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Hex Hall 02 - Hawkins, R: Hex Hall 02

Titel: Hex Hall 02 - Hawkins, R: Hex Hall 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hawkins
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der Bettdecke verkrochen und den sicheren Kokon meines Bettes niemals wieder verlassen. Trotzdem beschloss ich, meine Verabredung mit Archer einzuhalten. Ich hatte so das Gefühl, als hinge dies alles irgendwie zusammen. Nick und Daisy, der Anschlag auf mein Leben, die Tatsache, dass das Auge plötzlich viel heftiger zu Werke ging. Je eher ich der Sache also auf den Grund kam, desto besser.
    Etwas Gutes hatte es dann aber doch, dass ich fast ge dönert worden wäre: Jenna hatte angefangen, wieder mit mir zu sprechen. Am Morgen nach der Party war sie zu meinem Zimmer gekommen, um nach mir zu sehen. Unsicher stand sie im Türrahmen und fragte: »Wie fühlst du dich?« Ich drückte mich in meine Kissen und versuchte, mit den Achseln zu zucken. Bei dieser Bewegung raste jedoch ein höllischer Schmerz durch meinen Oberkörper, weshalb ich das Gesicht zu einer Grimasse verzog. »Ach, na ja. Als wäre ich mit dem Glas der Hölle abgestochen worden. Aber es wird schon besser.«
    Jenna kam zwei Schritte auf mich zu. Ihre Miene war todernst. »Du hättest sterben können.«
    »Ja, bin ich aber nicht.«
    Noch ein paar Schritte, und zu guter Letzt stand sie neben meinem Bett und setzte sich auf die Kante. »Soph«, begann sie, doch ich fiel ihr ins Wort. »Du, Jenna, wollen wir nicht gleich zu dem Teil übergehen, wo wir einander einfach sagen, dass es uns leidtut, und uns dann umarmen?«
    Sie stieß ein zittriges Lachen aus, und da erst fiel mir auf, dass ihr Tränen in den Augen standen. »Ja, das machen wir«, sagte sie schniefend, bevor sie behutsam die Arme um mich legte.
    In dieser Umarmung verharrten wir, bis ich fragte: »Du kommst trotzdem nicht mit zurück, oder?«
    Sie schniefte nochmals und schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht.« Als sie sich zurückzog, flossen ihr die Tränen nur so übers Gesicht, und selbst ihre pinkfarbene Strähne sah betrübt aus. »Ich muss das tun, Sophie.«
    Auf einmal hatte ich einen dicken Kloß im Hals, und da ich nicht sicher war, ob ich einen Ton herausbringen konnte, nickte ich nur.
    »Aber das heißt ja nicht, dass wir uns nie wiedersehen können«, fuhr sie fort und drückte meine Hand. »Du könntest doch zu Weihnachten das Nest besuchen kommen.«
    » Das Nest ?«, fragte ich und zog die Augenbrauen hoch.
    Jenna zuckte verlegen die Achseln. »So nennt man das eben, wenn ein ganzer Haufen Vampire zusammenlebt.«
    Ich wollte mir einen lustigen Kommentar einfallen lassen, vielleicht irgendwas über Hippies und Kommunen oder so, aber ich war einfach viel zu traurig, um bissig zu sein.
    Die Vorstellung, allein nach Hecate zurückzugehen, gepaart mit der Nervosität wegen des Treffens mit Archer, machte mich zu einem so hoffnungslosen Fall, dass ich absolut nicht in der Lage war, mit Dad zu arbeiten. Erst einen Tag vor seiner Abreise fühlte ich mich dem Grimoire wieder gewachsen. Offenbar war bisher niemandem aufgefallen, dass es fehlte, und als ich mir das glamourierte Buch ansah, mit dem Dad das Grimoire ersetzt hatte, verstand ich auch sofort, warum. Selbst ich hätte nicht erkannt, dass es nicht dasselbe Buch war. Dieser leise Hauch von Magie, den der Glamour verströmte, war im Grunde nur dann zu spüren, wenn man wusste, dass es ihn gab.
    Wir studierten das Grimoire in demselben Raum, in dem ich sonst immer daran arbeitete, meine Kräfte zu kontrollieren. Von der Macht, die in diesen Seiten steckte, bekam ich immer noch wildes Herzrasen und fiese Kopfschmerzen. Und dennoch setzte ich mich tapfer neben Dad auf den Boden – das Buch lag vor uns ausgebreitet – und hörte aufmerksam zu, während er mir jeden Zauber erklärte. Er hatte völlig recht gehabt: Die auf diesen Seiten enthaltene Magie gehörte zu den dunkelsten Sachen, von denen ich jemals gehört hatte. Es war sogar von Tötungszaubern die Rede und von Ritualen, die eine fremde Seele an die eigene banden, damit man den anderen zu seinem Sklaven machen konnte. Dad ging das gesamte Grimoire von vorne bis hinten mit mir durch, und er sprach dabei stets gleichmäßig und ruhig, ganz gleich, wie schlimm der jeweilige Zauber auch sein mochte. Das Buch enthielt nur einen, über den er nicht reden wollte – was ich ziemlich merkwürdig fand. Die Symbole dafür beanspruchten immerhin nur eine halbe Seite und sahen zudem recht simpel aus. Doch als wir diesen Zauber aufschlugen, holte Dad erst mal tief Luft.
    »Was ist denn?«, fragte ich ungeduldig und rutschte auf dem kalten Marmorboden herum. »Er kann ja wohl kaum schlimmer

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