Hexen-Horror
an Perger weitergegeben. Harry würde ihm schon die Wahrheit über uns sagen. Beim Telefonieren beobachtete ich Perger, der kaum etwas sagte. Wenn, dann fragte er, und seine Fragen hielt er möglichst knapp.
Ein gewisses Gebiet war abgesperrt worden, aber dahinter drängten sich die Zuschauer. Eine Leiche auf dem Weihnachtsmarkt war auch hier neu. Normalerweise kannte man die Bierleichen auf dem Oktoberfest. Doch jeder wollte irgendwie einen Blick auf die Tote erhaschen, die von einem Arzt untersucht wurde.
Perger reichte mir das Handy wieder zurück. »Der Kollege Stahl möchte Sie noch kurz sprechen.«
»Danke.«
»John?«
»Alles klar. Wir leben noch.«
»Gut. Ich habe Perger gesagt, was gesagt werden musste, und ich denke, dass du mit ihm Zusammenarbeiten kannst. Er ist jemand, der sich recht aufgeschlossen gezeigt hat. Das jedenfalls habe ich so empfunden.«
»Wäre nicht schlecht.«
»Ist beschissen gelaufen – oder?«
»Ja, mehr als das. Wir haben keine Spur des verschwundenen Jungen. Dafür aber eine Tote.«
»Wer war sie?«
»Sagen wir so. Sie war eine Hexe. Sie hat sich zu dem bekannt, was ihr die Hölle zu bieten hatte. Und sie brachte sich vor unseren Augen um, denn sie hat sich erwürgt.«
»Scheiße.«
»Das habe ich auch noch nicht erlebt. Egal, wir müssen weitermachen und den Jungen retten, sonst sieht es übel für ihn aus. Ich bin überzeugt, dass sie ihn sich als Opfer für die Hölle ausgesucht haben. Das hört sich zwar furchtbar an, aber es scheint zu stimmen. Dass wir diese Ada getroffen haben, kann man als Glücksfall betrachten. Sie hat mit der Mutter des Jungen gesprochen.«
»Was hat sie ihr gesagt?«
»Das wissen wir noch nicht. Trotzdem, Harry, wir machen weiter und werden dich auf dem Laufenden halten.«
»Darum bitte ich dich.«
Ich steckte mein Handy wieder weg. Hauptkommissar Perger stand mit Suko neben dem Van, der grün und weiß gestrichen war.
»Wir sollten uns in den Wagen setzen, Herr Sinclair, und dort miteinander reden.«
Dagegen hatte ich nichts einzuwenden. Die Tür schlossen wir nicht ganz, weil es im Fahrzeug doch recht warm war. Ich legte eine Kelle zur Seite, bevor ich meinen Platz einnahm.
»Herr Stahl hat mir einiges über Sie erzählt, meine Herren. Er ist zwar kein normaler Polizist, aber er steht auf der richtigen Seite. Gehört habe ich leider von Ihnen noch nichts, aber wie mir Kollege Stahl sagte, scheinen Sie schon ziemlich bekannt zu sein. Zumindest in Ihrem Land. Dort kümmern Sie sich um Fälle, bei denen die normalen Ermittlungsmethoden versagen, behaupte ich mal.«
»Ja.«
»Gut, Herr Sinclair. Ich sprach schon mit Ihrem Kollegen und weiß deshalb, warum der Weg Sie nach München geführt hat. Sie suchen einen verschwundenen Jungen, der Dennis Hirmer heißt. Ich habe mich bei den Kollegen erkundigt. Er wird tatsächlich gesucht. So weit ist mir alles klar, aber jetzt kommt diese Tote ins Spiel. Wie passt sie da hinein?«
»Sie war eine Hexe«, sagte Suko.
Er hatte sehr überzeugend gesprochen, und Kollege Perger gab zunächst keine Antwort.
Wir ließen ihn mit seinen Gedanken allein. Das Haar wuchs dicht auf seinem Kopf und besaß die gleiche Farbe wie der Oberlippenbart. Nach einer Weile räusperte er sich.
»Sie haben Schwierigkeiten mit dem Begriff Hexe?«, fragte ich.
»Ja, das habe ich. Nehmen Sie es mir nicht übel, aber die Hexen kenne ich aus Märchen oder aus alten Geschichten. Ich gebe zu, dass es Männer gibt, die Frauen als Hexen bezeichnen oder jetzt sogar als Luder, weil es gerade modern ist, aber was Sie mir von einer Hexe gesagt haben, das lässt mich schon aufhorchen.«
»Es stimmt leider.«
»Dann hat diese Hexe sich auch selbst umgebracht, wie mir Ihr Kollege mitteilte?«
»Richtig. Sie hat sich mit den eigenen Händen erwürgt.«
Perger pfiff durch die Zähne. »Dazu braucht es schon was – oder?«
»Und ob. Aber Sie hat es getan. Ich denke, dass es Ihr Arzt bestätigen wird.«
Perger nahm es hin. Dann fasste er zusammen. »Wenn ich das richtig sehe, gibt es die tote Frau und den verschwundenen Jungen. Und beide stehen in einem Zusammenhang. Ich gehe mal davon aus, dass die Frau gewusst hat, wo sich der Junge befindet.«
»Darauf können Sie sogar wetten, Kollege«, sagte Suko. »Aber ich nehme die Antwort auf Ihre nächste Frage schon vorweg. Sie hat uns nicht gesagt, wo Dennis Hirmer festgehalten wird. Und genau das ist unser Problem.«
»Dann gehören mehrere Personen zu ihr?«
»Ja.«
»Kann
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