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Hexenblut

Hexenblut

Titel: Hexenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil White
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Verbindung weiß ich seit gestern. Wieso?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nicht so wichtig.«
    Ich betrachtete den Stammbaum. Irgendetwas war ihm dort ins Auge gesprungen. »Was ist Ihnen aufgefallen?«, fragte ich. Da ich ihm anmerken konnte, dass er mit sich rang, was er sagen sollte, griff ich zu meiner üblichen Drohung. »Wenn Sie’s mir nicht sagen, werde ich das abdrucken lassen, was ich bislang weiß. Wenn es noch mehr gibt, dann sagen Sie es mir, und ich halte den Artikel noch zurück.«
    Abermals schaute er auf den Stammbaum, dann fragte er: »Würde dieser Stammbaum in dem Artikel auftauchen?«
    »Ja, auf jeden Fall«, erwiderte ich.
    »Dieses Symbol kenne ich«, sagte er und tippte auf die Oberkante des Ausdrucks. »Hier in der Gegend werden Leute mit Sprengladungen angegriffen. Bislang waren es drei, zum Glück sind noch keine Menschen ernsthaft zu Schaden gekommen, aber die Katze einer alten Dame wurde von einer dieser Sprengladungen zerfetzt. Die Frau trägt dieses Symbol als Ring an ihrem Finger, und in ihrem Haus ist es ebenfalls zu finden. Und das gilt auch für eines der anderen Opfer.«
    Ich stieß einen leisen Pfiff aus. »Hier läuft irgendetwas ganz Eigenartiges ab.«
    »Und das ist noch nicht alles«, gab er zurück.
    »Was gibt es noch?«, hakte ich nach.
    Er zeigte auf den Stammbaum. »Susan Lloyd. Sie war das erste Opfer dieser Sprengladungen.«
    Unwillkürlich machte ich den Mund auf, aber ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
    »Vielleicht hat es auch gar nichts zu bedeuten«, meinte er seufzend. »Die meisten Leute hier behaupten, dass sie von Hexen abstammen – ob von Anne Whittle, Alice Nutter oder sogar von Old Demdike. Ich glaube, viele von denen könnten keinen Beweis dafür erbringen, aber ich schätze, in den Adern der meisten Leute hier in den Dörfern fließt zumindest ein bisschen Pendle-Hexen-Blut.«
    Er versuchte, meine Entdeckung herunterzuspielen, als ob die Verbindung zu den Hexen für ihn gar nicht so überraschend sei. Konnte ich ihm vertrauen?
    »Und was ist mit ihr?« Ich deutete auf den Namen Rebecca Nurse, die tot am Sabden Brook aufgefunden worden war.
    Er überlegte einen Moment lang, dann erinnerte er sich an den Fall. »Ach, deshalb sind Sie hier unterwegs.«
    »Haben Sie mich die ganze Zeit über beobachtet?«
    Als Antwort kam nur ein Lächeln, das erste, seit er mich an der Scheune überrumpelt hatte.
    »Oder mit ihr?« Ich zeigte auf den zweiten Namen, der mich zum Pendle geführt hatte. »April Mather?«
    Er nickte. »Ein Selbstmord. Sie hat sich am Blacko Tower erhängt.« Er hielt das Blatt hoch. »Kann ich mir das ausborgen?«
    Ich war einverstanden und erklärte auf seine Frage hin, dass ich in der Dunkelheit zur Scheune zurückkehren wollte.
    »Das würde ich nicht tun«, riet er mir ab.
    »Wieso nicht?«
    Dann lächelte er wieder, diesmal jedoch auf eine sympathische, spitzbübische Art. »Weil es da nicht viele Verstecke gibt. Und weil ich vor Ihnen da sein werde.«

53
    U m kurz nach sechs war ich zurück an der Scheune. Die Sonne verschwand eben hinter dem Horizont, und Dunkelheit legte sich über die Felder ringsum. Ich war ganz in Schwarz gekleidet. Laura hatte über mich gelacht, als ich ihr sagte, was ich vorhatte, und meinte, ich sei schon zu alt, um noch Geheimagent zu spielen.
    Aber ich wusste, ich war so gut wie unsichtbar, als ich mich zu dem Fenster begab, aus dem ich am Mittag geklettert war. Ich lauschte aufmerksam, konnte aber keine Geräusche ausmachen, die auf menschliche Aktivitäten hindeuteten. Nur das Knarzen von einigen Ästen war zu hören, und der Wind trug das Plätschern des Sabden Brook bis zu mir. Ein friedlicher, außerordentlich ruhiger Oktoberabend. Ich schob die Bretter zur Seite und stieg durch das Fenster in die Scheune ein.
    Dort verharrte ich einen Moment lang in hockender Haltung, horchte, ob ich etwas Verdächtiges hören konnte, und wartete, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Ich war offenbar allein – das dachte ich jedenfalls. Doch dann vernahm ich ein leises Geräusch und zuckte zusammen, als ich plötzlich eine Hand auf meiner Schulter spürte.
    »Ich sagte doch, ich werde vor Ihnen hier sein«, flüsterte mir eine Stimme ins Ohr.
    »Guten Abend, Inspector«, erwiderte ich leise und hätte vor Erleichterung fast aufgelacht. »Rührt sich an der Front schon irgendwas?«
    »Bislang nicht«, antwortete er. »An die Wand da drüben steht eine alte Tür gelehnt, hinter der ich in Position

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