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Hexe sucht Besen (German Edition)

Hexe sucht Besen (German Edition)

Titel: Hexe sucht Besen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Dietze
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Eintracht ungeduldig zappeln würde. Ich kann mir nicht helfen, aber meine weiblich e Intuition rät mir zur Eile. Meine Hände zittern, die Angst trommelt gegen meine Magenwand und verbreitet in mir permanent das Gefühl, gerade haarscharf an einem LKW vorbeigeschrammt zu sein.
     
    Hier liegt was in der Luft, und zwar nichts Gutes. Wenn mich noch nicht einmal ein Glas Kognak beruhigt, ist Gefahr in Verzug. Als stehe mein Haus kurz vor der Plünderung, stopfe ich in Windeseile, alles was mir gut und teuer erscheint in vier riesengroße Koffer. Kleider, Fotoalben, Fotoapparat, Digitalkamera, Noten, Bücher, CDs, Drucker, Scanner, Katze und meinen dekorativen Schutzpatron, das Tigerauge aus Stein, das mich in Zukunft vor Naivität und Gutgläubigkeit in Liebesdingen schützen soll. Eine notwendige Vorsichtsmaßnahme, die für meinen weiteren Lebensweg sehr entscheidend sein kann . S chließlich bin ich ein gebranntes Kind und muss mich in Zukunft vor der magischen Anziehungskraft des Liebesfeuers hüten.
     
    Meine Entscheidung, das Haus zu verlassen, begreife ich nicht nur als Flucht vor den Erinnerungen oder aus Angst vor Entlarvung, sondern auch als Neuanfang für mein Leben und die Liebe. Mein Verstand wird mich in Zukunft vor all zu treuherzigen Gefühlsinvestitionen bewahren und mein Herz wird mir dennoch genügend Spielraum einräumen, meine Gefühle frei entfalten zu können. Ich werde ein neues Leben beginnen, fernab von Walter und der Illusion ihn zurück gewinnen zu können. Neuorientierung, im Sinne von Freiheit, Abenteuer und Lust, wird meine zukünftige Devise sein.
     
    Hurra ich bin frei!
    Mit einem letzten Prost verabschiede ich mich von meine n vertrauten Wänden, in denen ich mich immer beschützt und geborgen gefühlt habe. Auch Walter auf dem Kaminsims proste ich zu, der mir eingerahmt wie ein Ausstellungsstück entgegenlächelt. Doch richtig anstoßen tu ich mit dem Schicksal, das mir Jonathans Tod beschert hat.
    Meiner Verabschiedung folgen keine Tränen, sondern ein gezielter Wurf an die Wand, der mein Glas in viele kleine Scherben zerspringen lässt. Ein Relikt meiner Verbitterung und kein gutes Ohmen für den Urheber meines Handelns, denn Glasscherben bringen bekanntlich kein Glück.
     
    Nach dieser feierlichen Zeremonie besteige ich meine sechsspännige Kutsche, oh je, ich meine natürlich meinen total verdreckten Jeep, der aussieht, als hätte er bei einer Biker Rallye als Hindernis hergehalten. Neudings habe ich aber auch eine gerade zu zwanghafte Affinität zum Aristokratischen. Einfach unerträglich. Ich sollte wirklich mal meinen Stammbaum durchforsten und mein Blut auf einen eventuellen Blaustich untersuchen lassen, vielleicht ist mein Getue gar nicht zwanghaft, sondern schlicht und ergreifend nur genetisch verankert.
     
    Bevor ich mich wieder in meine hochherrschaftliche Residenz begebe, entschließe ich mich ganz spontan , eine andere Richtung einzuschlagen, denn mich quält die Neugierde, was aus der Boutique geworden ist. Ist das Haus völlig niedergebrannt oder hat es nur einen Teil des Ladens erwischt?
     
    Im Schritttempo schleiche ich die Straße entlang und versuche den entstandenen Schaden zu begutachten. Das Haus steht gottlob noch, als wäre nichts gewesen, nur die Schaufensterfront ist zum Bretterverschlag mutiert, da man sie mit riesigen Holzplatten vernagelt hat. So besteht für mich auch keine Möglichkeit das Ergebnis meines Schaffens näher zu analysieren. Da hinter mir Autos aufdringlich hupen und vor mir die Ampel auf Grün steht, halte ich es dann doch für sinnvoller zu verschwinden.
     
    In meinem neuen zu Hause habe ich mich sehr gut eingelebt, einige Möbel umgestellt und mir eine Vielzahl von riesigen Fächerpalmen zugelegt. Meine Wohnung sieht nun aus wie ein exklusiver Wintergarten, wo man rauschende Feste feiern könnte, was wiederum einen großen Freundeskreis voraussetzt, über den ich leider nicht verfüge.
     
    Walter habe ich natürlich telefonisch mitgeteilt, dass ich aus dem gemeinsamen Haus ausgezogen bin, um mich neu zu orientieren. Selbstverständlich habe ich dabei so geklungen, als hätte mir Amor einen Kopfschuss verpasst. Der soll bloß nicht denken, dass ich ohne ihn nicht weiter leben kann. Als ich mich mit leicht ironische m Unterton bei ihm danach erkundigt habe, ob denn das Feuer noch lodert, hat er kurz gestutzt und mich gefragt was ich meine.
    > Na die große Liebe zu deiner Freundin     habe ich nachgeholfen - lachend versteht

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