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Hexenblut

Hexenblut

Titel: Hexenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil White
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alle die Regeln. Meinen Sie, den Frauen liegt irgendwas an uns? Natürlich nicht. Die sehen in uns nur Muskelpakete. Etwas, das ihre Exmänner ihnen nicht bieten konnten. Sarah war genauso. Nach außen hin schüchtern und zurückhaltend, aber sobald man sie mit nach Hause genommen hat … na ja, den Rest können Sie sich bestimmt denken. Luke sagte, es war so, als würde man der Frau eine Maske abnehmen, wissen Sie? Als wäre der Engel in Wahrheit ein Teufel, der bloß ein weißes Kleid trägt und ein Paar Flügel hat.«
    »Dann gab es also andere Frauen?«
    »Luke sah gut aus, und es gab immer andere Frauen.«
    »War irgendeine besondere Frau darunter? Oder eine, der es nicht gefiel, dass sie bei ihm nicht landen konnte?«
    »Davon hat er nichts erzählt«, erklärte Callum. »Das waren Männergespräche, da ging es um die Eroberungen, nicht um die Niederlagen.«
    Ich machte ein paar Notizen, die so hingekritzelt waren, dass ich jetzt schon wusste, ich würde später Mühe haben, sie zu entziffern. Er hatte ein paar gute Sprüche von sich gegeben, aber ich fühlte mich allmählich unbehaglich. Laut Katie war es eine enge Beziehung, Lukes Freund bezeichnete sie als lose. Die beiden Schilderungen passten beim besten Willen nicht zusammen.
    »Hatte Luke ein aufbrausendes Temperament?«
    Callum reagierte überrascht auf die Frage. »Wie meinen Sie das?«
    »Ich habe nur überlegt, warum Sarah ihn erstechen sollte, wenn es alles nur so unverbindlich war. Vielleicht aus Notwehr?«
    »Nein«, gab der Mann verhalten zurück. »Luke war ein ziemlich relaxter Typ.«
    »Aber vielleicht hat ja etwas auf seine Laune gedrückt.«
    »Zum Beispiel?«
    Mir fiel sein plötzlich abweisend klingender Ton auf. Ich deutete auf Callums Arme, auf die Adern, die von den Ärmeln seines Polohemds fast erdrosselt wurden. »Sie arbeiten in einem Fitnessstudio, Sie wissen, was manche Leute für ihre Muskeln tun.«
    »Wollen Sie sagen, dass Luke irgendwelches Zeug geschluckt hat?«
    Ich legte den Kopf schräg. »Ich weiß es nicht, aber so wie Sie sieht man nicht aus, wenn man sich von Hühnchen und Nudeln ernährt.«
    Wut blitzte in seinen Augen auf, er schob den Unterkiefer vor.
    »Ein Steroid-Rausch«, legte ich nach, während ich versuchte, anhand seiner Reaktion die Antwort zu ergründen. »Vielleicht war es ja doch Notwehr.«
    Callum stand so abrupt auf, dass sein Stuhl bedenklich weit nach hinten kippte und ihm dann gegen die Beine stieß. »Werden Sie das schreiben?«, wollte er wissen.
    »Ich werde die Wahrheit schreiben.«
    »Das klingt aber nicht nach einem lobenden Nachruf.«
    »Sie haben mir nicht viel erzählt, was man loben könnte«, hielt ich dagegen.
    »Gehen Sie jetzt bitte«, forderte er mich mit leiser, bedrohlicher Stimme auf.
    »Wollen Sie weiter nichts mehr dazu sagen?«, fragte ich in der Hoffnung auf wenigstens noch ein gutes Zitat.
    Callum antwortete nicht, und wir wussten beide, dass das Interview damit beendet war. Ich dankte ihm für seine Zeit und ging zur Tür. Für einen Moment blieb ich stehen und überlegte, ob ich mich bei ihm entschuldigen sollte. Immerhin war sein bester Freund gestorben, und ich warf ihm Anschuldigungen an den Kopf, für die es keinen Beweis gab. Nach dem Verlust meiner Eltern wusste ich, wie tief Trauer sitzen konnte. Hatte ich meine Menschlichkeit verkauft, nur um ein zitierfähiges Statement zu bekommen? Ich drehte mich zu Callum um, doch sein feindseliger Blick verriet mir, dass jeder Versuch einer Entschuldigung sinnlos war.
    Als ich in meinen Wagen einstieg, warf ich den Notizblock auf den Beifahrersitz und fragte mich, ob ich wohl meine Zeit vergeudete. Sarah Goode war verschwunden, ihr Liebhaber war ermordet worden. Das klang alles recht schnörkellos. Wenn ich daraus was machen wollte, dann musste ich schon einen anderen Blickwinkel finden, der sich vom typischen Artikel über einen Mord unterschied.
    Doch irgendetwas war anders, das konnte ich spüren. Wenn Katie recht hatte, dann hatte Sarah Luke im Zorn erstochen, aus fehlgeleiteter Leidenschaft oder Ähnlichem. Falls aber Callum richtig lag, war es ein völlig grundloser Mord gewesen.
    Ich sah auf meine Armbanduhr und überlegte, was Laura wohl sagen würde, wenn sie wüsste, womit ich mich beschäftigte. Nein, ich wusste längst, was sie sagen würde. Der Streit an diesem Morgen war mir noch viel zu deutlich im Gedächtnis. Falls ich die Story schreiben sollte, dann wollte ich, dass Laura es von mir erfuhr.
    ***
    Laura McGanity

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