Hexenblut
das heißt jetzt Haus Nagai.« Sie verschränkte die Finger mit Tommys.
Tommy lächelte seine Braut an. »Wir möchten unser Zuhause zu einer Zuflucht für alle machen, die sie brauchen. Eine Art sicheren Hafen für alle, die Magie praktizieren.«
»Und ihre Liebsten«, fügte Amanda betont hinzu.
»Das ist eine wunderbare Idee«, sagte Anne-Louise. »Ich hoffe, wir können hin und wieder auch eines unserer Mitglieder zu euch schicken.«
»Natürlich«, versicherte ihr Amanda.
»Aber erst in ein paar Monaten«, erklärte Tommy hastig. »Amanda und ich planen sehr lange, sehr private Flitterwochen.«
»Die habt ihr euch allerdings verdient«, sagte Anne-Louise. »Ich finde, ihr solltet das ganze erste Jahr eure Ruhe haben, damit ihr euch aneinander und an euer neues Leben gewöhnen könnt. Danach werdet ihr von mir hören.«
»Abgemacht«, sagte Amanda.
Während sich die anderen unterhielten, stand Richard ein wenig abseits und beobachtete sie. Alle hatten etwas oder jemanden. Alle außer ihm und Pablo.
Pablo wandte den Kopf und sah ihn an, dann stand er leise auf, kam zu ihm herüber und blieb neben ihm stehen. Richard musterte den Jungen. Er war so jung und hatte so viel verloren. Er würde jemanden brauchen, der sich um ihn kümmerte. Dass er Armand folgte und die Priesterschaft anstrebte, war nicht wahrscheinlich, und Nicole und Amanda hatten bereits alle Hände voll zu tun. Er lächelte in sich hinein. Sosehr er seine Töchter liebte, er hatte sich schon immer einen Sohn gewünscht - jemanden, mit dem er angeln gehen konnte.
»Kanada«, sagte er zu Pablo. »Da oben gibt es wunderschöne Landstriche, wild und unverdorben. Und ich kenne ein paar tolle Angelstellen.«
Pablo schlang die Arme um ihn, und Richard blutete das Herz für den Jungen. Keine richtige Familie, keine Chance, einfach nur ein Kind zu sein. Er würde dafür sorgen, dass sich das änderte. »Ich habe mir überlegt - natürlich nur, wenn du das möchtest -, dass ich es gern offiziell machen würde. Dich adoptieren, meine ich.«
»Werden wir oft angeln gehen?«, fragte Pablo ein wenig unsicher.
»Sooft du willst... mein Sohn.«
Und dann weinten sie beide.
Es war beinahe Zeit zu gehen. Holly spürte, wie die anderen Richter an ihrem Geist zupften. Jetzt erkannte sie, dass es ihr bestimmt gewesen war, hierher zurückzukommen und etwas zu verändern... zu begreifen, dass es eine höhere Macht gab als den Gehörnten Gott und die Göttin. Jetzt konnte sie dieser Einen Macht wahrhaftig als Oberste Richterin dienen, als Anführerin. Hatte sie wirklich vor knapp drei Jahren nicht einmal geahnt, dass sie eine Hexe war?
Sie streckte die Hand aus. Zwar konnte sie Jer nicht sehen, aber sie spürte seine Nähe. Die Berührung seiner Hand sandte ein köstliches Kribbeln durch ihren Körper. So viel Tod und Trauer. Aber jetzt waren sie zusammen, und im tiefsten Herzen war sie sich gewiss, dass es das alles wert gewesen war.
»Ich habe eine Menge gutzumachen - was war ich doch für ein Idiot«, flüsterte Jer ihr ins Ohr.
»Ja, allerdings«, entgegnete sie.
Er küsste sie, und das Versprechen in diesem Kuss entlockte ihr ein Seufzen.
Als Holly und Jer aufbrachen, sagten Nicole und Amanda ihnen Lebewohl. Nicole hatte einen Kloß im Hals, und Tränen brannten ihr in den Augen, aber sie wusste, dass es so am besten war. Und wenn Holly auf die Welt achtgab, würde sich vieles zum Guten wenden.
Als die beiden gegangen waren, trat Derek zu Amanda und Nicole und nahm sie beiseite. Er wollte unter sechs Augen mit ihnen sprechen.
»Geht es um das Testament?«, fragte Nicole argwöhnisch. »Denn wie du siehst, bin ich nicht tot.«
»Das warst du aber, streng genommen. Und Amanda ...«
Amanda schnaubte gereizt. »Ich habe ihr schon gesagt, dass ich diesen Familien-Findezauber benutzen musste, um Kontakt zu Holly aufzunehmen.«
Nicole lächelte. Verbündeter hin oder her, Amanda würde Derek nie leiden können. Vielleicht hatte es gar nichts damit zu tun, dass er ein Hexer war. Vielleicht hatte sie grundsätzlich etwas gegen Anwälte.
»Tja, was das angeht, muss ich tatsächlich etwas mit euch beiden besprechen.«
»Was denn?«, fragte Nicole.
Derek holte tief Luft. »Wenn man den Findezauber wirkt, sucht er nach Verwandten ... allen Verwandten.«
»Und?«, fragte Amanda.
Er hob leicht die Schultern, als wollte er sich für die Neuigkeit entschuldigen. »Es gibt noch mehr Cathers da draußen.«
Nicole wechselte einen verblüfften Blick mit ihrer
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