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Hex

Titel: Hex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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frische Luft.«
    Sina verzog das Gesicht. »Toller Plan.«
    »Siehst du die Soldaten?« fragte Max plötzlich, während sie sich dem Ausgang näherten.
    »Ich hab’ sie schon am Bahnhof gesehen.«
    »Schwarze Reichswehr. Das gefällt mir nicht.«
    »Vielleicht eine Kundgebung.«
    »Ich denke, die gibt es offiziell gar nicht?«
    Sie verzog den Mund. »Weiß der Teufel.«
    Nur noch wenige Schritte trennten sie von den Glastüren am Ausgang, als das Unvermeidliche geschah.
    »Halt!« verlangte eine barsche Stimme hinter ihnen.
    Sie erschraken, taten aber so, als gelte der Ruf nicht ihnen.
    »Bleiben Sie stehen!«
    Max erreichte die Tür, drückte sie auf. Trat ins Freie. Sina folgte ihm drängelnd.
    »Herr von Poser! Frau Zweisam!« brüllte die Stimme in ihrem Rücken. Zugleich gerieten mehrere der Schwarzuniformierten in Bewegung, schoben sich durch die Menge auf sie zu.
    »Ich hab’s geahnt«, zischte Max und rannte los. Sina lief neben ihm. Um sie herum blieben die Menschen stehen, drehten sich neugierig um. Manche schauten ängstlich, als sie die Soldaten erblickten, andere traten nervös ein paar Schritte zurück.
    Mit wehenden Mänteln drängten Max und Sina durch die Menschenmassen, schufen sich eine Gasse im Gewühl, die sich hinter ihnen fächerförmig ausweitete, als sich ein ganzes Dutzend Soldaten auf ihre Fährte setzte. Mit einemmal war der ganze Vorplatz in Aufruhr. Aus allen Richtungen drängten weitere Männer der Schwarzen Reichswehr heran. Es gab keinen Zweifel mehr, daß sie Max und Sina längst erwartet hatten. Der gesamte Bahnhof war abgeriegelt, jeder der Soldaten kannte ihre Gesichter.
    Ein Schwarzuniformierter tauchte nur wenige Schritte vor Max aus der Menge auf. Max holte mit seiner Tasche aus und hieb sie dem Mann ins Gesicht. Mit einem überraschten Aufschrei taumelte der Mann und stolperte zu Boden. Max setzte über ihn hinweg, Sina lief einen Bogen. Sie kamen zum Rand des Vorplatzes und eilten über eine breite Straße, ungeachtet der Automobile, die scharf bremsend auf sie zu schlitterten. Hinter den beiden folgte eine ganze Horde von Soldaten. Sie schwangen Schlagstöcke, aber keiner von ihnen zog eine Pistole. Wahrscheinlich hatten sie Befehl bekommen, die beiden unverletzt einzufangen.
    Max schaute sich um und sah zum ersten Mal, von wie vielen Männern sie wirklich gejagt wurden. Mindestens zwanzig, schätzte er erschrocken.
    »Wir müssen uns trennen!« rief er Sina zu.
    Sie bejahte atemlos. »Da vorne, hinter der Stadtmauer. Dort können sie uns für einen Augenblick nicht sehen.«
    Sie hetzten auf den gewaltigen Wall zu und liefen in westlicher Richtung daran entlang, bis sie an eines der Tore kamen. Ihre Schritte auf dem alten Pflaster hallten hohl unter dem Torbogen wider.
    Jenseits der Mauer bogen sie nach rechts. Für einen Augenblick befand sich der Befestigungswall zwischen ihnen und ihren Verfolgern. Ohne Zögern schleuderten sie ihre Taschen über eine Mauer in einen Innenhof. Dort würden die Soldaten sie nicht auf Anhieb finden.
    »Wo treffen wir uns wieder?« fragte Sina gehetzt.
    Max schnappte nach Luft. »Ich kenne nur einen einzigen Platz hier in der Stadt, und den nur aus Büchern.«
    »Die Burg?«
    Er nickte.
    »Also an der Burg, heute abend. Viel Glück!«
    Damit rannte sie auf einen schmalen Spalt zwischen zwei Häusern zu und verschwand darin. Max lief etwa zwanzig Meter weiter, erreichte das Tor eines Hinterhofes und stürmte hindurch. Gleich dahinter führte an der Hauswand eine stählerne Feuertreppe hinauf. Immer drei Stufen auf einmal nehmend sprang er keuchend nach oben.
    Wenig später hörte er hinter sich die Stiefel der Soldaten auf den Metallstufen. Er konnte nicht sehen, wie viele es waren und ob sie bemerkt hatten, daß Sina einen anderen Weg eingeschlagen hatte.
    Die Feuertreppe endete im dritten Stock vor einer eisenbeschlagenen Holztür. Max rüttelte an der Klinke, aber die Tür blieb verschlossen.
    Gehetzt blickte er sich um. Links neben der Tür, etwa anderthalb Meter von ihm entfernt, befand sich ein Fenster. Es war vergittert. Die obere Treppenplattform reichte nicht bis dorthin. Er würde auf das Geländer und von dort aus zum Fenster klettern müssen, denn gleich dahinter endete die Wand und ging in das Flachdach eines Nebengebäudes über. Es war der einzige Fluchtweg, der ihm blieb.
    Sichernd schaute er ein letztes Mal nach unten. Die vorderen Soldaten erreichten gerade das erste Stockwerk.
    Max schwang sich über das Geländer der

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