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Hexenblut

Hexenblut

Titel: Hexenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil White
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Frau, die die Trommel geschlagen hatte.
    »Sie war heute Mittag auch hier, zusammen mit der da hinten.« Ich deutete auf eine andere Frau.
    »Isla Marsden«, flüsterte er mir zu.
    Wir verstummten, da Olwen sein Messer wieder in die Höhe hielt.
    »Ich bringe Licht und Feuer«, rief er mit dröhnender Stimme. »Es bringt den Hauch des Lebens.«
    Abigail griff nach zwei kleinen Schüsseln und trug sie zu ihm, um sie ihm mit ausgestreckten Armen hinzuhalten. Olwen tauchte die Klinge in eine Schüssel, sodass die Spitze mit weißem Pulver bedeckt war. »Wollen wir uns läutern«, erklärte er mit tiefer Stimme. »Reinigen wir unseren Geist und unseren Körper mit diesem Salz, während wir uns ganz dem Gott und der Göttin hingeben.« Seine Rufe gingen in einen monotonen Singsang über, während er das Salz in die andere Schüssel gab und mit dem Messer umrührte. »Auf dass das heilige Salz alle Unreinheiten aus diesem Wasser austreibt, damit wir es bei unseren Riten verwenden können.«
    Olwen ging um den Kreis herum, gefolgt von der humpelnden Abigail, die die beiden Schüsseln vor sich hertrug. Wiederholt blieb er stehen, tauchte die Klinge ein und spritzte das Wasser auf die Linien des Sterns. »Ich weihe euch im Namen des Gottes und der Göttin«, rief er dabei, »und heiße euch in diesem Tempel willkommen.«
    Nachdem er das Pentagramm einmal umrundet hatte, stellte Abigail die Schüsseln weg und griff wieder nach ihrer Trommel, um den gleichen monotonen Takt zu schlagen wie zuvor. Alle fassten sich an den Händen und gingen um den Kreis herum.
    »Das ist ein Hexenzirkel, nicht wahr?«, fragte ich.
    »Ich glaube, ja«, sagte Lucas.
    »Im Namen des Gottes und der Göttin weihe ich euch, die ihr anwesend seid«, sang Olwen weiter, »und heiße euch hier in Ihrem Tempel willkommen.«
    »Heil der Luft, dem Feuer, dem Wasser und der Erde«, erwiderten alle im gleichen Ton.
    »Wir heißen den Lord und die Lady willkommen«, rief Olwen noch lauter. »Heil Ihnen.«
    »Heil Ihnen«, wiederholten die anderen.
    »Lasst niemand den Tempel verlassen, bis er rein ist. So sei es.«
    »So sei es«, kam die gemeinschaftliche Antwort, die zwar leise gesprochen wurde, aber dennoch die Luft in der Scheune vibrieren ließ.
    Alle verstummten und hielten ihre Kerzen, deren Flammen Schatten über ihre Gesichter zucken ließen, mit ausgestreckten Armen vor sich. Es erstaunte mich, wie normal das Ganze wirkte, so, als würden sich diese Männer und Frauen lediglich verkleiden und herkommen, um in dieser Scheune irgendwelche Spielchen zu spielen. Alle Blicke waren auf Olwen gerichtet, der mit sichtlichem Vergnügen an diesem Schauspiel in die Runde schaute.
    »Betet für Harmonie, die in unseren Reihen fehlt«, sagte er deutlich leiser. »Schützt sie und lasst alle Liebe finden, die vor uns gelitten haben. Lasst niemanden einsam sein, der fern von seiner Familienlinie ist.«
    »Lasst die Menschen kommen«, riefen alle, die ihren Text und ihren Einsatz genau kannten.
    Wieder schaute Olwen von einem zum anderen, während er das Messer hoch erhoben hielt.
    »Ist einem von euch jemand aus der Familienlinie bekannt, der Zutritt begehrt?«, fragte er mit getragener Stimme und ließ eine dramatische Pause folgen, die meiner Einschätzung nach genauso wie alles andere hier Teil einer Zeremonie war, wie sie im Wicca-Kult vollzogen wird.
    »Ich kenne jemanden«, meldete sich ein junger Mann um die zwanzig zu Wort.
    »Wen bringst du?«, fragte Olwen.
    »Sie wartet draußen.«
    »Kannst du für sie bürgen?«
    »Das kann ich«, erwiderte der junge Mann, »denn ich bin ihr Lehrer, und ich habe sie in der Kunst unterwiesen. Nun begehrt sie Einlass.«
    »Kann sie zu uns gebracht werden?«
    »Ja, das kann sie.«
    Olwen streckte die Arme aus. »Dann soll es geschehen.«
    Mit langsamen, bedächtigen Bewegungen öffnete der junge Mann das Scheunentor. Keiner der Anwesenden drehte sich um, gleichzeitig wurde wieder der langsame Takt auf der Trommel geschlagen.
    Eine junge Frau Anfang zwanzig in einem langen Gewand trat ein, von großer, eleganter Statur, mit kurzen blonden Haaren. Wie alle anderen hier war sie barfuß. Sie wurde von dem jungen Mann geführt und hielt die Hände ausgestreckt. Am Rand des Pentagramms angelangt, blieb sie stehen, während Olwen um den Kreis herum zu ihr ging. Als er sie erreicht hatte, drehte er sich so, dass er in die Kreismitte blickte. Mit dem Messer schnitt er ein paarmal durch die Luft, als würde er eine Öffnung entstehen

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