicht übel. Ich hatte die Worte praktisch hervorgewürgt, und darunter hatte dann die Komik vermutlich etwas gelitten.
    »Es ist viel mehr als nur das«, sagte Dad, ließ mich los und trat einen Schritt zurück. Er seufzte. »Sophie, Archer Cross ist für die Prodigien vielleicht die größte Bedrohung aller Zeiten.«
    Ich starrte ihn an. »Okay, ich weiß ja, dass das Auge alle ziemlich in Panik versetzt, aber ich habe sie gestern Nacht in Aktion gesehen, Dad. So beängstigend sind sie nun auch wieder nicht, und Archer ist einer der Jüngsten.«
    »Ja, aber er ist außerdem ein Zauberer. In der Vergangenheit hat das Auge nur mithilfe des Überraschungselements und ihrer schieren Überzahl Erfolge bei der Jagd auf uns errungen, in etwa so, wie du es gestern Nacht erlebt hast. Was aber, wenn sie darüber hinaus auch in der Lage wären, Magie zu benutzen? Wir würden den einzigen Vorteil verlieren, den wir haben. Die Vorstellung, dass L’Occhio di Dio einen von uns rekrutieren könnte, ist für die Prodigien ungemein beängstigend. Und aus diesem Grund müssen wir Archer Cross finden und uns um ihn kümmern.«
    »Du meinst: töten«, sagte ich tonlos.
    »Sollte der Rat so entscheiden, ja.«
    Ich trat an das Fenster, dem ich am nächsten stand. Das Glas war vom Alter schon ganz wellig und verzerrte meinen Blick auf einen weiteren Garten. Dieser war nicht annähernd so hübsch wie die anderen. Der Springbrunnen hatte bereits Moos angesetzt, und eine der Steinbänke war in der Mitte durchgebrochen.
    Dad stellte sich hinter mich. In der Scheibe beobachtete ich, wie seine Hände über meinen Schultern schwebten, bevor er sie doch wieder sinken ließ. »Sophie, ich weiß, es ist schwer zu verstehen, aber dies sind für uns alle sehr gefährliche Zeiten. Bei unserer Ankunft hast du mich gefragt, warum sich der Rat hier in Thorne Abbey befinde und nicht in London.«
    »Lara sagte, es habe ein paar unvorhersehbare Ereignisse gegeben«, bemerkte ich, ohne mich umzudrehen.
    Unsere Blicke trafen sich in der Scheibe, und die Reflexionen unserer Gesichter waren ganz gewellt. »Ja. Und zwar wurde der Hauptsitz des Rates vor zwei Monaten von L’Occhio di Dio niedergebrannt.«
    Jetzt drehte ich mich doch um. »Was?«
    »Aus diesem Grund halten sich hier in Thorne auch nur fünf Ratsmitglieder auf. Die anderen sieben sind nämlich … bei dem Angriff umgekommen.«
    Obwohl ich keines dieser Ratsmitglieder gekannt hatte, trafen mich seine Worte wie ein Schlag in die Magengrube. Mir fiel nichts Besseres dazu ein als: »Warum haben wir in Hecate nichts davon gehört?«
    Dad wandte sich ab und ging zu einem der goldverzierten, mit Samt bezogenen Sessel, die aufgereiht an den Wänden standen. Nachdem er das Laken beiseitegeschlagen hatte, ließ er sich seufzend hineinsinken. »Weil wir sehr darauf bedacht sind, dieses Wissen geheim zu halten. Sollte es bekannt werden, würde es eine Panik auslösen, und das können wir uns derzeit einfach nicht leisten.«
    Er sah zu mir

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