Hexen-Horror
gedrungen.
»Das hier ist unser Ort, Söhnchen, und er wird auch bald dein Platz sein, das verspreche ich dir.«
Dennis spürte den Druck der Hände auf seinen Schultern. »Ja, das glaube ich.«
»Schau mal nach vom.«
»Und?«
»Siehst du das Holz, das bereits dort aufgeschichtet wurde?«
»Ja, das ist nicht zu übersehen.«
»Es ist die Nahrung für unser Feuer, Söhnchen. Für das Feuer der Nacht, das Teufelsfeuer...«
***
Wir standen uns gegenüber, und nichts war mehr wie sonst!
Die Geräusche, die Gerüche, die Stimmen, ja, der gesamte Markt – all das schien sich einfach aufgelöst zu haben und in eine andere Dimension transportiert worden zu sein.
Es gab nur sie und mich!
Welch eine Frau! Welch ein Unterschied. Nein, keine Vorurteile, aber diese Person schien eine Zeit oder eine Welt verlassen zu haben, in die ich nicht hineinpasste. Ich sah mich als den krassen Gegensatz zu ihr an, und ich wurde von ihr zudem als Feind angesehen.
Ja, ich war der Feind!
Sie brauchte nichts zu sagen, denn dieses Bild malte sich in ihren Augen ab, für den es nur einen Ausdruck gab.
Hass! Nur Hass!
Oder doch nicht nur? Kam da nicht noch etwas hinzu? Ein zweites Gefühl, das ich aus dem Blick herauslas? War es nicht so etwas wie Unsicherheit oder Angst, die in diesen Blicken lag? Schaute sie mich nicht auch an wie jemand, der ertappt oder bei etwas Verbotenem erwischt worden war?
Das konnte stimmen, aber ich war mir nicht hundertprozentig sicher, obwohl meine Gedanken schon in diese Richtung tendierten. Ich musste davon ausgehen, dass sie auf der anderen Seite stand, und sie hatte auch etwas mit dem Verschwinden des Dennis Hirmer zu tun, da brauchte ich mich nur an die Reaktion der Mutter zu erinnern.
Wie lange wir uns gegenüber gestanden hatten, ohne dass sich einer von uns bewegte, das wusste ich nicht. Die Zeit spielte in diesem Fall auch keine Rolle mehr. Sie war verronnen, sie lag irgendwo in einer anderen Tiefe begraben.
Der Ausdruck in den Augen änderte sich plötzlich. So etwas wie Entschlossenheit war darin für mich zu lesen. Genau diese Entschlossenheit setzte die Person augenblicklich um.
Sie ging einen Schritt zurück! Genau diese Bewegung war es, die den Spannungsbogen zwischen uns beiden löste. Ich nahm die Umgebung wieder auf. Der Markt erschien vor meinen Augen, der Lärm kehrte zurück, ebenso die Gerüche. Nur für kurze Zeit war ich praktisch ins Nichts entführt worden.
Auf keinen Fall sollte mir die Frau entkommen. Sie war der Weg zur Lösung des Falls. Sie wusste mehr über den verschwunden Dennis Hirmer. Da brauchte ich mir nur das Gespräch zwischen ihr und Frau Hirmer in Erinnerung zu rufen.
Ich versuchte es auf eine freundliche Art. »Wo wollen Sie hin? Bitte, sagen Sie es mir.«
Die Frau blieb tatsächlich stehen. »Was geht Sie das an?«
»Ich möchte nur mit Ihnen reden.«
Für einen Moment sah es so aus, als wollte sie zustimmen. Dann schüttelte sie heftig den Kopf. »Wir sind fremd. Wir kennen uns nicht. Was wollen Sie überhaupt? Ich will nicht mit Ihnen sprechen, verdammt noch mal. Haben Sie gehört?«
»Bitte, ich will Ihnen ja nichts.« Ich ging einen Schritt näher an sie heran. »Es geht mir einzig und allein um eine andere Person.« Wieder ging ich vor. »Es ist ein Junge, den wir suchen. Er heißt Dennis Hirmer. Sie haben soeben mit seiner Mutter gesprochen.«
Genau das hatte ich sagen müssen, um einen Beweis zu erhalten. Die Frau erschrak bis ins Mark. Sie wurde zur Statue, und ich hatte Zeit, die Umgebung zu beobachten.
Sehr verstohlen hatte sich mein Freund Suko hinter die Frau gestellt, wenn sie sich umdrehte und weglaufen wollte, dann würde sie genau in Suko’s Arme prallen.
Das passierte noch nicht. Die alte Frau, deren Körperumfang beträchtlich war, schüttelte den Kopf. Mit schnellen Worten stieß sie die Antwort hervor. »Ich weiß nichts über den Jungen. Ich...«
»Aber Sie haben mit seiner Mutter gesprochen.«
»Ist das verboten?«
»In diesem Fall ist jede Spur wichtig. Das müssen Sie verstehen. Der Junge ist nicht mehr aufgetaucht. Man macht sich Sorgen um ihn, und ich denke schon, dass Sie etwas damit zu tun haben.«
Wieder schaute sie mich so seltsam an. Wie jemand, der bei einem anderen etwas sucht. Sie wurde nervös. Erst jetzt sah sie, in welch einer Klemme sie steckte. Wahrscheinlich hatte sie bisher nur auf der Siegerstraße gestanden, das war vorbei. Der Ausdruck ihrer Augen wechselte. Ich sah die eisige Kälte darin, vom
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