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Hex Hall - Hawkins, R: Hex Hall

Hex Hall - Hawkins, R: Hex Hall

Titel: Hex Hall - Hawkins, R: Hex Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hawkins
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deshalb mit meiner Schwester sprechen? Sind Sie darum heute in mein Büro eingebrochen?«
    Ich zuckte zusammen. Lara lehnte sich in ihren Sessel zurück und verzog die Lippen zu einem zufriedenen Lächeln. »Das hätten Sie nicht gedacht, dass ich davon weiß, nicht wahr?«
    Ich wollte witzig sein. Ich wollte etwas sagen, das zeigte, dass sie mich gerade nicht zu Tode erschreckt hatte. Wir hatten für etwa zehn Minuten die Nase vorn gehabt! Aber wenn sie wusste, dass wir in ihrem Büro gewesen waren, wusste sie dann auch, dass wir das Zauberbuch genommen hatten?
    Zumindest hatte ich immer noch den Sarkasmus auf meiner Seite. »Ich bin vielleicht enttäuscht, dass Sie davon wissen«, erklärte ich und setzte mich auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch, »aber da Sie eine böse Hexe sind, bin ich nicht direkt überrascht.«
    Sie kniff die Augen zusammen. »Für Sie ist alles ein Scherz. Ein Spiel. Das Lebenswerk meines Vaters, die Rettung unserer Rasse … «
    »Das Lebenswerk Ihres Vaters bestand darin, einen Haufen Teenager zu versklaven? Kein Wunder, dass Sie sich beide so prächtig entwickelt haben«, sagte ich und deutete mit einer Kopfbewegung auf Mrs Casnoff. Sie ließ nicht das geringste Anzeichen dafür erkennen, dass sie mich gehört hatte.
    Okay, jetzt war Lara sauer. Sie richtete sich im Stuhl höher auf. »Wissen Sie, was mein Vater geopfert hat, um Sie und Ihr Geschlecht zu erschaffen? Wissen Sie, worauf wir verzichtet haben?« Sie deutete mit einem langen Finger auf Mrs Casnoff. »Um unsere Art zu beschützen. Um uns vor jenen zu beschützen, die uns auslöschen wollen.«
    »Sie verwandeln Leute in Ungeheuer«, erwiderte ich. »Kinder. Was Ihr Vater getan hat, hat Alice zerstört. Und dann hat er ihre Tochter zerstört, und wenn Sie beide Ihren Willen bekommen hätten, hätten Sie mir und meinem Dad das Gleiche angetan.«
    »Der Zweck … «
    »Heiligt die Mittel. Das ist es, was sie gesagt hat. Was ist das? Ihr Familienmotto oder so was?«
    Lara beruhigte sich, während ihre Knöchel weiß hervortraten. »Würden Sie gern etwas über meine Familie erfahren, Sophie?«
    Ich rutschte tiefer in den Stuhl und schüttelte den Kopf. »Ich denke, ich weiß genug über Ihre Familie, herzlichen Dank.«
    »Sie wissen gar nichts«, widersprach Lara. Dann schnippte sie mit den Fingern in meine Richtung.
    Zuerst geschah nichts, und ich fragte mich, ob sie mir lediglich die Hexenversion des Mittelfingers gezeigt hatte.
    Und dann begann es mir schwarz vor den Augen zu werden. Zitternd versuchte ich, die Armlehnen des Stuhls zu umklammern, aber der Stuhl war nicht mehr da. Ich war nicht mehr da. Umgeben von Dunkelheit, hatte ich beinahe das Gefühl, wieder im Itineris zu sein. Dieses Gefühl von Platzangst drohte mich zu ersticken.
    Ein Funke flammte in der Dunkelheit auf, ein leuchtender Punkt, der langsam zu einem Bild anwuchs. Ich starrte auf das Gemälde eines verschneiten Dorfes, und dann begann sich das Gemälde vor meinen Augen zu bewegen. Männer und Frauen trotteten durch den Schnee eine kleine Straße hinunter, den Kopf gegen die Kälte und den Wind gesenkt. Niemand sagte mir, was ich da betrachtete, aber das Wissen war da, als hätte ich es immer gewusst. Dies war Alexei Casnoffs Heimatstadt, und das kleine Haus genau in der Mitte des Bildes war seins.
    Dann sah ich ihn, einen dunkelhaarigen Jungen, das Gesicht an eine Fensterscheibe gepresst. Er wartete auf seinen Vater. Ich konnte seine Ungeduld und Besorgnis spüren, als seien es meine eigenen Gefühle. Hinter ihm stand eine hübsche Frau mit dunkelblondem Haar, strich ihm über den Kopf und murmelte etwas auf Russisch. Obwohl ich kein Wort Russisch sprach, konnte ich trotzdem verstehen, was sie sagte. »Es wird alles gut werden, Alexei. Dein Vater und die anderen werden uns beschützen, das verspreche ich dir.«
    Da begriff ich, dass das ganze Dorf aus Prodigien bestand und an dem Tag eine wichtige Entscheidung gefällt wurde. Es ging darum umzuziehen, sich in Sicherheit zu bringen. Sich zu verstecken. Doch bevor ich dahinterkommen konnte, was genau es war, veränderte sich das Gemälde.
    Jetzt gab es keine schneebedeckten Straßen mehr, keine malerischen kleinen Häuschen. Jetzt herrschte nur Chaos, ich sah Feuer und Rauch. Die Flammen waren so hell, dass ich mir die Augen zuhalten wollte, aber ich hatte keine Hände. Oder auch Augen. Ich sah Alexei die Straße hinunterrennen, von Dorfbewohnern verfolgt.
    Sie wissen, was wir sind, dachte Alexei. Sie haben

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