Hexe sucht Besen (German Edition)
Kaumuskeln wie die Schallblasen einer Kröte bewegten. Redlich bemüht, mir meine innere Ve r fassung nicht anmerken zu lassen, marschierte ich im Stec h schritt zu meinem Auto, stieg hinein und zünd e te mir mit zitternder Hand eine Zigarette an. Fahrig fuhr ich mit der anderen Hand durch meine Haare, wippte ungeduldig mit me i nen Füßen auf meiner Fußmatte und knabberte verbissen an dem Nagel meines Daumens herum. Hat der doch tatsächlich dieser Vorstadthure das schöne elegante Ferienhaus zur Ve r fügung gestellt, damit sich dieses Krötengesicht schon mal an ihr en b e vorstehende n Wohlstand gewöhnen kann.
Nervös drücke ich meine Zigarette aus, zünde mir gleich die nächste an, hole mir eine kleine Flasche Magenbitter aus dem Handschuhfach, um mir Mut anzutrinken . M it der A b sicht meinen angestauten Aggressionen noch mehr Antrieb zu verleihen. Die leere Flasche werfe ich in den Vorgarten der Jansen.
Verwegen wie Al Capone in seinen besten Zeiten, schiebe ich meinen qua l menden Klimmstängel zwischen meine verbiss e nen Lippen und starte den M o tor, als wäre ich das geduldete Mitglied einer Gangster Rallye. Am Ziel ang e kommen , pirsche ich mich langsam an das abgelegene Friesenhaus an. Direkt vor dem weiß angestrichenen Gartenzaun steht ein, ich sage jetzt ganz einfach mal, fahrbarer Untersatz. Ein silberfa r bener Minicooper mit schwarzem Ve r deck, Niederflurreifen und einem wahnsinnig witzigen Aufkleber an der Frontsche i be, auf dem sicher ernst gemeint steht:
Anfassen verboten! Angucken und träumen erlaubt!
Ja, mir persönlich fällt dazu wirklich nichts mehr ein. Höchstens, dass ich in di e sen platt gedrückten Mistkäfer einbreche, die Handbremse löse und meinem Kuhfänger endlich einmal die Gelegenheit gebe sich selbst zu verwirklichen. Es würde überhaupt nicht auffallen, wenn ich diese Bleche n te ins gerade mal 100 Meter entfernte Meerwasser abschna t tern lasse. In meinen Augen sind Frauen, die einen Mini fa h ren, total bewusstseinsgestört. Die wollen und können nicht! Auf der einen Seite sind sie selbstbewusst genug zu gla u ben, etwas Besonders zu sein, hoffen durch das Fahren eines Minicoopers, dass man es ihnen auch ansieht, scheitern aber zwangsläufig an ihrem zerrütteten Selbstwertgefühl, dass man es ihnen auch abnimmt.
Mit dieser psychologischen Erörterung habe ich das chara k teristische Defizit meiner Erzrivalin auf den Punkt g e bracht. Jetzt drängt sich natürlich die berec h tigte Frage auf, was das für Frauen sind, die einen goldfarbenen Jeep mit S chwarz lackiertem Kuhfänger fahren, und zum Einparken in die Garage gern auf die Hilfe eines Navigators zurückgre i fen. Ganz einfach , das sind vor Selbstb e wusstsein stro t zende Weibsbilder, die all das haben, von denen Minifahr e rinnen nur träumen können ! Frauen mit moralischen Werten, die darauf bestehen, unter gleichwertigen Voraussetzungen zu kämpfen ! Die ein Auto im Wasser versenken könnten, aber b e dingt durch ihre motorisierte Überlegenheit, dankend da r auf verzichten !
Soll ich der blöden Pickelpute jetzt mit meiner Nagelfeile die Räder durchst e chen oder ihr doch lieber ein großes Herz mit einem dicken Pfeil, auf dem die Namen der Liebenden stehen, auf die Motorhaube kratzen? Walter und...ja, wie heißt diese Samenräuberin jetzt eigentlich? Auf ihrem Nu m mernschild steht nach dem Ortkennzeichen ein U . Wie kann man schon einen Vornamen sein Eigen nennen, der mit so einem Buchstaben anfängt? Vielleicht heißt sie Ulla, Ulrike, Urs u la, Undine oder gar Urinella? Ich glaube ich werde sie zuerst umbri n gen! Sie auf das Reetdach nageln und anzünden, wäre auch nicht schlecht oder anstatt eines Pfeils werde ich ihr ganz in echt meine Nagelfeile durch ihr Herz bohren.
Es ist jetzt genau 14.30 Uhr! In der nächsten halben Stunde wird es nur noch einen verwaisten silberfarbenen Mini g e ben, weil dessen Fahrzeughalterin e r mordet worden ist. Man wird die Leiche nie finden, da ich sie entweder in der Nordsee versenken oder in den Sanddünen vergraben werde.
Vorsichtig öffne ich das Gartentor und schleiche mich an der warmen Backsteinmauer des Hauses entlang. Ich höre o h renbetäubende Musik, von der ich immer geglaubt habe, dass die schon längst auf dem Index steht. Marschmusik dröhnt aus dem weit geöffneten Wohnzimmerfenster.
Ich traue meinen Ohren kaum. Hier scheint es sich um eine Frau mit den Qual i täten eines Feldwebels zu handeln. Was hat
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