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Hexenblut

Hexenblut

Titel: Hexenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil White
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hatte, überwog ihr Mitgefühl.
    »Ich kümmere mich um was zu trinken«, sagte sie.
    Ich deutete auf das Zweisitzersofa. »Mach es dir bequem.« Dann folgte ich Laura in die Küche, wo sie mir zuflüsterte: »Was zum Teufel ist passiert?«
    »Sieht so aus, als ob Sarah Goode wieder einen Brief geschickt hat«, antwortete ich und hielt das Blatt hoch.
    Laura sah auf das Papier, dann zu mir und riss die Augen auf. »Du hältst etwas in der Hand, das von einer Mordverdächtigen stammt. Das kannst du nicht behalten!«
    Ich nickte. »Das weiß ich. Sieht ganz so aus, als müsste ich mich wieder mit meinen Freunden von der Mordkommission zusammensetzen.«
    »Und was ist mit den forensischen Spuren?«, fragte sie nach einer kurzen Pause.
    »Darum habe ich das Blatt nicht auseinandergefaltet.« Ich wies Laura darauf hin, dass ich es nur an einer Ecke festhielt. »Hast du irgendwas, womit ich das hinkriege, ohne das Papier anzufassen?«
    Sie überlegte kurz.
    »Ich muss wissen, was Sarah geschrieben hat«, sagte ich und sah sie bittend an.
    »Warte hier.« Sie verließ die Küche und kehrte mit einer Pinzette zurück.
    Ich ging ins Wohnzimmer, dicht gefolgt von Laura. Ich legte das Blatt auf den Tisch, Laura stellte Katie eine Tasse mit heißem Kakao hin.
    Katie lächelte dankbar und legte die Hände um die Tasse. Sie musste eine Weile draußen gewartet haben, da sie durchgefroren wirkte.
    Ich hielt das Papier über ein Stück Alufolie, falls etwas herausfallen sollte, und faltete es mithilfe der Pinzette behutsam auseinander. Plötzlich überkam mich Begeisterung – oder war es Nervosität? –, da ich nun nahezu sicher war, dass ich auf eine gute Story gestoßen war, nachdem ich monatelang nur Kleinkram aus den Gerichtssälen berichtet hatte. Katie schien meine Begeisterung nicht zu teilen. Sie wirkte verwundbar, verletzt, einsam.
    Ich begann zu lesen.
     
    Es weilt niemand unter den Lebenden, der unwilliger ist, dieses traurige und schwerwiegende Urteil zu verkünden, als ich selbst. Aber das Blut dieses unschuldigen Kinds, das ich auf so grausame und barbarische Weise ermordet habe, hat zu dieser Zeit dieses schwerwiegende Urteil über mich gebracht.
    Sarah
    Ich bekam eine Gänsehaut. Die Zeilen schienen das Offensichtliche zu bestätigen, dass Sarah den Verstand verloren und Luke getötet hatte – doch gerade dieses Offensichtliche erschien mir so unfassbar.
    Als ich Katie ansah, brach sie in Tränen aus. »Was hat das alles zu bedeuten?«, schluchzte sie.
    Laura setzte sich zu ihr und legte tröstend einen Arm um Katies Schultern, auch wenn ihre Augen eine gewisse Skepsis verrieten.
    »Ist schon gut«, sagte Laura besänftigend. »Wir bringen den Brief morgen zur Polizei.«
    Ich las den Brief noch einmal und suchte nach einer verborgenen Botschaft, doch mir sprang nichts ins Auge. »Was das bedeuten soll, weiß ich auch nicht«, beantwortete ich Katies Frage. »Warum diese mysteriösen Texte?«
    Wieder betrachtete ich die Zeilen. Meinte Sarah mit den Worten › das Blut dieses unschuldigen Kinds‹ Luke? War er für sie ein Kind gewesen, über das sie die Kontrolle hatte? Oder zumindest zu haben glaubte? Oder war Sarah selbst das Kind, und sie beschrieb damit den inneren Kampf zwischen ihrer guten und ihrer dunklen Seite?
    Aber sie schrieb auch: › das ich auf so grausame und barbarische Weise ermordet habe‹ .Das ließ nicht so viele unterschiedliche Deutungsweisen zu.
    Die Wortwahl verwirrte mich. Versuchte sie, auf Unzurechnungsfähigkeit zu plädieren? Wenn Sarah diese Briefe geschrieben hatte, war ihr dann klar geworden, dass sie etwas Schreckliches getan hatte und dafür den Tod verdiente? › Es weilt niemand unter den Lebenden, der unwilliger ist, dieses traurige und schwerwiegende Urteil zu verkünden, als ich selbst. ‹
    Ich zupfte an meiner Lippe und überlegte, ob ich wohl zu viel in diese Zeilen hineininterpretierte. Dennoch mussten die Worte wichtig sein, warum sonst hatte sie diese Zeilen so rätselhaft formulieren sollen?
    Seufzend fuhr ich mir durchs Haar. Ich war verwirrt, aber zugleich wurde mir klar, dass die Story immer vielversprechender wurde.
    »Und?«, fragte Katie schließlich. »Was hältst du von diesen Zeilen?«
    Ich war mir nicht so sicher, was ich davon hielt. »Es liest sich zwar wie ein Geständnis, aber auf eine so seltsame Art, dass ich mich frage, ob etwas anderes dahintersteckt.«
    »Was denn? Vielleicht ein Hinweis darauf, wo sie sich befindet?«, fragte sie begeistert.

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