Hexe sucht Besen (German Edition)
Augenschmaus, der zum Vernaschen anregt. Frei nach der Devise - klingt nicht so gut, aber schmeckt vielleicht be s ser!
Verflixt noch mal! Warum muss ich so lange überlegen?
Ich spüre regelrecht, wie mich mein innerer Schweinhund an meinem frivolen Einfall hindern möchte. Es fällt mir schwer die Mauer der Gewohnheit, die sich im Laufe der Jahre immer mehr stabilisierte, zu durchbrechen. Bausteine der moral i schen Vernunft und der erotischen Trägheit versperren mir den Weg und appellieren an die Vergänglichkeit der Jahre . M ahnen zur Vorsicht . D enn die Vergangenheit unterwirft sich nicht dem süßlichen Duft der Sehnsucht . S ie ist weder käu f lich und schon gar nicht als Kopie erhältlich. Rebellierend meinen zweifelnden Gedanken gegenüber, sprang ich auf, streifte mir meinen Rock herunter und entledigte mich me i nes Oberteils, das mich aber doch noch rechtze i tig daran erinnerte, etwas verbergen zu müssen. Wenn ich die Wohnzi m merb e leuchtung auf Dämmerlicht umschalte, verschwimmen die verräterischen Sp u ren an meinem Hals, und außerdem sorgen schon allein meine langen Haare dafür, den Tatbestand des Ehebruchs zu verschleiern.
Nackt stand ich nun auf hohen Hacken . M it einem sündigen und gleichwohl stolzen Lächeln im Gesicht, durch das Selbstbewusstsein gestärkt, die Mauer meiner Bedenken durchbrochen zu haben. Lasziv setzte ich mich an meinen alt vertrauten Bechstein , streichelte ihn behutsam, als wollte ich ih n zum Vo r spiel einstimmen.
Wie von selbst, spannte sich mein Rücken und wölbte ein verführerisches Hohlkreuz, wohl wissend, dass mich Walter beim Betreten des Raumes seitlich betrachten würde. Eh r fürchtig hob ich den Klavierdeckel und begann mit etwas U n sicherheit Walters Lieblingsstück, eine verhältnismäßig leichte Jazzkompos i tion, einzuspielen. Da ich es früher schon unzählige Male spielte, vor allem, um in Walters Gunst zu steigen, benötigte ich keine Noten. Ich war e r staunt über mich, dass mich die Fingerfertigkeit meiner linken Hand nicht im Stich ließ, denn schließlich hatte ich keine Routine mehr. So jubelte ich innerlich, dass mir das Spielen relativ leicht von der Hand ging und freute mich diebisch über meinen Mut, meine frivole Idee in die Tat u m gesetzt zu haben.
Plötzlich hörte ich die Badetür im oberen Geschoss klappen und nahm kurz darauf die leisen Schritte von Walter wahr, die sich langsam von der Treppe aus in meine Ric h tung bewegten.
Unglaublich, aber mich überkam ein komisches Gefühl in der Magengegend . E ine Mischung aus Scham und Hochstimmung e r griff mich, und das, obwohl ich mit Walter bereits 15 Jahre verheiratet war. Ich bildete mir sogar ein, dass sich seine Schritte etwas andächtig verlangsamten. Ohne zu ihm hinüber zu blicken, glaubte ich zu erahnen, wie er sich intere s siert an den großen Rundbogen leh n te und mich seine Augen genüsslich verschlangen.
Gleich wird er auf mich zugehen und mir mit seinen Händen zärtlich über meine Schulter hinab zu meinen Busen stre i cheln. Allein der Gedanke, ließ mich wo h lig erschaudern.
Aber, Walter kam nicht, er blieb stehen .
> Ich dachte schon die CD hat einen Sprung
Ich ließ mich nicht entmutigen und spielte weiter, denn schließlich war mir Wa l ters Zynismus sehr vertraut.
> Du wirst dich erkälten meine Liebe schob er mahnend nach.
Beflissen ignorierte ich seine sarkastischen Bedenken, o b wohl ich es als sehr merkwürdig empfand, dass ihm mein A n blick nicht besonders zu beeindrucken schien.
> Ich muss mit dir reden unterbrach er auffordernd meine Gedanken.
> Dann rede mit mir gab ich beschwingt zurück und spielte ebenso weiter. Er räuspe r te sich kurz und schwieg für kurze Zeit.
> Es tut mir leid Anna , aber ich ... ich habe mich in eine a n dere Frau verliebt <.
Geschockt hielt ich inne, und meine Finger verharrten bew e gungslos auf den gerade gespielten Noten, deren Klang lan g sam im D-Moll Ton verstummte. Vor mir verschwammen die Ta s ten des Klaviers, als würde sich eine Ohnmacht a n kündigen . D abei verloren meine Hände die Kraft und rutschten mit e i nem dum p fen Laut von der Tastatur. Meine Arme baumelten auf einmal wie die Gelenke einer Holzpuppe an meinen leblos e r scheinenden Körper herunter und mein Hohlkreuz verlor die Spannkraft, so dass sich meine anmutige Haltung in einen erschlafften hilflosen Anblick verwandelte.
Ich wollte aufstehen – weglaufen, aber meine Beine weige
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