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Hexen-Horror

Hexen-Horror

Titel: Hexen-Horror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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versuchte, sich das Bild seiner Mutter in die Erinnerung zu holen. Es klappte nicht. Immer dann, wenn er an sie dachte und sie sich vorstellte, griff der Schatten zu, der alles auslöschte. Er stand unter einem fremden Einfluss und besaß nicht die Kraft, sich dagegen zu wehren.
    Andere und sehr schlimme Gedanken stiegen in ihm hoch. Er dachte an die acht alten Weiber. Er sah sie um ein Feuer tanzen, und er sah, wie sich aus der Flamme die Fratze des Teufels hervorschälte. Genau so, wie der Teufel immer gezeichnet oder gemalt worden war. Mit einem dreieckigen Gesicht, bösen Augen und einem weit geöffneten Maul, in dem die Zähne wie Stifte zu sehen waren.
    Die Hexen tanzten. Sie lachten. Sie kreischten, sie warfen ihre Kleidung fort. Er sah in seiner Vorstellung die fetten Leiber, die sich dann veränderten und zu schlanken Frauenkörpern wurden.
    Plötzlich war das Bild verschwunden. Er hatte es nicht ranholen wollen, es war automatisch geschehen. Dennis hatte nur an seine Mutter gedacht, aber sie war kein altes Weib und erst recht keine Hexe. Wieso sah er diese Bilder?
    Sie hatten ihn nicht mal erschreckt. Genau das war das Schlimme. Normaler weise hätte er sich vor ihnen fürchten müssen. Was war wirklich geschehen? Er hatte sich darüber gefreut und sie sogar angenommen. Das war einfach nicht zu fassen.
    Dennis Hirmer bewegte seinen Kopf. Er schaute nach rechts, dann nach links, auch wieder geradeaus, aber innerhalb des Wagens hatte sich nichts verändert. Alles sah so aus wie sonst. Nur das Brennen in seinem Innern war geblieben. Als wäre das Feuer, das er imaginär gesehen hatte, auf ihn übergesprungen.
    Dennis spürte den Druck. Er war überall an seinem Körper. Innen und auch außen. Böse Gedanken durchzuckten sein Gehirn. Er lachte über schreckliche Szenen, die sich in seiner Fantasie aufbauten.
    Immer wieder spielte das Kreuz eine Rolle. Aber das echte und nicht das, was er auf der Stirn trug.
    Er sah die alten Weiber aus einer Kirche rennen. Jede Frau hielt ein geraubtes Kreuz in der Hand. Mit dieser Beute liefen die Hexen in die dunkle Nacht hinein, die plötzlich vom feurigen Schein der brennenden Kreuze erhellt wurde. Wie von selbst hatten sie sich entzündet. Sie leuchteten wie Fanale, die schließlich durch die Luft wirbelten, als die alten Weiber sie wegschleuderten, als wären sie der letzte Dreck.
    Dennis lachte.
    Diese Fantasien machten ihm Spaß. Er saß am Tisch und konnte sie richtig auskosten. So konnte es seiner Meinung nach ruhig weitergehen. Damit hatte er keine Probleme.
    Plötzlich steckte wieder eine gewisse Freude in ihm. Aber es war eine andere als sonst. Es war die Freude der Hölle. Eine satanische Lust an der Zerstörung all dessen, was ihm bisher heilig gewesen war und vor dem er tiefen Respekt gezeigt hatte.
    Als er den Mund öffnete, drang ein Knurren hervor. Seine Augen bewegten sich. Sie wurden verdreht, und das Weiße trat hervor. Er riss den Mund auf, er begann zu lachen und lachte dabei wie ein kleines, böses Monster, das sich über eine Zerstörung freute.
    Speichel tropfte über seine Unterlippe und klatschte auf den Tisch. Hinter der Brille zeigten sich die Augen auch weiterhin verdreht. Er war so anders geworden, und auf seiner Stirn leuchtete das Kreuz in einem tiefen Blau.
    Mit einer heftigen Bewegung stand er auf. Sein Kopf flog zurück, dann schrie er die Decke des Wohnwagens an. Er riss die Arme hoch und bewegte zuckend die Finger, um das greifen zu können, was plötzlich in seinem Blickfeld erschienen war.
    Gesichter waren über ihm in der Decke zu sehen. Alte, aufgedunsene, blaubleiche Gesichter der Hexen, die auf ihn herabstarrten. Sie funkelten ihn aus ihren kalten Augen an, und manchmal nickten sie, als wollten sie bestätigen, wie toll er doch war.
    Dennis hatte schon beinahe einen steifen Nacken bekommen, als das Bild wieder verschwand. Die Decke sah aus wie immer, und ihm blieb nur die Erinnerung.
    Er fühlte sich nicht mehr fremd. Er war nicht mehr fremd. Die Weiber hatten ihn akzeptiert. Sie hatten ihn in ihren Kreis aufgenommen. Er führte jetzt ein neues und anderes Leben. Das eigentliche lag für ihn so weit zurück, dass er sich daran schon nicht mehr erinnerte und sich auch nicht erinnern wollte.
    Dennis saß noch immer am Tisch. Seine Lippen waren durch den Speichel sehr feucht und glatt geworden. Er wischte mit dem Ärmel darüber hinweg und hob dann die Hände an, um mit den Fingern den Umriss des Kreuzes auf seiner Stirn abtasten zu

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