Hexenblut
lassen, dann trat er in den Kreis, wandte sich um und nahm die junge Frau bei den Händen. »Komm mit mir«, sagte er leise.
Sie trat in den Kreis und ging bis in die Mitte des Pentagramms, wo sie die Arme sinken ließ und sich vor Olwen hinstellte.
»Sieht aus wie ein Einführungsritual«, sagte ich.
»Oder wie eine Opferung«, gab Lucas zurück.
Olwen schaute die anderen Beteiligten an, dann widmete er sich wieder der jungen Frau. »Warum bist du hergekommen?«, fragte er.
»Um den Gott und die Göttin anzubeten und um das gemeinsam mit den Brüdern und Schwestern meiner Familienlinie zu tun«, antwortete sie schüchtern und mit Nervosität in der Stimme.
»Wen hast du mitgebracht?«
»Nur mein wahres Selbst.«
Olwen nickte ernst.
»Wünschst du, das Leben, wie du es bislang gekannt hast, zu beenden?« Er sprach diese Worte ruhig aus, und ich merkte, wie sich Lucas neben mir anspannte.
»Sie könnten recht haben«, flüsterte ich, ohne es ganz ernst zu meinen.
»Vielleicht ist es nur symbolisch gemeint«, kam seine Antwort, die unüberhörbar unruhig klang.
Auf der Trommel wurde ein schnellerer Rhythmus geschlagen. Olwen trat vor und hielt das Messer an den Kopf der Frau. Ich spürte, wie Lucas sich vorbeugte und seine Finger in meiner Schulter vergrub.
Der Mann schnitt eine Strähne vom Haar der Frau ab und warf sie in die Kerze gleich hinter ihm. Die Haare wurden von einer Flamme verzehrt, die gleich wieder erlosch.
Dann fasste Olwen nach dem Gewand der Frau und zog den Stoff zu sich. Die Frau schluckte vor Schreck, die Trommel wurde noch schneller geschlagen, bis sie eins war mit meinem rasenden Herzschlag.
Langsam hob Olwen das Messer hoch und schaute die Umstehenden an, dann ließ er es nach unten fahren, sodass sich die Klinge in den Stoff schnitt. Die Frau zuckte zusammen, und als sie sich bewegte, rutschte ihr das Gewand von den Schultern. Ich sah, dass sie darunter nackt war. Einen Moment lang kniff sie die Augen zu. Ihre Wangen wurden rot, und ein Zittern ging durch ihren Körper.
Sie ließ den Kopf sinken, doch der junge Mann, der sie hergebracht hatte, stellte sich hinter sie und legte ihr eine Augenbinde um, die er festzurrte, ehe er ihren Kopf ruckartig nach hinten zog.
Wieder musste die Frau schlucken.
»Das sieht nicht gut aus«, sagte ich zu Lucas, der nur angestrengt atmete.
Der junge Mann nahm einen ihrer Arme und drehte ihn ihr auf den Rücken, dann ließ er sich von Olwen ein dünnes Seil reichen, das er um ihre Handgelenke schlang und dann einmal um ihren Hals führte und verknotete. Auf diese Weise konnte die Frau nicht die Arme bewegen, ohne dabei ihren Kopf nach hinten zu ziehen.
Ein weiteres Zittern ging durch ihren Körper.
Olwen schien es überhaupt nicht eilig zu haben. Sein Blick war auf das Gesicht der Frau gerichtet, fokussierte sie, die Spitze der Messerklinge ruhte auf ihrem Schamhaar. Ich sah, wie sie den Mund aufmachte und ihre Wangen sich noch stärker röteten.
Lucas Finger bohrten sich tiefer in meine Schulter, da er sich vorbeugte. Ich merkte, wie er sich an mir vorbeizuzwängen versuchte, während der Takt auf der Trommel noch etwas lauter geschlagen wurde und sich alle leicht hin- und herbewegten.
Olwen zog die Klinge über den Körper der Frau und hinterließ auf der Haut eine feine rote Linie, die bis zu ihrer rechten Brust reichte, dann ließ er das Messer weiter zu ihrer linken Brust wandern, diesmal ohne ihre Haut aufzuritzen. Ich glaubte zu erkennen, dass die Haut trotz der Kälte von einem dünnen Schweißfilm bedeckt war.
Die Klinge ruhte auf ihrer linken Brust, dann ließ Olwen sie nach unten wandern, sodass ein Dreieck entstanden war. Wieder schluckte die Frau, und ich konnte sehen, dass Schweißperlen nun auch ihre Stirn bedeckten. Am Endpunkt des Dreiecks angekommen, nahm Olwen das Messer weg und legte eine Hand auf ihre Schulter, wobei er genügend Druck ausübte, dass sie verstand, sie solle sich hinknien. Also fiel sie auf die Knie, weiterhin so gefesselt, dass sie ihre Arme nicht bewegen konnte.
Ich hörte nur noch Lucas’ schnaufenden Atem, da er mit jeder Sekunde angespannter wurde und auf dem Sprung war, um diesem Treiben ein Ende zu setzen. Ich legte eine Hand auf seinen Arm, um ihn daran zu erinnern, dass wir in unserem Versteck bleiben mussten. Ich wusste nicht, was geschehen würde. Vielleicht schwebte die Frau ja wirklich in Gefahr, aber ich wollte allein schon für meine Story sehen, wie es ausging.
Olwen legte den Kopf in
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