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Hexe sucht Besen (German Edition)

Hexe sucht Besen (German Edition)

Titel: Hexe sucht Besen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Dietze
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frisch und rein wie die Luft nach einem brausende n Gewitter riecht. Sie wirkt auf mich auch viel geheimnisvoller, mächtiger und unberechenbarer. Da unten auf dem Meere s grund liegen bestimmt unermessliche Schätze, die sich kein Mensch getraut zu bergen, weil gefährliche Strömungen und Strudel, die den Durchmesser von Hubschra u berlandeplätzen haben, alles mit sich reißen oder ve r schlingen würden. Riesenquallen mit messerscharfen Tent a keln, Monsterkraken deren Fan g arme so lang sind, dass sie mühelos eine vollständige Schiffsbesatzung von Deck angeln könnten, und Muscheln so groß wie Einfamilienhäuser, tre i ben dort unten ihr Unwesen und haben schon damals den Pir a ten gezeigt, was es heißt ein richtiger Seeräuber zu sein. Selbst der sagenumwobene Seeräuber Otembe, im engeren Freundeskreis auch Goldkralle genannt, wurde eines sch ö nen Tages an seiner Augenbinde von einem meterlangen Kr a kenarm ins Wasser gezerrt, obwohl er zur demonstrativen A b schreckung sein Werbefäh n chen gehisst hatte.
     
    Ich weiß das alles so genau, weil mich mein Bruder Alexa n der, der zwei Jahre älter ist als ich, mit den Geheimnissen der Nordsee vertraut gemacht hat. Damals, als wir noch Kinder waren, haben wir mit unseren Eltern die Sommerferien hier ve r bracht. Mein Bruder war ein blasser, schmächtiger, schla k siger aber hochintelligenter Junge, der eben so wie ich kurzsichtig war und ein riesiges Brillengestell in seinem von Sommersprossen übersäten G e sicht tragen musste, was seiner Ausstrahlung etwas Insektenhaftes verlieh und gut zum Gesamteindruck seines Körperbaus passte. Mit den and e ren Jungs in seinem Alter vertrug er sich überhaupt nicht, da sie ihn nicht nur laufend ve r prügeln wollten, sondern ihn überflüssigerweise auch noch als Feigling b e schimpften. Das war gemein, weil er in Wirklichkeit mutig und stark war. Er war so kräftig, dass er meinen Kopf bis zu 60 S e kunden unter Wasser drücken konnte und so tapfer, dass er sich traute die schwabbeligsten Quallen anzufa s sen, um sie mir dann ins Gesicht zu schleudern. Ja, ja er war schon ein lieber Junge.
     
    Durch ihn habe ich sogar im zerbrechlichen Alter von 6 Ja h ren in der Nordsee schwimmen gelernt. Er hat mich einfach im tiefen Wasser vom Schlauchboot gestoßen und mir exakte Anweisungen erteilt, wie ich Arme und Beine zu bewegen h a be , d amit ich mich ans sichere Ufer retten kann, um nicht in die Fangarme der Riesenkrake zu geraten, die gerade von hinten auf mich zu g e schwommen kam - ich habe das Schwimmen ganz schnell kapiert! Als Lohn für meinen Lerneifer ist er für mich auf den Meeresgrund getaucht und hat mir den Bri l lantring von dem Finger des Seeräubers Otembe abgezogen und ihn mir geschenkt. Ich war so stolz und fühlte mich wie die Nachlassverwalterin einer Piratenlegende. Ein halbes Jahr später habe ich den gleichen Ring in der Faschingsa b teilung beim Kaufhof gesehen.
     
    In Westerland angekommen, fuhr ich weiter nach Bornum zu Frau Jansen , der Eigentümerin des Ferienhauses, um den Schlüssel abzuholen. Sie wird sich wundern, dass ich di e ses Mal allein komme und wird mich sicher nach Walter fr a gen. Ich parke vor der prachtvollen Reetdachvilla und laufe den fein geschotterten Kiesweg entlang, als jemand meinen Namen ruft. Frau Jansen kommt mit der Rosenschere aus ihrem Ga r ten gelaufen und schaut mich fassungslos an. Ich weiß ja, wie das ist, wenn man jemanden ein Jahr lang nicht gesehen hat und man beim Wiedersehen den Eindruck hat, dass das G e genüber um 10 Jahre gealtert ist. Da hat man schon seine Mühe sich nichts anmerken zu lassen. A ber, Frau Jansen gaffte mich dermaßen erschüttert an, als wäre ich von den Toten auferstanden.
     
    > Sie hier     fragt e sie erstaunt und hatte dabei ihre Augen so weit aufgerissen, dass sich auf ihrer Stirn Pliseefalten bildeten.
    > Ich habe sie überhaupt nicht erwartet. Ihr Mann hat doch gesagt, dass sie in der Toskana sind. Er hat das Haus e r satzhalber einer seiner Mitarbeiterinnen überlassen. Die Dame ist gestern bereits angekommen . E ine wirklich nette Pe r son < ,
    erklärte sie mir, und sagte es so, als solle ich mir von dieser Person ein Stück Nettigkeit abschneiden.
    > Wie? Was? Wieso? Haha...Na ja...Gut <,
    erwiderte ich mit der Selbstbeher r schung einer strengen Gouvernante . W ährend sich meine Augen wie die eines Scharfschützen zusammen kniffen . M eine Aluabsätze sich wie Gewindebohrer in den Kies drehten und sich meine

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