Hexe sucht Besen (German Edition)
um mich gelegt. Langsam, fast schwerfällig, ließ ich mich dann auf das Sofa fallen und leerte durstig mein Weinglas in einem Zug. Dabei musste ich mich schütteln, ob vor Kälte oder dem Wein, vielleicht auch wegen der Weichspülerstimme, die ich glaubte zu hören .
Sauf dir bloß keinen an! Du musst klaren Kopf bewahren !
ermahnte sie mich streng und rief mir meine Kriegserklärung ins Gedächtnis zurück. Ich zündete mir ein Zigarillo an und paffte den Rauch mit kämpferische m Elan wie ein Kanonenrohr in die Luft. Füllte mit dem nötigen Kampfgeist mein Wei n glas auf und grübelte darüber nach, wie ich meine Waffen möglichst eff i zient und ohne nötigen Zeitverlust platzieren könnte, um gegen meine Feindin antreten zu können. Aber wie sollte ich das anstellen? Ich kenne meine Gegn e rin noch nicht einmal, so kann ich mich weder mit ihren Stärken und Schwächen vertraut machen noch habe ich keinerlei verwen d bare Indizien sie überhaupt zum Duell aufzufordern. Ob mir meine Hassgefühle mit gutem Rat zur Seite stehen, wage ich zu bezweifeln. Sie animieren mich lediglich zur Tat zu schreiten, zu kämpfen, und lassen mich in dem Glauben, natü r lich auch zu gewinnen, aber gegen wen, verraten mir meine geballten Fäuste nicht. Heroische Bil d kompositionen gaukeln mir vor, wie ich triumphierend über ein Schlachtfeld sto l ziere, auf dem es nur eine Leiche, nämlich die ihre, zu b e klagen gibt.
Doch noch liegt meine Munition am Boden, meine Kanonen sind zwar schus s bereit, aber ich weiß nicht einmal annährend in welche Himmelsrichtung ich meine Kugeln abfeuern soll. Eine wahrhaft meisterliche Kriegsführung. Jeder Feldmarschall würde mir raten mich selbst vors Kanonenrohr zu stellen.
Da ich Walter gegenüber keinerlei Misstrauen hegte, wäre ich nie im Traum darauf gekommen, seine Hemden nach Lippe n stift oder etwaigen verräterischen Duftessenzen zu unters u chen. Auch habe ich sein Telefonbuch und seinen Terminpl a ner nie beachtet. Wenn ich es mir recht überlege, lagen die auch selten griffbereit herum, weil er sie meistens immer bei sich trug, so dass sich gar keine Möglichkeit der Spi o nage ergeben hätte. Und wenn ich noch genauer nachdenke, hat Walter manchmal Telefonate auf seinem Handy nervös a b gebrochen, wenn ich ihn dabei überraschte. Oft genug habe ich sogar erlebt, wie er seinen Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung mit einer abso n derlichen Eindringlichkeit klar gemacht hat, dass er falsch verbunden sei. L o gisch, er hat seiner heimlichen Geliebten damit verdeutlicht, dass sie in einem ungünstigen Moment anrief und ich dumme Gans habe nichts begriffen.
Ist eigentlich jeder halbwegs intelligente Mensch in meiner Situation so dämlich und begriffsstutzig wie ich? Oder trifft diese fahrlässige Betriebsblindheit nur auf beso n ders dummes Federvieh zu?
Da ich den simplen Umgang mit der realen Wahrnehmung nicht mehr b e herrschte, bin ich wahrscheinlich noch dümmer als die allerdümmste Gans gewesen, denn die wäre gewiss schla u er gewesen als ich. Sicherlich hätte sie ihr weiblicher Spürsinn dazu veranlasst, mit erhobenen Gänsehals auf Wa l ter z u zuwatscheln, um mit ihrem Schnabel in Walters Schritt zu beißen. Das wäre g e nau richtig gewesen, denn ich glaube jetzt auch nicht mehr daran, dass es sich um Konfekt geha n delt hatte, als ich eines Tages Walters Autoschlüssel suc h te und in seinem Aktenkoffer auf einen roten eleganten G e schenkkarton mit einer weißen Satinschleife stieß. Walter beteuerte mir mit einer widerwilligen Geste, dass es sich um einen Pralinenkasten für seine langjährige Sekretärin Fräulein Grünbein handele, die angeblich ihren 55. G e burtstag feiern würde. Das Kartondesign erinnerte mich d a mals an die edle Verpackung, die man in sündhaft teuren De s sousboutiquen ausgehändigt bekam. Die Schleifenkreation war nur noch eine Frage des Geschmacks. Aber ich allerdümmste Gans glaubte ihm . D enn ich konnte mir Fräulein Grünbein , die ich gut kannte und die wirklich dem Klischee einer sitzen gebliebenen Jungfer entsprach, weiß Gott nicht in schwa r zen Strapsdessous vorstellen. Mag sein, dass Fräulein Grünbein heimlich davon träumte, dass sie Walter mal im Alkoho l rausch über den Schreibtisch zi e hen würde. Wie sich dabei ihr altmodisch geflochtener Dutt auflöst und Walter ihre langen Haare als Zügelhilfe missbraucht. Vor Ekstase wäre Fräulein Grü n bein vermutlich mit ihrer Hand im Papierlocher
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