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Hexenblut

Hexenblut

Titel: Hexenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil White
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denken müssen, wie sie meine Hand berührt hatte, bevor ich gegangen war. Dann sah ich Laura in die Gasse einbiegen und zuckte unwillkürlich zusammen. War das mein schlechtes Gewissen? Oder war es etwas viel Besseres? Vielleicht die Freude, die ich früher verspürt hatte, wenn ich Laura sah und das Gefühl bekam, dass ich mehr Glück hatte, als mir eigentlich zustand?
    Sie warf einen flüchtigen Blick die Straße entlang und winkte, als sie bemerkte, dass ich aus dem Fenster in ihre Richtung sah. Ich bestellte noch einen Cappuccino, und als sich Laura zu mir setzte, strich ich mit den Fingern über ihren Handrücken, so als würden wir etwas Zeit nur für uns abzweigen.
    »Das wegen heute Morgen tut mir leid«, sagte ich leise.
    Laura zog ihre Hand weg. »Versuchst du mich im Voraus zu beschwichtigen, weil du mir was erzählen möchtest, was ich nicht hören will?«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    Sie seufzte und lächelte mich dann an. »Ich liebe dich bis zum Umfallen, Jack Garrett. Aber wenn du dich mit mir treffen musst, und es hat etwas mit der Arbeit zu tun, dann kann ich nicht anders, als mir Sorgen zu machen.«
    Wieder griff ich nach ihrer Hand, diesmal zog sie sie nicht zurück, stattdessen legte sie ihre Finger um meine. Sie fühlten sich anders an als Katies. Irgendwie älter. Die Haut war trocken, auf dem Handrücken zeichneten sich die Adern ab.
    »Ich war heute Morgen bei Sam Nixon.«
    »Ich weiß. Red weiter«, forderte sie mich auf.
    »Er wollte, dass ich jemanden kennenlerne. Genau genommen zwei Leute.« Ich machte eine kurze Pause, um sicherzugehen, Lauras Reaktion richtig einschätzen zu können. »Es handelte sich um die Eltern von Sarah Goode.«
    Erst zeigte Laura keine Regung, dann machte sie große Augen. »Die Lehrerin, die wegen Mordes gesucht wird?«
    Ich nickte bedächtig.
    »Jack, was hast du vor?«
    »Gar nichts, darum erzähle ich dir ja davon.«
    »Was wollten sie?«
    »Am liebsten die Zeit zurückdrehen und alles ungeschehen machen«, antwortete ich. »Aber weil sie das nicht können, möchten sie, dass ich nach ihrer Tochter suche.«
    »Wieso? Meinen sie, sie ist unschuldig?«
    »Das weiß ich nicht. Vielleicht wollen sie sie auch nur von einer Dummheit abhalten.«
    »Aber warum gerade du?«
    Ich lächelte schwach. »Weil ich weniger koste als ein Privatdetektiv. Wenn da eine Story drinsteckt, erledige ich die Recherche. Die beiden wollen nur ihre Tochter zurück.«
    »Und wieso wenden sie sich dann an Sam Nixon?«
    Darauf erwiderte ich nichts, weil ich wusste, Laura würde genauso schnell dahinterkommen wie ich.
    »Sie wollen sie finden, damit sie sie zu ihren Bedingungen der Polizei übergeben können«, sagte sie schließlich. »Sie wollen sichergehen, dass ihre Schilderungen sich miteinander decken.«
    »Kann sein, ich weiß es nicht«, entgegnete ich. »Aber sie wissen, dass Sarah in Schwierigkeiten steckt, darum haben sie sich zuerst an einen Anwalt gewandt.«
    »Und warum erzählst du mir das?« Wieder entzog sie ihre Finger meinem Griff.
    »Stimmt etwas nicht?«, fragte ich.
    Laura starrte sekundenlang in ihre Kaffeetasse. »Ich lasse meine Karriere ruhen, damit Bobby bei uns bleiben kann. Wenn es sein muss, werde ich für ihn sogar meine Karriere opfern. Aber du … du kannst nicht mal eine einzige Story opfern.«
    »Das stimmt nicht«, protestierte ich. »Den Streit um das Sorgerecht wird das nicht berühren, weil die Story noch lange nicht gedruckt werden wird. Das geht frühestens, wenn sie verurteilt worden ist.«
    »Wenn diese Sache das Verfahren um Bobby nicht berührt, warum erzählst du mir dann überhaupt davon?«, wollte sie wissen.
    »Aus einem einfachen Grund: Wenn ich dabei von irgendjemandem benutzt werde, dann hat ein anderer die Kontrolle über das, was geschieht, und das gefällt mir nicht. Ich erzähle es dir, damit du der Mordkommission mitteilen kannst, was ich mache. Dass es ihnen nicht in den Kram passen wird, kann ich mir gut vorstellen, aber wenn ich vor ihnen herausfinde, wo sie ist, werde ich es ihnen sagen.«
    Laura verschränkte die Arme vor der Brust. »Hast du schon jemanden von dieser Mordkommission kennengelernt?« Als ich den Kopf schüttelte, fuhr sie fort: »Seit Lukes Leichnam gefunden wurde, stolzieren die nur noch mit geschwellter Brust durchs Haus. Wir sind ja nur die Kleinstadt-Bullen, die mit einem solchen Fall überfordert sind und darauf warten, vom wunderbaren Hauptquartier gerettet zu werden. Und du bist sogar noch schlimmer,

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