Hexenerbe
hat mir gesagt, er sei auf der Insel Avalon«, widersprach sie. »Das hat er mir selbst erzählt, in einem Traum.« Sie ballte die Hände zu Fäusten. »Er hat mich belogen.«
»Vielleicht hat man ihn von dort weggebracht«, wandte Sasha ein.
»Ja«, hauchte Holly unbehaglich.
Philippe zuckte mit den Schultern. »Wir wissen immerhin, dass Nicole im Hauptquartier ist. Und dass sie mit James verheiratet wurde. Zumindest hat der Mutterzirkel das von seinen Spionen erfahren. Vielleicht ist Jer auch dort.«
Rose hatte die letzten Worte gehört und kam herüber. Nickend sagte sie: »Das kann ich bestätigen. Wir haben eine Nachricht von jemandem dort drin bekommen. Von jemandem, der auf unserer Seite steht«, fügte sie hinzu. »Ich meine, dass Nicole mit James verheiratet ist und sich im Hauptquartier befindet.«
Philippe biss die Zähne zusammen und ballte die Fäuste. Seine dunklen Brauen zogen sich zusammen, und er knurrte: »Das darf auf keinen Fall so bleiben. Wir müssen sie möglichst schnell befreien.«
»Dann weißt du also, wo das Hauptquartier ist?«, fragte Holly gedehnt. »Und du hast es uns nicht gesagt?«
»Ich weiß nicht, wo es ist«, erwiderte Rose barsch. »Das wurde uns noch nicht enthüllt.«
»Wer ist dieser Spion?«, fragte Holly weiter. »Und wenn sie - oder er - so viel weiß, warum verraten sie dir nicht einfach die genaue Lage?«
»Wir wissen nicht, wer es ist«, gestand Rose offen. »Wir haben einen Freund da drin, aber er - vermutlich ist es ein Mann - hat sich uns nicht zu erkennen gegeben. Und was die genaue Lage angeht, so hoffen wir, dass er sie uns irgendwann offenbaren wird.«
»Woher sollen wir dann wissen, dass dieser Freund uns nicht nur mit Fehlinformationen füttert? Uns täuscht?«, beharrte Holly.
»Pablo hat ebenfalls bestätigt, dass Nicole dort ist«, warf Philippe ein. »Er ist ein Seher. Außerdem kann er Gedanken lesen.«
Holly blickte scharf auf. »Und er kann die Adresse auch nicht ... lesen?«
»Denk doch mal darüber nach«, sagte Rose. »Diese Information gehört vermutlich zu den am besten gehüteten Geheimnissen des Obersten Zirkels. Wahrscheinlich haben sie eine Möglichkeit gefunden, sie zu verbergen, sogar vor jemandem wie Pablo. Sie wissen sicher, dass es auf unserer Seite ebenso Gedankenleser gibt wie auf ihrer.«
»Aus meinem Kopf hält er sich jedenfalls besser heraus.« Hollys Tonfall klang angespannt. Barsch. Sie konnte nicht anders. Niemand sollte wissen, wie tief sie gesunken war, um ihren Coven zu schützen ... oder wie weit sie dafür in Zukunft gehen würde, wenn es nötig war.
Ich bin ja selbst nicht sicher, wozu ich bereit wäre.
»Verstanden?«, fragte sie noch barscher.
Philippe blickte überrascht drein, sagte jedoch nichts. Aber sie sah ihm an, wie sich seine Gedanken überschlugen und wie verunsichert er war.
Ihr haltet euch besser alle fern von mir, dachte sie hitzig. Ich bin nicht so, wie ich erscheine. Ihre Hände zitterten vor lauter Wut und Angst, die sich in ihr bekämpften.
»Holly?«, fragte Amanda und trat hinzu. »Alles in Ordnung?«
»Ja. Mir geht es gut«, sagte sie knapp und wandte sich ab.
»Hat Pablo den Ort noch einmal erspüren können?«, fragte Sasha Philippe, vielleicht, um Holly zu besänftigen.
Offensichtlich frustriert schüttelte er den Kopf.
»Dann schlage ich Folgendes vor«, begann Sasha vorsichtig. »Du und Pablo tut euch zusammen, und wir versuchen, mit Nicole in Kontakt zu kommen. Wir arbeiten durch sie weiter, um möglichst das Hauptquartier wiederzufinden.«
Amanda schlug die Hände vor den Mund. »Nicole«, murmelte sie. »O Gott, ich hoffe, es geht ihr gut.«
»Ein solcher Kontakt könnte sie in Gefahr bringen«, wandte Philippe ein. »Wenn die merken, was wir vorhaben ...«
»Ich wüsste nicht, was wir sonst tun könnten«, sagte Sasha. »Und sie ist ohnehin schon in Gefahr.«
Rose hob die Hand. »Vielleicht sollten wir noch einmal in Ruhe über alles nachdenken. Wir überstürzen ...«
»Wir können nicht nur hier herumsitzen und darauf warten, was als Nächstes passiert«, fiel Holly ihr ins Wort. »Wir müssen etwas unternehmen.«
»Sie hat recht«, stimmte Philippe ihr zu und stand auf. »Ich hole Pablo.«
»Erst müssen wir etwas essen«, mahnte Sasha. »Holly hat hart gearbeitet. Sie ist erschöpft, und ich auch. Wir müssen erst wieder zu Kräften kommen.«
Philippe zögerte, dann nickte er. »Eh bien. Du hast recht. Wir müssen stark sein, und gut vorbereitet.« Er blickte
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