Hexenbräute
würde und wollte deshalb nicht mit der Kirche ins Dorf fallen.
»Sie wissen, was passiert ist, Mr. Mardy?«
Er wischte über seine Lippen. Eine andere Antwort gab er mir nicht.
»Sie haben sich selbst umbringen wollen, Herr Pfarrer. Die Schlinge lag bereits um Ihren Hals. Sie sind auch gesprungen. Wir haben Sie im letzten Moment retten können. Warum haben Sie das getan? Können Sie uns das sagen? Was hat Sie angetrieben?«
Er konnte mir folgen, das bewies seine nächste Antwort. »Ich musste es tun«, flüsterte er. »Ja, ich musste es einfach tun. Es ging kein Weg daran vorbei.«
»Hat man es Ihnen befohlen?«
Er schaute mich an, ohne etwas zu sagen. Nur sein Blick flackerte.
»Bitte. Erinnern Sie sich nicht?«
»Weiß nichts.«
»Aber Sie erhielten Besuch, nicht wahr?«
Jetzt senkte er den Blick und deutete so etwas wie ein Nicken an.
»Waren es zwei Frauen?«
»Ich glaube.«
Ich freute mich über meinen ersten Erfolg. »Hießen sie vielleicht Abigail und Liz?«
Er schwieg.
Ich wiederholte die Frage.
Der Pfarrer senkte den Kopf und schluckte. Dann hörte ich ihn stöhnend atmen. Eine weitere Reaktion erfolgte nicht, aber ich gab nicht auf.
»Sie waren hier, nicht wahr? Sie haben Sie besucht, und Sie konnten sich nicht wehren. Sie haben Ihnen etwas von ihrem Leben erzählt und Ihnen klar gemacht, dass Sie das falsche führen. Und sie haben es geschafft, Sie durch ihre Kraft oder ihren Blick zu bannen, sodass Sie all das vergaßen, das für Sie mal wertvoll gewesen ist und für das Sie gelebt haben. So ist es doch passiert, nicht wahr?«
Efrin Mardy stand noch immer unter dem Einfluss und dem Druck der beiden Hexen. Er sträubte sich dagegen, mir eine Antwort zu geben. Er hatte meine Worte gehört. Sie waren messerscharf in sein Gehirn gedrungen und kämpften jetzt gegen das an, was ihm von den beiden Hexen eingeimpft worden war.
»Abigail Miller und Liz Salem!«, flüsterte ich scharf. »Die beiden sind nicht gut für Sie, Mr. Mardy. Sie können sich nicht auf sie verlassen. Diese Frauen sind gefährlich. Sie versprechen Ihnen alles. Sie machen aus dem Himmel eine Hölle, aber sie werden ihre Versprechen nicht halten. Sie gehören zur Brut des Bösen. Die andere Seite, die Sie immer bekämpft haben, hat Sie zu sich geholt. Und jetzt wollen sie, dass auch Sie den Weg gehen.«
Er öffnete den Mund. Er bewegte ihn nur, doch er sprach nicht. Die Geste erinnerte mehr an ein Raubtier, das gähnte.
»Ich will zu ihr!«
Der Satz überraschte Suko und mich. Ich schaute zu meinem Freund hin. Der hob nur die Schultern. Er hatte demnach auch keine Ahnung, was die Worte zu bedeuten hatten.
»Wer ist sie?«
»Sie wartet. Sie ist so mächtig. Sie war schon immer da. Sie ist die Schlange aus dem Paradies. Wir alle wissen es. Wir kennen die Schlange, aber jetzt weiß ich, wer sie wirklich ist. Sie will auch mich. Sie will mich sogar tot.«
Mir war eine bestimmte Idee gekommen. Ein Name schwebte durch meinen Kopf, und ich sprach ihn leise, aber sehr verständlich für den Pfarrer aus.
»Haben die Frauen von Lilith gesprochen?«
Mit seiner folgenden Reaktion hatte ich nicht gerechnet. Er sprang plötzlich auf, riss auch die Arme hoch. Da glänzten seine Augen wieder. Es war der Schalter, der in seinem Innern umgelegt worden war. Seine Arme zuckten, die Hände wedelten, und er konnte sich nicht mehr zurückhalten.
»Lilith!«, brüllte er. »Ja, ja, sie ist es! Lilith ist es, versteht ihr das? Sie ist meine Göttin. Sie hat ihre Botinnen geschickt. Sie wird herrschen. Hier und an vielen anderen Orten in der Welt. Sie ist unsere neue Sonne!«
Er schleuderte seinen Stuhl zurück. Efrin Mardy war wie von Sinnen, und in seinen Augen schien ein dunkles Feuer zu sprühen.
Suko und mir war klar, dass wir ihn bändigen und den Keim des Bösen aus ihm heraustreiben mussten.
Suko hatte sich bereits von seinem Platz am Fenster gelöst. Er glitt auf den tobenden Pfarrer zu und bekam ihn so zu packen, dass sich der Mann nicht mehr wehren konnte. Seine Arme wurden fest gegen den Körper gepresst. Er strampelte nur noch und schrie dann in den hellsten Tönen, vor denen wir uns erschreckten.
Er war wirklich besessen. Suko hielt ihn nur unter allergrößter Mühe fest. Das passierte ihm, obwohl er nicht eben der Schwächste unter der Sonne war.
Wenn der Pfarrer tatsächlich besessen war, worauf alles hindeutete, dann musste ich mich in der Rolle des Exorzisten sehen, denn ich besaß das nötige Werkzeug. Mein
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