Hexe sucht Besen (German Edition)
Walter sich wohl da angelacht? Langsam krieche ich u n ter das Fenster und strecke im Zeitlupentempo meinen Kopf empor. Die Stiefmütterchen im Blumenkasten dienen mir als willkommene Tarnhilfe.
Ich bin erschüttert! Und bin nahe dran, sogar meinen se h schwachen Augen das Vertrauen zu entziehen. Ich muss sie mehrmals auf und zu kneifen, um zu gla u ben was ich sehe! Sie! Ja, sie ist es wirklich! Sie steht mit einem Dirigentenstab in der Hand vor der dröhnenden Stereoanlage und tut so, als würde sie ein 50 Mann starkes Mil i tärorchester dirigieren. Dabei stampft sie taktgerecht mit dem einen Bein die Franzen des Berberteppichs in den Paketboden , und ihr Kopf zuckt mit der I n brünstigkeit eines Stardirigenten, der jeweiligen Tonlage angepasst.
Die Posaunen scheinen rechts zu stehen, die Trompeten in der Mitte, die Klar i netten direkt neben den Querflöten, und die Pauke...oh je...direkt am Fenster.
Fräulein Grünbein... verliert die Fassung und lässt vor Schreck den Dirigente n stab fallen, als sie meine entgleiste Fratze im Schoße der Stiefmütterchen e r blickt. Sie schreit erschüttert auf, als wolle ich sie umbringen. Jedoch erstickt ihr G e schrei unter einem phänomenalen Trommelwirbel und ich fühle mich stiefmütte r lich behandelt, weil ich den Eindruck habe, dass der Pauker auf meinem Kopf herumtrommelt. Beschämt erhebe ich meinen hochroten Kopf aus den Ziergewächsen, während Fräulein Grünbein mit einem Knopfdruck ihr Orche s ter zum Schweigen bringt. Mit koboldhafter Eleganz springt sie zur Tür, um mich hereinzulassen.
> Frau Steinberger, was machen sie denn hier
hechelt sie mir mit einem To n fall entgegen, den ich heute schon einmal gehört habe.
> Ihr Mann... <
> Schon gut < ,
unterbreche ich ihre versuchte Rechtfertigung und reiche ihr stattdessen freundschaftlich meine Hand en t gegen.
> Ich bin die Anna < ,
sage ich lächelnd und mustere sie dabei wie ich es norm a lerweise immer von ihr gewohnt war . D enn Fräulein Grünbein sieht ganz einfach nicht mehr so aus, wie ich sie als ewig Gestrige in Erinnerung habe. Sie trägt weiße moderne Sportschuhe, eine weiße Caprihose und ein d a zu passendes Matrosenshirt. Ihre langen Haare hat sie zu einem Zopf geflochten, der ihr bis in die Hüfte reicht. Auf ihrem Kopf trägt sie eine Baseballkappe, und ihre Brille hat sie gegen Kontaktlinsen eingetauscht, so dass ihr Silbe r blick an Auffälligkeit verliert. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sie für eine wohlhabende Unternehmerga t tin halten, die das Geld ihres Mannes verpulvert und es noch nie nötig hatte, sich ein eigenes Auto zusammen zu sp a ren.
> Ute schlägt sie willig in meine Hand ein.
> Du kannst selbstverständlich über das Haus verfügen < ,
sagt sie schuldbewusst.
> Und du Ute, darfst natürlich weiterhin deinen Urlaub hier verbringen, das Haus ist schließlich groß genug. Wie lange gedenkst du zu bleiben
frage ich hoc h erfreut.
> Zwei Wochen
antwortet sie fragend und öffnet gutgelaunt eine Flasche Sekt, drückt mir freudestrahlend ein Glas in die Hand, um mit mir auf einen schönen Urlaub anzustoßen.
> Prost, Ute > Zum Wohl, Anna
Danach hilft mir Ute, ohne dass ich sie darum bitten muss, beim Ausladen me i ner Koffer. Beim Hinausgehen verweise ich mit einer anerkennenden Handbewegung zu ihrem Auto .
> Schönes Auto, das du da fährst. Kompliment, hätte ich dir nicht zugetraut <.
Sichtlich geschmeichelt, versucht sie auch gleich zwei Ko f fer von mir auf einmal zu tragen.
> Wir könnten heute noch zum Strand gehen < ,
schlägt sie mir vor, während sie meine schweren Gepäckstücke hinauf zum Gästezimmer schleppt. Ich folge ihr mit einem schlechten Gewissen und meinem leichten Handgepäck am Arm.
> Aber ich muss erst meine Sachen auspacken und verstauen > Kein Problem, ich helfe dir, schon allein, um deine schönen Sachen anz u schauen < ,
trällert sie vergnügt.
> Vielleicht darf ich mir mal ein Stück von dir ausleihen, wir haben doch sicher die gleiche Größe
Kaum hat sie es ausgesprochen, liebäugelt sie auch schon mit einem smaragdgrünen Chiffonkleid, das sie in ihren Hä n den hält.
> Aber das ist ein sehr gewagtes Teil . E s ist sehr durc h sichtig < ,
warne ich sie überrascht.
> Du darfst dir natürlich alles ausleihen was dir gefällt < , biete ich ihr und beobachte Ute, wie sie geschickt und
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