Hexe sucht Besen (German Edition)
Chef
erwähne ich kurz angebu n den.
Ohne mit der verklebten Wimper zu zucken, wendet sie mir nun ihre nicht wen i ger beeindruckende Kehrseite zu, um an die Tür zu klopfen, die mit dem Vo r zimmer verbunden ist. Dadurch fällt mein geschätztes Augenmerk zwangsläufig auf ihr beneidenswertes Hinterteil. Zugegeben, solch wohlg e formte Polsterb a cken hätte ich auch ganz gern. Ich möchte gewiss nicht neidisch erscheinen, aber mal ehrlich, solche Gesäßmuskeln kann man doch nur entwickeln, wenn man bereits von Kindesbeinen an, regelmäßig den Arsch versohlt bekommt.
Frau...äh, ist auch egal wie die heißt, weist mir, mit ihrer Schmuckkralle und e i ner riesigen rosafarbenen Kaugummiblase im Gesicht, den Weg ins Chefzi m mer.
Ja nun...was soll ich sagen? Da steht mir der Spürhund leibhaftig gegenüber. Ich schenke ihm ein verzücktes L ä cheln, bin aber zu tiefst erschüttert. Warum zum Teufel, verdingt sich dieser Mann nicht als Staffage in einer ang e sehenen Gespensterbahn? Von dem Lohn könnte der bestimmt gut leben. Das ist der erste Gedanke, der mir durch den Kopf schießt, als mir der Spürhund seine schweißnasse Pfote reicht und ich sie respektvoll entgegennehme.
Ich benötige eine gewisse Zeit, mich seines Anblicks zu entziehen . D eswegen muss er mich gleich zweimal zum Plat z nehmen auffordern.
Er bietet mir tatsächlich einen antiquierten Schaukelstuhl an, die man früher gern in alten Gartenlauben verstaut hat, um sich ihrer zu entledigen. Und genau dieser muffige Hol z schuppengeruch umschmeichelt mein sensibles Näschen, wä h rend ich mehr oder weniger vergeblich versuche, in dieser elenden Scha u kel Halt zu finden.
Kein Wunder, dass mich der Spürhund etwas mitleidig von oben herab taxiert . J edoch geduldig wartet, bis ich mich ausgeschaukelt habe.
Da ich mir ganz sicher bin, dass ich absolut lächerlich von seinem Schreibtisch aus anzusehen bin, frage ich nach einer anderen Sitzgelegenheit. Mit einem Schulterzucken, best ä tigt er nur meine Vermutung, keine andere Wahl zu h a ben.
> Soll ich ihnen ein Käffchen bringen lassen
fragt er mich in einem einwan d freien Hochdeutsch.
Ich bin sichtlich erleichtert, kaum auszudenken, wenn der jetzt auch noch in schwäbisch oder sächsisch auf mich ei n reden würde . D ann hätte ich mich wahrscheinlich nie in di e sem Stuhl ausgeschwankt.
> Ja, wäre sehr nett < ,
antwortete ich, was ihn veranlasst den Raum zu verla s sen.
Was für eine Kaschemme, denke ich stark beeindruckt und lasse meine Augen durch den schätzungsweise 6 Quadratmeter kleinen Verschlag schweifen. Es riecht nach kaltem Zigare t tenrauch und abgestandenem Schweiß. Eine gewöhnungsbedür f tige Duftkombination, wenn man bedenkt, dass es in dieser Abste i ge nur ein kleines Fenster in der Größe von einer Dachluke gibt. Überall sind riesige Papierberge und ve r schleißte Aktenordner gestapelt. Mehrere benutzte Kaffe e tassen mit der Aufschrift Ich bin der Boss stehen ve r wahrlost auf einer von Fliegenkot übersäten Kochnische. Des weiteren zähle ich genau zehn klebrige Fliegenfänger, die strategisch aufgeteilt an der Decke hängen, aber keinerlei Sinn mehr erfüllen, weil sie gänzlich von toten Fliegen ü berfüllt sind. Neugierde erweckt bei mir lediglich ein g e rahmtes Bild auf seinem bulligen al t deutschen Schreibtisch. In der wagen Hoffnung nicht ertappt zu werden, drehe ich es um – und bin in meiner moralischen als auch politischen G e sinnung arg verletzt . J a bestürzt! Nein, ich bin doch li e ber entzückt , weil mir das aufgrund meiner Absichten, die mich in die schweißigen Hände dieses Mannes getrieben h a ben, als angebrachter erscheint. Ich hänge also meine Fahne in die mir g e nehmste Windrichtung. Soll bloß einer sagen, ich habe keinen Charakter! Die Toleranz zeichnet einen g u ten Charakter aus und nicht die Engstirnigkeit.
Auf dem F o to ist ein junger Mann in einer feschen Offiziersuniform zu sehen . U m genauer zu sein, in einer NVA-Dienstbekleidung. Zwar weisen seine Schulterklappen nur auf den läppischen Dienstgrad eines Unteroffiziers hin, a ber immerhin, mit einer Kalaschnikow kann der bestimmt u m gehen. Abgesehen von seiner militärischen Laufbahn ist es ja geradezu n a he liegend dem Kerl auch gleich eine Stasi-Vergangenheit zu unterstellen. Das wäre nicht schlecht, denn schließlich weiß ein ehemaliger Stasispitzel nur allzu gut, wie man ahnungslose Opfer ausspioniert. Der hat vie l leicht noch
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