Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Hex Hall 02 - Hawkins, R: Hex Hall 02

Titel: Hex Hall 02 - Hawkins, R: Hex Hall 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hawkins
Vom Netzwerk:
du aber inzwischen mindestens drei Totaler-Vollpfosten-Abzeichen haben, und das zählt doch bestimmt auch schon was. Und wie ist das mit Holly? War das auch nur vorgetäuscht?« Ich fing bereits zu keuchen an, weil ich die ganze Zeit versuchte, mit ihm Schritt zu halten. Blöde kurze Beine.
    Er hatte die Hände tief in den Taschen und zog den Kopf etwas ein, so als stemme er sich gegen den Wind. »Weißt du, neulich wäre ich bereit gewesen, dir das alles zu erzählen. Zu dumm, dass du dich dafür entschieden hast, mich zu versetzen.«
    Ich hatte ihn inzwischen eingeholt und packte ihn am Ellbogen – und ich tat mein Bestes, dieses leichte Prickeln zu ignorieren, das mich selbst bei dieser harmlosen Berührung durchströmte. »Wie kommt es eigentlich, dass du dich in null Komma zwei Sekunden von einem ganz anständigen Kerl in einen absoluten Blödmann verwandeln kannst? Bringt man euch das beim Auge bei, oder was?«
    Er blieb stehen. Sein Blick streifte meine Lippen, und ich krallte mich in seinen Ärmel. »Also, im Grunde versuch ich nur herauszufinden, ob ich dich so wütend machen kann, dass du mich noch mal küsst.«

 
     
    29
    Mein Herz, das eben noch wie wild gerast hatte, schien in meiner Brust nun jäh ins Stolpern zu geraten. Schleunigst ließ ich seinen Arm los und drängte an ihm vorbei. »Ich will nicht darüber reden«, sagte ich und stapfte zügig über den Strand.
    Ich hatte zwar keine Ahnung, wo ich hinwollte, aber in dieser Situation fand ich die Vorstellung, einfach geradeaus ins Meer zu laufen, gar nicht mal so übel. Monatelang hatte ich mich mit der Frage gequält, ob Archers Kuss womöglich nur ein Teil seiner Inszenierung gewesen war. Aber es stimmte schon, nicht er hatte mich geküsst, sondern ich ihn – und er hatte lediglich … zurückgeküsst. Gott, ich war vielleicht eine Idiotin.
    Archer holte mich ein, doch ich blickte stur geradeaus.
    »Mercer …«
    »Hör zu, vergiss es einfach«, sagte ich. »Zeig mir lieber, wofür auch immer du mich hierhergeschleppt hast.«
    »Na gut«, erwiderte er stockend.
    Es herrschte betretenes Schweigen, als wir nebeneinander den Strand entlangmarschierten. Im Mondlicht liefen uns unsere langen Schatten voraus und berührten einander beinahe.
    Schließlich erreichten wir eine kleine Höhle, doch Archer bog nach rechts ab, also den Hügel wieder hinauf und in den Wald zurück. Das Buschwerk stand so dicht, dass ich kaum etwas erkennen konnte.
    Wir waren erst ein paar Schritte in den Wald hineingegangen, als Archer sagte: »Ich finde einfach, wir sollten darüber reden. Das ist es doch, worauf du hinauswolltest, oder nicht?«
    Ich drehte mich zu ihm um, aber alles, was ich sehen konnte, war seine Silhouette. Vielleicht lag es an der Dunkelheit oder daran, dass ich sein Gesicht nicht erkennen konnte, doch plötzlich platzte all die angestaute Wut, Verwirrung und Traurigkeit der letzten sechs Monate aus mir heraus. »Nein, Cross, das ist es nicht. Okay, wir haben uns also geküsst, und der Kuss dauerte – wenn’s hochkommt – drei Minuten. Aber vorher haben wir uns schon monate lang gekannt. Wir … wir waren Freunde. Ich hab dir immer wieder Fragen über Dämonen gestellt, und dabei hast du die ganze Zeit über gewusst, was ich war. Kannst du nicht oder willst du nicht kapieren, warum das wohl ein klein wenig irritierend ist?«
    Er antwortete nicht, aber andererseits gab ich ihm auch nicht wirklich die Gelegenheit dazu. »Wir haben unten im Keller echt ’ne Menge Zeit miteinander verbracht. Ich hab dir so viel von mir erzählt – offen und ehrlich . Und du hast nur … was? Gelogen? Den Laden ausgekundschaftet? Dir im Geist Notizen für deine Bosse gemacht? Existiert denn überhaupt irgendein Teil des Archers, den ich kannte?«
    Schwer atmend starrte ich auf seine dunkle Gestalt und versuchte, wenigstens seine Körpersprache zu deuten. Doch er bewegte sich gar nicht. Erst ein paar Augenblicke später stieß er den Atem aus und sagte: »Okay. Ich lebe schon beim Auge, solange ich denken kann. Seit ich zwei oder drei Jahre alt war.«
    »Was ist mit deinen Eltern?«
    Er schob sich an mir vorbei und ging tiefer in den Wald. »Getötet, aber niemand wusste jemals, wodurch. Was es auch war, es hat jedenfalls die Aufmerksamkeit des Auges auf sich gezogen. Sie hatten von einer toten Hexe und einem toten Zauberer gehört und zogen los, um Nachforschungen anzustellen. Erst haben sie die Leichen meiner Eltern gefunden und dann, als sie das Haus durchsuchten,

Weitere Kostenlose Bücher