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Hexenblut

Hexenblut

Titel: Hexenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil White
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weil du damit eigentlich gar nichts zu tun hast. Wenn du ihnen in die Quere kommst, wirst du sie nur gegen dich aufbringen.«
    »Du klingst nicht erfreut über ihren Einsatz«, stellte ich verwundert fest.
    Laura seufzte. »Mir ist nur langweilig, Jack. Ich bin nicht zur Polizei gegangen, um Gefangene zu befragen, sondern um Verbrechen aufzuklären, so kitschig das auch klingen mag.«
    »Dann hast du ja vielleicht eine Vorstellung davon, wie es mir ergeht.«
    Ihr Gesicht nahm einen sanfteren Zug an, sie hielt meine Finger wieder fester umschlossen.
    »Der Richter wird Geoff nicht das Sorgerecht für Bobby geben, nur weil du in deinem Beruf gut bist«, betonte ich.
    Tränen stiegen ihr in die Augen, und sie musste erst einmal tief durchatmen. »Wir haben das Ganze schon hundertmal durchgekaut«, sagte sie. »Und ich weiß auch, dass es vor einem Gericht keine hundertprozentige Gewissheit gibt.«
    Als ich nichts erwiderte, fügte sie hinzu: »Du wirst dich mit dem Fall befassen, oder?«
    »Ich finde, er ist es wert, dass ich wenigstens einen Blick darauf wage.«
    Ein paar Sekunden lang dachte sie darüber nach, dann stand sie auf und erklärte: »Ich muss mich wieder um meine Arbeit kümmern.«
    »Laura?«
    »Tu, was du nicht lassen kannst, Jack«, gab sie erschöpft zurück. »Das machst du sowieso immer.«
    Mit diesen Worten verließ sie das Lokal. Als ich mich umdrehte, bemerkte ich, dass der Kellner mich ansah und mit den Schultern zuckte. Ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte, stattdessen schaute ich Laura nach, wie sie mit gesenktem Kopf davoneilte.

12
    S arah kniete auf dem Boden, die Hände hielt sie weiter fest auf die Ohren gedrückt. Der tiefe Bass der Herzschläge aus den Lautsprechern verursachte ihr Schwindelgefühle, ihr eigenes Herz drohte immer wieder aus dem Takt zu geraten. Dann auf einmal verstummte der Lärm.
    Einen Moment lang hielt sie inne und genoss die Stille, aber dann hörte sie, wie der Riegel zurückgeschoben wurde, und sie rutschte nach hinten, bis sie die Wand im Rücken spürte.
    Gemächlich betrat der Mann die Zelle, seine schwarze Kapuze war vor der Deckenbeleuchtung nur als Silhouette zu erkennen. Für einen Augenblick konnte sie an ihm vorbei die offene Tür sehen, den Weg nach draußen, doch er kam näher und nahm ihr die Sicht. Gleichzeitig war der Raum von den rasselnden Atemzügen erfüllt, die durch die Kapuze drangen.
    Er rührte sich nicht, sondern stand nur da und musterte sie.
    Sarah dachte an ihre Eltern und merkte, dass ihr die Tränen kamen. Sie atmete tief durch, um sie zurückzuhalten, und fragte: »Was soll ich tun?« Als er nicht sofort antwortete, fügte sie hinzu: »Ich tue, was Sie wollen, wenn Sie mich gehen lassen.« Ihre Stimme versagte, als sie ihn anflehte, und eine Träne lief ihr über die Wange.
    »Zieh dich aus«, forderte er sie mit einer tiefen, gedämpften Stimme auf.
    Sie schloss die Augen und griff nach dem offenen Kragen ihres Hemds, um ihn zurechtzuziehen. Das war es also. Nur darum ging es bei dem Ganzen. Mach einfach nur die Augen zu, sagte sie sich. Denk nicht drüber nach. Gib ihm, was er haben will, und dann verschwinde von hier. Sie begann zu zittern, ihr Kinn bebte, und ihr liefen weitere Tränen über die Wangen. Abermals atmete sie tief durch und schüttelte den Kopf, während sie versuchte, irgendwie ihren Mut zusammenzunehmen.
    Er machte einen Schritt auf sie zu, sie konnte nicht ausweichen, da sie die Wand im Rücken hatte.
    »Warum tun Sie mir das an?«, brüllte sie ihn an.
    Er kam noch etwas näher, sodass ihr der intensive, stechende Geruch nach Zigaretten in die Nase stieg. Sie senkte ihren Blick und fasste nach dem obersten Knopf des Herrenhemds, das sie trug.
    »Tun Sie mir nicht weh«, schrie sie und begann hemmungslos zu schluchzen. Mit zitternden Fingern öffnete sie den Knopf, der Stoff rutschte zu den Seiten weg. Es war Lukes Hemd, nach dem sie gegriffen hatte und das ihr viel zu weit war. Sie nahm sich den nächsten Knopf vor und spürte die Kälte der Zelle auf ihren Brüsten. Sie stand halb ausgezogen vor dem Mann, sie hatte eine Gänsehaut, und sie nahm wahr, dass er nach Öl und Schweiß roch.
    Sarah stieß einen spitzen Schrei aus, als er ihr Kinn packte und sie zwang, ihn anzuschauen. Sie sah nur den schwarzen Stoff vor seinem Gesicht, der sich nun schneller hin und her bewegte, da seine Atemzüge sich beschleunigten.
    Mit rauen, trockenen Fingern griff er nach dem nächsten Knopf. Auf ihrem Dekolleté

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