Hex Hall - Hawkins, R: Hex Hall
geklungen, wäre ich nicht über das Wort ermorden gestolpert.
Ich räusperte mich und sprach weiter. »Er wurde hierher geschickt, um mich zu beobachten, mehr nicht.«
»Und wurde er auch hergeschickt, um Elodie Parris zu beobachten? Warum genau, Miss Mercer, sollte das Auge ein solches Interesse an Ihnen haben?«
Ich bewegte mich auf unsicherem Boden, und Lara und ich wussten es beide. Es war, als hätte sie auch mich in Ketten gelegt, nur mit Worten, statt mit Magie. Ich wollte nicht vor der gesamten Schülerschaft zugeben, dass ich ein Dämon war – schließlich hielten mich hier in Hex Hall immer noch alle für eine ganz normale Hexe. Außerdem hatte ich Angst, dass ich Archer mit jedem neuen Wort nur noch mehr in Schwierigkeiten bringen würde. Also senkte ich den Blick, obwohl mir übel war, und presste die Lippen aufeinander.
»Ich kann euch sagen, was das Auge von Sophie wollte«, ergriff Archer das Wort. Er lächelte, aber seine Stimme klang vor Schmerzen gepresst. »Wir haben gehört, dass Sie eine besondere Begabung für das Leiterspiel hatte, und da das Auge jeden Sommer ein Leiterspielturnier veranstaltet … « Seine Stimme brach mit einem Schmerzensschrei, als Lara die Finger verdrehte und die leuchtenden Fäden der Magie um ihn herum für einen Moment weißglühend brannten. Ich musste mir innen in meine Wange beißen, um nicht aufzuschreien.
»Archer Cross ist nicht nur ein Mitglied von L’Occhio di Dio, er ist auch ein Verräter an seinen eigenen Leuten«, erklärte Lara und trat näher an ihn heran. »Er stellt die größte Bedrohung dar, der wir uns jemals gegenübersehen könnten. Aus diesem Grund wird er überaus nützlich für uns sein.«
Jenna schob ihre Hand in meine und drückte meine Finger, als Lara fortfuhr: »Heute werden wir an Mr Cross üben. Das Ritual, über das ich gestern Abend sprach, wird Ihre Kräfte verstärken, aber zuerst muss ich sehen, womit wir hier arbeiten.« Und dann, als mache sie sich für eine Runde Der Kaiser schickt Soldaten aus bereit, klatschte sie in die Hände und sagte: »In Ordnung, stellen Sie sich bitte alle in einer Reihe auf. Jeder von Ihnen erhält einmal die Möglichkeit, seinen mächtigsten Angriffszauber gegen Mr Cross anzuwenden. Ich muss Sie allerdings bitten, nichts zu tun, was ihn töten würde. Mr Callahan steht zwar bereit, um ihn zu heilen, aber selbst seine Kräfte haben Grenzen.«
Mit trockenem Mund schaute ich auf. Ich hatte mich so auf Archer in der Mitte des Raums konzentriert, dass ich Cal gar nicht bemerkt hatte, der ganz hinten stand und am Galgen lehnte. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Mit einer seltsamen Mischung aus Erleichterung, Wut und Anspannung im Gesicht beobachtete er mich. Ich hob die Finger zu einer Art Winken, das er mit einem Nicken erwiderte. Jenna folgte meinem Blick und griff meine Hand fester. »Cal«, murmelte sie. »Das ist wenigstens ein weiterer Punkt für uns.«
Das war es wirklich. Nur blöd, dass ich mich unmöglich über irgendetwas freuen konnte, da ich die nächsten paar Stunden mitansehen musste, wie Archer von meinen Klassenkameraden gefoltert wurde. Weil ich keine Magie besaß, durfte ich bei der Übung aussetzen und zuschauen. Und Lara sorgte dafür, dass ich zusah. Als ich das erste Mal versuchte, die Augen zu schließen, merkte ich, dass meine Lider wie eingefroren waren. Ich konnte auch den Hals nicht bewegen, daher war es ausgeschlossen, dass ich den Kopf wegdrehte.
Michaela kam als erste Hexe an die Reihe. Sie zögerte noch, und als sie ihren Angriffszauber endlich wob, war er schwach. Er prallte von Archers Brust ab und ließ ihn kaum auf den Fersen zurückwippen.
Ich dachte, dass sie das vielleicht alle tun würden. Ich meine, na klar, Archer war zwar der Feind , aber es war doch nicht so, als wären diese Kids Killer gewesen. Und wäre Lara nicht gewesen, wären sie mit Archer vielleicht schonend umgegangen.
Doch als sich Michaela wieder hinten in der Reihe anstellte, sandte Lara einen magischen Blitz aus, der Michaela in den Rücken krachte und sie auf die Knie warf.
»Der Nächste, der sich mit Absicht zurückhält, wird weitaus Schlimmeres erleben«, verkündete Lara, und ich fragte mich, wie ich sie jemals hatte für nett halten können. Oder für geistig gesund.
Also saß ich da, während mir die Tränen übers Gesicht liefen, und sah zu, wie Archer vonseiten der Hexen und Zauberer einem Angriffszauber nach dem anderen ausgesetzt war. Die Elfen ließen ihn zu Eis
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