Hex Hall - Hawkins, R: Hex Hall
nicht unter Schock«, sagte ich, obwohl ich die Decke fester um meinen Hals zog.
»Na ja, jedenfalls seht ihr alle schrecklich aus«, erwiderte sie.
»Hölle ist furchtbar schlecht für die Haut«, witzelte Archer, aber ich konnte erkennen, dass er nicht bei der Sache war. Unter dem Tisch legte ich meine Hand auf sein Knie, und er bedeckte meine Finger mit seinen.
»Ihr sagt, die Höhle habe euch Szenen gezeigt«, bemerkte Dad, der im Feuer herumstocherte, obwohl es in dem Raum bereits warm war. »Jenna, sie hat dir den Tod deiner Erzeugerin vorgeführt.«
Jenna blies auf ihre Suppe und warf Dad einen Blick zu. »Ja, aber ich habe sie meine Freundin oder Amanda genannt.«
Dad legte den Kopf schräg. »Natürlich. Verzeih mir. Sophie, du hast Alice’ Verwandlung gesehen.«
Ich nickte. »Und die Ermordung meines Urgroßvaters. Komisch, dass die Höhle mir ausgerechnet das gezeigt hat, obwohl mir selbst so viele andere schreckliche Dinge passiert sind«, sagte ich und begann sie an den Fingern abzuzählen. »Elodies Ermordung, Alice töten zu müssen, aus einem brennenden Gebäude mithilfe eines Geistes zu fliehen … « Und dann fügte ich, weil meine Eltern so fertig aussahen, hinzu: »Oh, und dann noch dieser wirklich abartige Pagenkopf in der sechsten Klasse.«
Das eine oder andere schwache Lächeln erschien, aber ich glaube, sie wollten nur nett sein.
»Ja, aber das war die Tat, die für all diese anderen schrecklichen Ereignisse unmittelbar verantwortlich war«, sagte Dad. »Nun, bis auf den Haarschnitt natürlich. Ich vermute, den hat deine Mutter zu verantworten.«
»James!«, protestierte Mom. Aber ich schwöre, ich konnte Zuneigung heraushören. Ich glaube, Dad hörte dasselbe, denn seine Mundwinkel zuckten kurz nach oben. Doch dann wurde seine Miene wieder ernst, als er sich an Archer wandte. »Und du hast gesehen, wie deine Eltern von Dämonen ermordet wurden.«
Archer klirrte mit dem Löffel gegen den Boden seiner Schale. »Nur mein Dad. Aber als ich – als ich als kleines Kind hereinkam, war Blut auf meinem Gesicht, das nicht von mir war, daher glaube ich, dass meine Mom bereits tot gewesen sein muss.«
Dad runzelte tief in Gedanken die Stirn.
»Die Dämonin war schwanger«, berichtete ich. »Und der Typ sah genauso aus wie Nick. Ich vermute, das waren seine Eltern.«
»Natürlich«, erwiderte Dad, und seine Augen wurden groß. »Die Gebrüder Anderson, sie sind beide vor ungefähr fünfzehn Jahren verschwunden, zusammen mit ihren Ehefrauen. Damals dachten alle, sie seien sozusagen in den Untergrund gegangen. Lara stand der Ehefrau des jüngsten nahe. Sehr nahe.«
»Moment mal. Also, der Dämonentyp und Archers Dad waren Brüder?«, fragte ich. »Was Archer und Nick zu … «
»Zu Cousins macht«, ergänzte Archer, der immer noch in seiner Suppe rührte. »Ich habe beinahe meinen eigenen Verwandten ermordet. Dafür gibt es sicher eine Art Medaille für Gestörtheit.« Dann verdüsterte sich seine Miene. »Vielleicht ist es auch nur eine Familientradition.«
Ein unbehagliches Schweigen breitete sich aus. Archers Löffel machte ein Geräusch, als er ihn in seiner Schale kreisen ließ. Schließlich fragte er: »Anderson?«
Dad sah ihm in die Augen. »Ja. Wenn ich mich recht entsinne, war dein Vater der älteste. Martin. Der Name deiner Mutter war Elise.«
Archers Kehle bewegte sich krampfhaft. »Das ist der Name, den der Mann – mein Dad – gesagt hat. In der Vision oder was immer es war.«
Dad lächelte traurig. »Ich kannte deine Eltern nicht persönlich, aber nach allem, was ich gehört habe, waren sie gute Leute. Und sie hingen sehr an ihrem einzigen Kind. An dir.«
Jetzt fühlte sich das Schweigen im Raum wie ein schweres, greifbares Ding an. Unter dem Tisch krampften sich Archers Finger wie ein Schraubstock um meine. »Wissen Sie … «
»Daniel«, sagte Dad sanft. »Dein Name war Daniel Anderson.«
Archer ließ den Kopf sinken. Ich beobachtete, wie zwei Tränen lautlos in seine Suppe tropften. Dann schob er seinen Stuhl zurück und verschwand durch die Tür. Ich stand auf, um ihm zu folgen. Aber Dad berührte mich am Arm. »Lass ihm eine Minute Zeit.«
Ich biss mir auf die Innenseite meiner Wange und nickte. »Klar.«
Schniefend setzte ich mich wieder hin und schlang die Hände um meine Teetasse. »Also, wie geht es jetzt weiter?«
»Nun, zumindest haben wir damit eine Möglichkeit, uns gegen die Dämonen der Casnoffs zu verteidigen«, ergriff Aislinn zum ersten Mal das
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